Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman
Buhle nicht in unserer Kammer schläft … « , fauchte Maud ihn an. »I ch könnte kein Auge zutun. «
Odon gestand ihr diese Bedingung zu und hieß Adam des Nachts mit seinen Rittern und dem Gesinde in der Halle schlafen.
Elmswick, Ende Mai 1199
W ährend Adam sich langsam eingewöhnte, wartete Odon darauf, endlich Nachricht zu erhalten, wer denn nun König von England werden würde. Er betete mit aller Inbrunst zum Herrn, es möge John sein, denn wenn Arthur den englischen Thron bestieg und ihm zu Ohren kam, wie grausam Odon in der Bretagne gewütet hatte, würde ihn das teuer zu stehen kommen.
Es war zu Himmelfahrt, wie Odon schließlich erfuhr, nur zwei Tage, nachdem John mit einigen Verbündeten in Shoreham an Land gegangen war, dass John Lackland, der jüngste Sohn von Henry II., in Westminster zum König von England gekrönt worden war. Statt seiner Gemahlin war Johns Mutter Eleonore an diesem Tag die Königin an seiner Seite gewesen. Allenthalben sprach man davon, wie gut sie in ihrem Alter noch beieinander war. Schön trotz ihrer längst ergrauten Haare, saß sie noch immer mit Leichtigkeit und Eleganz im Sattel, und wie immer war sie angetan mit feinsten Kleidern und edlem Schmuck.
Doch John hatte es eilig und hielt sich nicht lange in Westminster auf. Gleich nach seiner Krönung scharte er so viele Männer wie möglich um sich und zog mit ihnen quer durch England. Er besuchte die Abtei von St. Edmundsbury und reiste von einer bedeutenden Burg zur anderen, nahm an Jagden und Beizen teil und versuchte, sich die Unterstützung so vieler Lords wie nur möglich zu sichern. Er musste einstige Feinde, von denen einige ihm noch lange misstraut hatten, dazu bringen, nun treue Gefolgsleute zu werden und ihn künftig bei seiner Aufgabe zu unterstützen.
Auch Odon schloss sich dem König an. Er ließ nichts unversucht, um sich unentbehrlich zu machen, und so kam es, dass John ihn schließlich aufforderte, ihm in Kürze auf den Kontinent zu folgen. Überglücklich, weil der König ihn überhaupt wahrgenommen und mit dieser großen Ehre bedacht hatte, kehrte Odon für kurze Zeit heim, um seine Angelegenheiten zu regeln und sich von seinem Weib und seinen Söhnen zu verabschieden, die er für eine geraume Weile nicht wiedersehen würde.
Oakham, Juni 1199
K önig John kam in Begleitung einiger der wichtigsten Männer des Landes auch nach Oakham. De Ferrers, der ihn schon als Knabe gekannt hatte und wusste, wie ehrgeizig und oft schwierig der junge König war, empfing ihn mit großen Ehren. Er verbeugte sich tief, scheuchte seine Ritter, Knechte und Mägde und lud den König mit einer weit ausholenden Geste in seine Halle ein.
William hatte die Ankömmlinge von Weitem beobachtet. Er kniff die Augen zusammen und suchte nach Marguerite im königlichen Tross. Es dauerte nicht lange, bis er sie entdeckte. Ihr Pferd tänzelte auf der Stelle. Vermutlich war es so ruhelos, weil auch seine Reiterin es war. Immerhin hatte sie eine ganze Zeit bei den de Ferrers’ verbracht und war sicher froh, sie wiederzusehen.
Fast ein halbes Jahr war vergangen, seit Marguerite Ferrières an Johns Seite verlassen hatte. Mehr als fünf Monate, in denen William ständig nur an sie hatte denken können. An ihre ausdrucksvollen Augen, in denen Tränen geglänzt hatten, als sie sich mit einem auf seine Wange gehauchten Vogelkuss von ihm verabschiedet hatte. Endlos waren ihm die Tage, Wochen und Monate vorgekommen, die seitdem vergangen waren. Das Leben war ihm während ihrer Abwesenheit farblos und langweilig erschienen. Die Rückreise nach England im Februar hatte er wie im Nebel erlebt. Nicht einmal das erste Frühlingsgrün in Oakham hatte er wahrgenommen. Sogar die Beize und die Arbeit mit den Falken hatten ihm weniger Freude bereitet als üblich.
Nun aber, da Marguerite hier war, bemerkte er, wie herrlich überall um ihn herum die Blumen blühten. Ihre bunten Blütenköpfe nickten fröhlich im leichten Sommerwind. Der Himmel wirkte blauer als je zuvor, die Sonne strahlte wärmer, und die Wiesen erschienen ihm saftiger.
Marguerite war noch viel schöner, als er sie in Erinnerung gehabt hatte. Ich werde ihr sagen, was ich fühle!, dachte William entschlossen. Diesmal werde ich sie nicht wieder fortlassen, ohne dass sie weiß, wie es um mich bestellt ist – ganz gleich, ob es mir zusteht oder nicht!
William sah hinüber zum König, dessen Blick – ein wenig von oben herab, herrisch und Aufmerksamkeit heischend – seine gerade noch
Weitere Kostenlose Bücher