Der silberne Traum - Die Chroniken der Nebelkriege ; 4
einige Luftelementare herauf, die brausend eine Schneise in die diabolische Schar trieben. Auch Dystariel wütete weiter unter den kleinen Teufeln, doch es waren zu viele. Immer mehr brennende Gestalten plumpsten von der Kellerdecke. Vier hingen bereits in Dystariels Nacken und versuchten sie zu beißen. Auch Tandarin verschonten sie nicht. Der alte Elf schrie gellend auf und setzte sich wie damals am Undinensee mit einem silbrig glitzernden Schild zur Wehr. Doch die kreischenden Gliederpuppen hatten seine Bandagen längst in Brand gesetzt.
»Quiiiitsss, hilf uns!«, brüllte Magister Eulertin, während er die Luftelementare zu Tandarin schickte, um dem brennenden Puppenmacher beizustehen. Fi wich soeben einer prasselnden Marionette aus, als der neblige Leib des Poltergeists neben ihnen aus der Kellerwand glitt. Sein hässliches Schlierengesicht verzog sich spöttisch.
»Mach schon!«, zürnte Eulertin, der gleich zwei der lodernden Gliederpuppen gegen die Decke wirbelte. »Oder ich vergesse unsere Abmachung!«
In Quiiiitsss’ Leib rumpelte es unwillig. Die brennenden Marionetten wurden mitten im Angriff angehoben und von geisterhaften Kräften die Treppe zum Nixengewölbe hinabgeschleudert. Schreie hallten herauf, dann zischte es und eine heiße Wasserwolke stob in das Gewölbe.
»Wir müssen hier raus!« Fi hustete und kam sich wie eine Garnele vor, die in einen Kessel mit kochendem Wasser geworfen wurde. Gemeinsam mit den anderen hetzte sie zurück zum Geheimgang und sah noch, wie Dystariel Tandarin aufhob.
Keuchend kletterte Fi hinauf zur Studierstube, gefolgt von Nikk und Magister Eulertin. Dahinter kam Dystariel, die den leblosen Körper des Puppenmachers auf dem Boden ablegte. Der Däumling verschloss die Geheimtür mit einem kräftigen Windstoß und schwebte sofort zu Tandarin.
Der Körper des Puppenmachers sah aus, als hätten sie ihn aus dem Schmelzofen gezogen. Die Bandagen waren völlig verkohlt und die Haut fast überall verbrannt. Tandarin stöhnte vor Schmerzen. Seine Augen suchten Fi, die bestürzt auf ihn hinabsah. »Ich habe es nicht anders verdient«, keuchte er. »Wenigstens … ist es mir vergönnt, in Anwesenheit eines Elfen von der Welt Abschied zu nehmen.«
»Tandarin, Ihr müsst mir sagen, wie ich mich vor Finsterkrähes Marionettenzauber schützen kann«, bat ihn Eulertin. Der Puppenmacher ächzte und Fi sah aus dem Augenwinkel, dass hinter Dystariel auch Quiiiitsss aus der Wand glitt. Die beiden blickten argwöhnisch auf den Sterbenden hinab.
»Nehmt … meinen Stab«, sagte der Puppenmacher mit erstickter Stimme und zog den Narrenstab mit letzter Kraft an die Brust. »Genau wie beim Dreizack der Wogen … liegt darauf … ein Schutzzauber!«
»Danke! Leider kann ich nichts mehr für Euch tun«, erwiderte der Däumling leise.
»Ich weiß.« Die blasigen Lippen Tandarins verzogen sich zu einem bösen Lächeln. »Grüßt mir Morbus, wenn Ihr ihn …« Sein Blick brach und er verstummte. Eine Weile lastete befangenes Schweigen über dem Studierzimmer.
»Ich hatte wirklich gehofft, dass uns Tandarin mehr über die Zeit der Schattenkriege verraten würde«, seufzte der Däumling. Er nickte Dystariel zu, die dem Elfen den Narrenstab aus den Fingern wand. »Und ich hoffe sehr, dass es ihm am Ende doch noch gelingt, den Weg ins Unendliche Licht zu finden. Denn dank ihm haben wir jetzt eine Chance im Kampf gegen Finsterkrähe«, seufzte der Däumling.
»Ich kann Euch leider nicht begleiten«, sagte Nikk niedergeschlagen. »Ich muss mich auf den Weg nach Hause machen. Ich muss versuchen, Effreidon aufzuhalten. Egal, ob man im Palast der Wogen meinen Worten Glauben schenkt oder nicht.«
»Ich verstehe, Königliche Hoheit.« Eulertin schwebte vor den Meermann und nickte. »Dann werden sich unsere Wege jetzt trennen. Lasst uns versuchen, den Feind von zwei Seiten aus zu bekämpfen. Ich verspreche Euch, ich werde in der Zwischenzeit alles tun, um den Hexenmeister aufzuspüren und ihn daran zu hindern, Euren Onkel weiter zu unterstützen.«
»Und wie wollt Ihr ihn finden?«, fragte Fi.
»Mithilfe von Verbündeten«, antwortete der Däumling mit einem listigen Blick. »Doch dazu muss ich zunächst den Thron der Winde aufsuchen.«
»Ihr wollt den Winden des Nordmeers einen Besuch abstatten?« Nikk sah den Magister überrascht an.
Eulertin nickte. »Ich denke schon länger darüber nach. Den übrigen fünf Winden dürfte es nicht gleichgültig sein, dass Finsterkrähe den Nordwind
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