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Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman

Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman

Titel: Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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Bäumen ringsherum in rauen Mengen. Mehr als einmal hatte David schon versucht, sich über sie herzumachen, weil einige von ihnen verführerisch süß nach Birnen dufteten. Einen ahnungslosen, ausgehungerten Wanderer konnten sie so sicher leicht verlocken.
    »N imm dich vor Fremden in Acht « , hörte sie eine innere Stimme sagen.
    »I ch kann ihn doch nicht einfach liegen lassen « , antwortete sie ihr im Flüsterton. Der Fremde sah nicht aus, als könnte er ihr in seinem Zustand ein Leid zufügen. Da er ohne ihre Hilfe vermutlich sterben würde, ging Enid zu ihm, begutachtete das Erbrochene und fand ihren Verdacht bestätigt. Er hatte die Pilze schlecht gekaut und manche von ihnen fast im Ganzen hinuntergeschlungen.
    »K omm « , meinte sie knapp, zog ihn hoch, legte seinen Arm um ihre Schultern, um ihn zu stützen, und schleppte ihn zu ihrer Hütte. Benommen stolperte er neben ihr her und ließ sich willig von ihr führen.
    »O h, Herr, mein Bauch « , stöhnte er, und Enid überlegte, ob wohl alle Männer so einfältig waren wie David, denn ihr Bruder war der einzige Mann, den sie kannte. Die wenigen Fremden, die durch diesen Teil des Waldes kamen, hatte sie immer gemieden, ganz so, wie Nana es ihr beigebracht hatte.
    Dicke Schweißperlen standen auf der Stirn des jungen Mannes und liefen an seinen Schläfen herab. Auch sein Hemd war schweißnass.
    Enid rümpfte die Nase. Auch wenn sein Gesicht nett anzusehen war – er stank grauenhaft. Angewidert drehte sie den Kopf weg.
    Er muss zu Fuß in den Wald gekommen sein, dachte sie. Weit und breit hatte sie weder ein Pferd noch ein Maultier gesehen. Die zerschlissene, vor Schmutz starrende Kleidung sowie der geschwächte Körper, den sie durch sein Hemd fühlte, legten den Schluss nahe, dass sich der Fremde auf der Flucht befand. Enid zuckte unwillkürlich mit den Schultern. Ihr war es einerlei. Schließlich war auch ihre Mutter damals in den Wald geflohen. Sie würde dem Fremden helfen, ohne zu fragen. Er mochte ebenfalls gute Gründe für seine Flucht haben. Und falls er Ärger machte, sobald es ihm besser ging, würden sie und David schon mit ihm fertig werden. Zunächst aber musste sie dafür sorgen, dass er überlebte. Vielleicht erzählte er ihr dann, vor wem er geflüchtet war.
    Als sie sich der Hütte näherten, kam David angelaufen. »E n? « Er sah sie fragend an.
    »W ir müssen ihn hineinbringen. « Sie deutete mit dem Finger erst auf den Fremden, dann in Richtung Hütte.
    David nickte, grinste einfältig und nahm den Mann an die Hand.
    Enid bettete den Fremden auf ihrem Lager und suchte in ihren Vorräten nach dem richtigen Mittel. Sie besaß mehr als drei Dutzend kleiner Tonfläschchen, die sie selbst aus Lehm gefertigt und in einem kleinen Ofen gebrannt hatte. Sie waren mit Kräuterauszügen, Essenzen und Tinkturen gefüllt. Auch den Saft der Tollkirsche, einer ebenmäßig schwarz glänzenden Beere, bewahrte sie in einem solchen Fläschchen auf. Man musste ihn vorsichtig dosieren, denn er konnte tödlich sein. In der richtigen Menge eingenommen, war er indessen das einzige Heilmittel gegen eine Risspilzvergiftung.
    Aufmerksam träufelte Enid einige Tropfen von der Flüssigkeit in einen halb gefüllten Becher Wasser.
    Der Fremde war inzwischen nicht mehr ansprechbar. Vorsichtig hob Enid seinen Kopf an und flößte ihm die Mischung schluckweise ein. Dann zog sie dem armen Kerl die schmutzigen Kleider aus. Seinen mageren Körper wusch sie notdürftig und bedeckte ihn mit ihrer Wolldecke, als er vor Kälte zu zittern begann. Mitleidig betrachtete sie ihn einen Moment. Langsam entspannten sich seine Muskeln, und der Ausdruck auf seinem Gesicht wurde wieder weicher. Das Gegengift begann offenbar zu wirken.
    Beruhigt nahm Enid seine Sachen, ging zum Bach und wusch sie mit dem abgestandenen Urin aus, den sie zu diesem Zweck in einem Tontopf sammelte. Sie schrubbte die Kleider, bis die Flecken weitgehend entfernt waren, und spülte sie gründlich aus. Mit rauen, roten Händen wrang sie die nassen Kleidungsstücke sorgfältig aus und hängte sie an einen Baum. Die laue Luft und der Wind würden sie trotz des bedeckten Himmels schnell trocknen.
    Als Enid die Hütte betrat, kam der junge Fremde gerade wieder zu sich.
    »W o bin ich? « , flüsterte er. Seine Wangen waren eingefallen vom Hunger und wie seine schmalen Lippen noch immer bleich vor Erschöpfung.
    »S chsch. « Enid drückte ihn mit sanfter Gewalt auf das Lager zurück, wandte sich ab und bereitete eine

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