Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman
heimzukehren. Er war so stolz, seiner Mutter, aber vor allem Isaac endlich den langersehnten Enkel vorstellen zu können, dass er es kaum noch erwarten konnte.
William genoss den Ritt durch die Natur, die soeben zu erwachen begann. Er hielt seinen Sohn eng an sich gedrückt auf dem Arm, um ihm Wärme und Geborgenheit zu spenden. »D u wirst sehen, mein Kleiner, Rose duftet nach Mehl und leckeren Pasteten « , flüsterte er dem Säugling zu und küsste ihn auf das kalte Himmelfahrtsnäschen.
Als sie wenige Tage später in den Hof der Schmiede ritten, begann Williams Herz wie toll zu rasen. Einen Augenblick fing er das Bild der friedlich daliegenden Schmiede ein, um es in seiner Erinnerung zu bewahren, dann ließ er sich vom Pferd gleiten. Das Absteigen mit dem Kind auf dem Arm fiel ihm nicht schwerer als mit einem Falken auf der Faust. Sobald auch Marguerite abgesessen war, übergab er ihr das Kind, band die Pferde an und führte sein Weib zur Schmiede.
Doch was war das? Kein Laut kam aus der Werkstatt. William spürte mit einem Mal, wie das Blut durch seinen Körper rauschte. Irgendetwas war nicht in Ordnung! Er öffnete die schwere Holztür und trat ein. In keiner der Essen brannte Feuer, und kein Schmied stand am Amboss. Furcht befiel William.
Marguerite hatte die Schmiede nach ihm betreten und sah ihn fragend an, als er sich zu ihr umdrehte.
»E s muss etwas passiert sein! « Er ließ sie stehen und lief hinüber zum Haus.
Alle hatten sich in Ellens und Isaacs Kammer versammelt. Rose und Jean, Peter und die anderen Schmiede, auch die Helfer und sämtliche Kinder drängten sich schweigend aneinander. Ellen saß auf dem Rand des Bettes, auf dem Isaac grau und eingefallen aufgebahrt war.
Jemand hatte einen Rosenkranz um die ihm verbliebene Hand gewickelt.
Als William eintrat und seine Mutter mit rot geweinten Augen sah, ahnte er, dass er zu spät kam. »I st er tot? « , versicherte er sich trotzdem mit erstickter Stimme.
»E r war sehr krank, mein Lämmchen « , erklärte Rose sanft und breitete die Arme aus, um ihn an sich zu drücken.
William weinte wie ein Kind und sog ihren vertrauten Geruch ein. Er hörte, dass auch Ellen schluchzte. Es quälte ihn zu wissen, dass seine Mutter litt. William löste sich von Rose, ging zu Ellen und legte ihr die Hände auf die Schultern. Dann küsste er sanft ihren ergrauten Scheitel. Obwohl sie noch immer sehr kräftig war, war sie in den gut zwei Jahren, in denen er sie nicht gesehen hatte, stärker gealtert, als er erwartet hatte.
William blickte zu Isaac. Er sah merkwürdig fremd aus. »V ater « , brachte er mühsam hervor, beugte sich zu ihm herab und küsste seine fahle, kalte Wange. Dann fiel er vor dem Bett auf die Knie, presste den Kopf in das Leinen und weinte herzzerreißend. »I ch habe dir einen Enkel mitgebracht « , schluchzte er, »u nd meine Frau. Sieh nur, wie schön sie ist! « Es klang, als glaubte William, er könne Isaac mit diesen Worten zurück ins Leben holen.
Nach einer ganzen Weile erhob er sich, ging hinaus und holte seine Frau in die Kammer.
»D as ist Marguerite « , stellte er sie vor, und Marguerite machte einen tiefen Knicks, als wäre sie nicht die Tochter eines Barons und die Mutter ihres Mannes keine einfache Schmiedin.
Ellenweore stand auf und sah ihr in die Augen. So tief, als könnte sie ihr auf diese Weise bis in die Seele schauen. Dann entdeckte sie das Kind, und eine Träne rollte über ihr Gesicht.
» E r sieht aus wie du « , sagte William sanft.
Ellenweore umarmte ihren Sohn, strich ihrer Schwiegertochter über das Haar und fasste nach dem Händchen ihres Enkels.
Die Schmiede und die Helfer, Jean, Rose und die Kinder, alle verließen einer nach dem anderen die kleine Kammer. Sie schüttelten der Schmiedin und ihrem Sohn die Hand und murmelten Beileidsworte.
Henry ging mit verweinten Augen an William vorbei und sah ihn feindlich an. »D u kommst zur rechten Zeit, nicht wahr? Aber die Schmiede gehört mir, hörst du? Er war mein Vater! «
»I saac war ein großartiger Mann « , sagte William mit gepresster Stimme. »D u wirst ihm ein würdiger Nachfolger sein. Ich bin nicht hier, um dir dein Erbe streitig zu machen. «
Henry nickte beschämt und ging.
William dagegen bat, noch einen Augenblick allein bei Isaac bleiben zu dürfen, und ließ Marguerite in Ellens Obhut. Er setzte sich an das Totenbett seines Stiefvaters und betete.
»D u wärst der beste Großvater gewesen, den sich ein Junge nur wünschen kann « ,
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