Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman
wissen, was er tut. Ich kann ihn nicht zwingen zu bleiben. « Mit diesen Worten drehte er sich um und ging. Sobald er sich jedoch weit genug von allen entfernt hatte, flüsterte er, den Tränen nahe: »W arum, Robert? Was hast du getan, dass du dich davonstiehlst wie ein Dieb? «
Oktober 1201
E inen guten Monat nach Roberts plötzlichem Verschwinden brachte Marguerite einen prächtigen Jungen zur Welt. Er hatte einen entzückenden roten Schopf und war Ellenweore wie aus dem Gesicht geschnitten.
» N ur grüne Augen hat er nicht « , stellte William beinahe eine Spur enttäuscht fest.
»A ch, Liebling, zu Anfang sind die Augen von Säuglingen immer blau. Erst später kann man sehen, welche Farbe sie einmal haben werden. Du solltest die Hoffnung also nicht aufgeben « , munterte ihn Marguerite auf.
William küsste den Jungen liebevoll auf die vorwitzige kleine Nase. »R obert fehlt mir « , murmelte er und wiegte das Kind in seinen Armen. »I ch hätte ihm Richard so gern vorgestellt! « , sagte er sanft und lächelte. Sie hatten den Jungen nach Marguerites Vater benannt, obwohl der erste Sohn üblicherweise den Namen von der Seite seines Vaters bekam. Da er diesen jedoch nicht kannte und sie das Erbe Richard de Hauvilles weiterführten, hatte William den Namen ihres Vaters vorgeschlagen. Er betrachtete den Jungen noch einmal ganz genau und nickte dann. »R ichard ist ein guter Name. «
In den folgenden Wochen verwöhnte William Mutter und Kind, wo es nur ging. Er ließ Marguerite Äpfel und Trauben ans Bett bringen, Küchlein mit Honig für sie backen, die sie stärken sollten, und trug den kleinen Richard jeden Tag ein bisschen mehr herum, zunächst nur in der Kammer, dann bis in die Halle, und später zeigte er ihn allen auf dem Gutshof, so stolz war er auf seinen Sohn.
Marguerite nährte das Kind selbst, obwohl sie sich eine Amme hätten leisten können, und überließ den Jungen zunächst nur hin und wieder, später immer häufiger der Kinderfrau, die sie zuvor ausgewählt hatte. Der Junge gedieh prächtig, und die junge Mutter hatte sich schon bald von den Anstrengungen der Geburt erholt und ging wieder ihren Verpflichtungen auf dem Gut nach.
» W irst du Richard wohl schlafen lassen! « , tadelte sie William mit einem Kopfschütteln, als er das Kind aus der Wiege nehmen wollte. »W ie wäre es, wenn du mich statt seiner küsst? « Sie lachte und breitete die Arme aus.
William umschlang ihre Leibesmitte.
Die Schwangerschaft hatte Marguerite noch schöner und ihren Körper weicher gemacht. William war vollkommen verrückt nach ihr. Seine Hände glitten über ihren Rücken bis zu ihrem entzückenden Hinterteil. Ein schelmisches Grinsen huschte über sein Gesicht. Er erinnerte sich noch genau, wie es gewesen war, als er den reizenden Makel daran entdeckt hatte. Es musste zwei oder drei Tage nach ihrer Hochzeit gewesen sein. Marguerite hatte nackt vor ihm gestanden. Seine Hand war langsam ihren Rücken hinuntergeglitten, bevor er sie umgedreht hatte, um sich an ihrem festen kleinen Hinterteil zu ergötzen. Zunächst hatte er gedacht, sie stehe ein wenig schief, doch der Spalt, der das Hinterteil in zwei recht gleichmäßige Hälften teilen sollte, machte an seinem oberen Ansatz ganz eindeutig einen Knick nach links. William war mit dem Zeigefinger darübergefahren, und sofort hatte Marguerite versucht, sich umzudrehen.
»N icht, bleib so! « , war ihm entfahren. »D as ist reizend! «
»A ber Mutter hat gesagt, ich dürfe es niemandem … «
»S chsch! « , hatte er nur geantwortet und die Stelle mit sanften Küssen bedeckt, die Marguerite Wonnenschauer über den Rücken gejagt hatten.
William spürte, wie bei diesen Gedanken erneut Lust nach ihr in ihm aufkeimte. Er küsste sie und murmelte: »D u bist die schönste Frau der Erde. «
In diesem Moment konnte er nicht anders, als Verständnis für Robert aufzubringen. So schön wie Marguerite war, konnte man es ihm schließlich kaum verdenken, dass er sich in sie verliebt hatte. Zum ersten Mal, seit Robert fort war, glaubte William zu verstehen, warum sein Freund beschlossen hatte, Roford Manor zu verlassen. Es musste einfach zu schmerzhaft gewesen sein, Marguerite zu lieben und sie täglich zu sehen, ohne sie besitzen zu können. Vielleicht war es darum richtig gewesen, dass Robert sich ihrer beider Nähe entzogen hatte. Die unerfüllte Liebe zu ihr musste ebenso grausam gewesen sein wie das ständige Gefühl, seinen besten Freund mit jedem
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