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Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman

Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman

Titel: Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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es nur recht und billig, dass sie bei der einen oder anderen Aufgabe hilft « , erklärte er entschlossen. Er drückte ihr einen Eimer Wasser in die Hand und gab ihr den Auftrag, die Badebecken der Falken aufzufüllen.
    Sibylle strahlte ihn an und folgte Robert den Rest des Tages auf Schritt und Tritt. Sie erwies sich weder als eingebildet, noch stellte sie sich bei schmutzigen oder schwierigen Aufgaben wie ein verzogenes Töchterchen an. Schon nach wenigen Tagen traute sie sich, einen Falken auf die behandschuhte Faust zu nehmen und ihm das Zieget zu reichen. Als Zieget bezeichneten die Falkner ein mehr oder weniger fleischiges Körperteil eines kleineren Vogels, einen Schenkel oder einen Flügel, an dem man den Falken zupfen ließ, um ihn zu beruhigen, ohne ihn jedoch zu sättigen.
    Sibylle war immer fröhlich und brachte die Jungen häufig zum Lachen. Sie hielt die Augen offen und half, wo sie konnte. Immer wenn Robert ihr keine Arbeit zuwies, tollte sie mit den Hunden herum, die sie nach wie vor mehr liebte als die Falken. Doch sie begann, die Vögel immerhin zu schätzen.
    »S ie ist ganz anders als ihr Vetter, hilfsbereit und immer guter Laune « , sagte William eines Abends zu Robert, nachdem sie Sibylle zurück zur Burg begleitet und anschließend ein Wettrennen ausgetragen hatten. Keuchend warf er sich ins Gras und schaute in den zart gefärbten Abendhimmel. »N ach ihrer Mutter scheint sie auch nicht zu kommen. Sie sieht ihr nicht einmal ähnlich, bis auf die Farbe ihrer Haare vielleicht « , überlegte er laut. Er hatte die Herrin von Thorne bei ihren Besuchen im Dorf hin und wieder gesehen. »H m, kann sein. « Robert lag bäuchlings neben William, hatte den Kopf in die Hand gestützt und malte mit einem Stöckchen Wellenlinien in die harte Erde. »S ie ist in Ordnung « , beschied er einsilbig.
    »I st sie endlich fort? « , hörten sie plötzlich ein dünnes Stimmchen fragen und sahen sich erstaunt um.
    »N esta, du neugierige Kröte « , knurrte Robert seine Schwester an.
    »I mmer darf sie mit euch herumtollen. Mich nehmt ihr nie mit! « , empörte sie sich. »I ch muss immer nur Essen kochen, Hühner füttern, das Haus fegen und Wäsche waschen. Sie kann den ganzen Tag tun und lassen, was sie will! « Nesta hatte vor Unmut ganz schwarze Augen.
    »S ie ist ja auch die Tochter des Burgherrn « , antwortete Robert schulterzuckend.
    »T rotzdem ist es ungerecht! « Nesta stampfte mit dem Fuß auf.
    »A ch, jetzt sei doch nicht böse auf sie! « William lächelte Nesta versöhnlich an. »S ibylle kann ja nichts dafür, dass sie Sir Ralphs Tochter ist. Eigentlich kann sie einem sogar leidtun. Odon zum Vetter und die Burgherrin zur Mutter zu haben, ist bestimmt nicht leicht. «
    Nesta zuckte mit den Schultern und zog die Nase hoch. »W enn ich dich zu packen kriege, dann kitzle ich dich! « , drohte William und sprang auf.
    Nesta rannte los. »F ang mich doch! « , neckte sie William und wartete, bis er sie fast erreicht hatte, bevor sie laut juchzend davonlief. Als sie sich nach ihm umsah, erkannte er, dass sie ihm schöne Augen machte, und das, obwohl sie doch noch ein Kind war. William schmunzelte, er würde sie nicht mehr so oft kitzeln, damit sie sich nicht falschen Hoffnungen hingab. Eines Tages würden die jungen Männer im Dorf bei ihrem Vater Schlange stehen, doch sie würde den Sohn eines Falkners heiraten. So war es üblich, denn Falkner zu sein, war ein Privileg, das innerhalb der Familie weitergegeben wurde. Keine schlechte Partie, dachte William weich lächelnd.
    »K omm, wir gehen! « , rief Robert und riss William aus seinen Gedanken.
    Die Sonne wärmte beinahe wie im Sommer, obwohl es bereits Herbst wurde, und der Himmel war so strahlend blau und klar, wie er es nur im Oktober zu sein pflegte. William feuchtete seinen rechten Zeigefinger an und hielt ihn in die Höhe. Der Wind kam aus östlicher Richtung, war aber glücklicherweise nicht so heftig, dass er die bevorstehende Beizjagd mit den jungen Merlinen verderben konnte. Sir Ralph und der Fechtmeister waren mit Odon und zwei weiteren Knappen zum Falkenhof gekommen und warteten bereits.
    »I ch habe die Sache mit dem Stein nicht vergessen! « , zischte Odon William zu, als er sich unbeobachtet wähnte. »I rgendwann erwische ich dich allein, und dann wird es dir schlecht ergehen! « Odon spuckte neben William auf den Boden und ging zu seinen Freunden, um sich vor ihnen aufzuspielen, weil er als Erster einen eigenen Falken bekam. Erst als

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