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Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman

Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman

Titel: Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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verraten.
    »M ama! « , sagte die Kleine laut über die Schulter.
    William schloss die Augen und hielt den Atem an. Er glaubte sich bereits verloren.
    » I ch hab sie gleich! « , rief das Mädchen seiner Mutter zu.
    William atmete erleichtert auf und öffnete die Augen.
    Das Kind streckte sein Händchen nach der abgewetzten Puppe aus und zerrte an ihr. Doch die Haare der Stoffpuppe, die aus ungesponnener Wolle waren, hatten sich im Gehölz verfangen.
    William machte sie vorsichtig los und hielt sie dem Mädchen mit einem Lächeln entgegen. Zur Sicherheit legte er noch einmal den Finger auf die Lippen und zog sich noch weiter ins Gebüsch zurück.
    Das Mädchen stand auf und verschwand aus seinem Blickfeld. »G uck, Mylord, ist sie nicht schön? « , hörte William die Kleine sagen und musste trotz des Ernstes der Situation grinsen. Vermutlich streckte sie Odon die Puppe gerade entgegen und machte ihn damit nur noch wütender.
    »L os, weiter « , befahl Odon sichtlich gereizt, ohne auf das Kind einzugehen. Dann hörte William die Männer davonreiten.
    »E in Kobold hat sie mir zurückgegeben « , vernahm er dann die helle Stimme der Kleinen.
    »J a, sicher « , antwortete die Mutter. » K omm jetzt, wir müssen weiter. «
    William spähte aus seinem Busch und sah ihnen nach. Die Mutter, eine junge Bäuerin mit dem watschelnden Gang einer Hochschwangeren, zog das kleine Mädchen hinter sich her. Der Mann, der mit Odon gesprochen hatte, trug einen großen Sack auf der Schulter. Vermutlich waren sie auf dem Weg zum nächsten Markt.
    William atmete erleichtert auf.
    Noch ein paar Mal drehte sich das Kind um und lächelte ihm scheu zu, dann verschwand es zwischen den Bäumen.
    William beschloss, vorläufig lieber nicht weiterzugehen. Es war sicherer zu warten, bis es Nacht wurde, auch wenn er nur langsam vorankommen würde, weil durch die dichten Baumkronen kaum Mondlicht in den Wald fallen konnte. Um nicht im Kreis oder in die falsche Richtung zu laufen, würde er dem Weg folgen müssen. Odon und seine Männer waren nach Norden geritten, also würde er nach Süden gehen. William nahm die letzten Vorräte aus seinem Bündel und begann zu essen.
    Obwohl er bedächtig kaute, um mehr von seinem frugalen Mahl zu haben, war es nicht genug, um satt zu werden. Nach den Entbehrungen im Kerker und der Sättigung danach empfand er den Hunger jetzt noch schlimmer als zuvor. Es war, als wäre er ihm schon entwöhnt und müsste sich erst erneut auf ihn einlassen.
    Geschwächt und verzweifelt führte William seinen Weg fort, sobald das fahle Mondlicht es erlaubte. Immer wieder glaubte er, Odon und seine Männer zu hören, dann verbarg er sich hastig und kroch erst wieder aus seinem Versteck hervor, wenn es so lange ruhig blieb, dass er sicher war, sich getäuscht zu haben. Vermutlich saßen seine Verfolger längst an einem schönen Feuer, schlugen sich die Bäuche voll und berieten, ob sie am nächsten Tag weiter nach William suchen sollten. Irgendwann werden sie aufgeben, dachte er. Ich muss nur lange genug durchhalten und darf mich nicht erwischen lassen.
    ***
    Enid schlich vorsichtig näher. Am Bach, dort, wo das Wasser nur knietief war und gluckernd die großen Kiesel umspülte, kauerte ein fremder junger Mann. Sie erschrak, als er sich taumelnd erhob.
    Er würgte unerwartet heftig, erbrach sich vor die eigenen Füße und schleppte sich schwerfällig ein paar Schritte weiter. Dann sank er auf die Knie und krümmte sich. Er sah aus, als hätte er große Schmerzen.
    Enid huschte auf leisen Sohlen zu einem Busch in seiner Nähe. Von hier aus konnte sie ihn besser beobachten, ohne selbst entdeckt zu werden. Das fadenscheinige, schmutzige Hemd, das der Mann über den dunklen Beinlingen trug, mochte einmal bessere Tage gesehen haben. Doch obwohl er heruntergekommen aussah, fürchtete sich Enid nicht vor ihm.
    Der junge Fremde fuhr sich mit sichtbarer Verzweiflung durch die nassen dunklen Haare, die ihm bis fast zu den Schultern reichten. Er rang röchelnd nach Atem, als bekäme er keine Luft. Seine Augen quollen über vor Tränen, und aus seinem Mund troff reichlich dünnfädiger Speichel.
    Enid war sicher, die Anzeichen einer Vergiftung zu erkennen, und dachte nach. Doch in der Nähe wuchsen keine giftigen Beeren.
    Der Mann lag nun laut stöhnend am Boden, wand sich vor Schmerz und hielt sich den Bauch.
    Eine Kolik, schloss Enid mitleidig. Vielleicht hat er Risspilze gegessen, fiel ihr ein. Sie waren sehr giftig und wuchsen unter den

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