Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman
froh, dass du sie mitgebracht hast, und dankbar, deinen Sohn in den Armen halten zu dürfen. « Ellenweore holte tief Luft. »W enn Isaac das doch auch noch hätte erleben dürfen! Immer wieder hat er davon gesprochen, dass du ihm eines Tages einen Enkel heimbringen würdest « , sagte sie traurig und wischte sich über die Augen.
William legte den Arm um seine Mutter und zog sie an sich.
Rose schniefte kurz, sprang auf und gab Ellen den Säugling, den sie die ganze Zeit geschaukelt hatte, auf den Arm. »I ch muss die nächste Pastete aus dem Feuer holen. «
Ellen wiegte den Jungen, kitzelte ihn am Hals und hauchte ihm einen sanften Kuss auf die Wange. »U h, seine Windel ist voll! « , beschwerte sie sich. » D eswegen hast du ihn überhaupt abgegeben, nicht wahr, Rose? « Sie hielt sich die Nase zu, und als alle lachten, fiel sie prustend ein.
Der Abschied von St. Edmundsbury wenige Tage später fiel William diesmal besonders schwer. Seine Mutter wirkte abgearbeitet. Schon am Tag nach Isaacs Tod hatte sie wieder in der Schmiede gestanden.
Er hatte Isaac nach seinem letzten Besuch nicht lebend wiedergesehen. Was war mit ihr? Würde sie ihre Kräfte schonen oder sich übernehmen? Wie oft würde er noch mit ihr am Tisch sitzen und plaudern können? Und sein Sohn? Würde er noch häufig genug nach St. Edmundsbury kommen, um sich später an Ellen erinnern zu können? William atmete gegen den Druck in seiner Brust an.
Isaacs Tod hatte ein großes Loch gerissen, er fehlte allen. Darum versuchten sie, William zu überreden, noch ein Weilchen zu bleiben. Aber er lehnte ab.
»W ir müssen zurück nach Roford. Ich muss mich um die Falken kümmern « , erklärte er seiner Mutter, als sie allein in der Werkstatt waren und Ellen Isaacs Werkzeug säuberte.
»W as ist mit Robert? Ist er in Oakham geblieben oder mit dir gegangen? « , fragte sie. Offenbar hatte sie nicht bemerkt, dass während ihres Aufenthalts weder sein Name gefallen noch sonst von ihm gesprochen worden war.
»E r hat für mich gearbeitet, ja, aber er ist fortgegangen. « William verschränkte die Arme vor der Brust.
Ellenweore legte ihm trotz seiner abweisenden Haltung die Hände auf die Schultern. »M ir schien, du hättest dir einen besseren Freund als ihn nicht wünschen können. Was ist geschehen? «
» I ch weiß es nicht. Er ist von einem Tag auf den anderen einfach fortgegangen « , murmelte William. Mit sparsamen Worten erklärte er ihr, dass er vermutete, Robert sei in Marguerite verliebt und deshalb verschwunden. Noch nie zuvor hatte er so vertrauensvoll mit seiner Mutter gesprochen.
»I ch habe gefürchtet, sie zu verlieren. Darum bin ich ihm nicht gefolgt « , erklärte er schließlich beschämt.
»D ie Liebe lässt uns manchmal seltsame Wege gehen. « Ellenweore seufzte. »U nd sie straft die unglücklich Liebenden meist am unbarmherzigsten. « Sie legte ihre raue, kräftige Hand auf Williams Arm. Sie hatte Flecken vom Alter darauf, die ihm zuvor nicht aufgefallen waren.
William nickte betreten und scharrte mit dem Fuß über den Boden, wie er es als Junge schon getan hatte. Vielleicht litt Robert ja tatsächlich am meisten. Doch was, wenn auch Marguerite sich nach ihm verzehrte? Die alte Eifersucht versuchte erneut, sich an Williams Herz gütlich zu tun.
Ellenweore sortierte Isaacs Werkzeug in die dafür vorgesehenen Halterungen an der Wand. »V ergebens zu lieben ist schmerzhaft. Es kann Menschen zu schlimmen Dingen treiben. Du kannst das nicht verstehen, schließlich hast du die Frau bekommen, die du liebst. Hast du dir einmal die Frage gestellt, zu welchem Opfer du bereit gewesen wärst, wenn der König sie mit einem anderen vermählt hätte? « Ellen winkte ab. » M anchmal ist eine Liebe unmöglich. « Sie dachte einen Moment nach. »A ber selbst wenn sie gegen alle Regeln verstößt, wenn sie nicht sein darf, aus welchen Gründen auch immer, so ist sie doch niemals etwas Schlechtes, solange sie nur von Herzen kommt und rein und bereit ist, Verzicht zu üben. «
William wunderte sich über ihre rätselhaften Worte und fragte sich, was sie damit meinte.
Ellen blies den Eisenstaub von einer von Isaacs Feilen, fuhr mit einem Lederlappen über den Griff und hängte sie an ihren Platz. »D u hast einmal gesagt, David und Robert seien dir so teuer wie mir Jean und Rose. « Sie machte eine Pause und sah aus, als erinnerte sie sich an etwas. »A uch sie haben mich einmal sehr enttäuscht, doch ich hätte sie um nichts in der Welt
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