Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der silberne Traum - Die Chroniken der Nebelkriege ; 4

Der silberne Traum - Die Chroniken der Nebelkriege ; 4

Titel: Der silberne Traum - Die Chroniken der Nebelkriege ; 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
Vom Netzwerk:
klopfte die dahinterliegende Wand mit seinem Jagdmesser ab. »Hohl!«, rief er und tastete die Mauerziegel ab. Plötzlich klickte es. Mit einem schabenden Laut schwang die Regalwand vor ihnen auf. Die Geheimtür führte zu einem geräumigen Schacht mit eiserner Sprossenleiter, der sich von oben nach unten durch das komplette Zunfthaus zog.
    »Höchst bemerkenswert!«, sagte Magister Eulertin. »Rauf oder runter?«
    Quiiiitsss’ Schlierenaugen wanderten nach unten.
    Dystariel schwang sich an Nikk vorbei und steckte den Raubtierschädel in den Geheimgang. Ohne weiter auf die anderen zu achten, zwängte sie sich in den Schacht und kletterte kopfüber hinunter.
    »Vielleicht wäre es besser, wenn einer hierbleibt«, meinte Fi.
    »Das ist nicht dein Ernst, oder?«, rief Nikk. »Ich bleibe auf keinen Fall zurück. Wenn Finsterkrähe und mein Onkel Effreidon gemeinsame Sache machen, muss ich Beweise dafür finden.« Er entzündete zwei herumliegende Öllampen an der flackernden Kerze über ihnen, reichte Fi eine davon und kletterte Dystariel hinterher. Selbst Tandarin setzte sich in Bewegung. Eulertin griff ihm mit zwei heraufbeschworenen Luftelementaren unter die Arme und Fi tat ein Übriges, um dem verletzten Puppenmacher nach unten zu helfen.
    Der Schacht endete nach etwa fünf Schritten an einem mit Ziegeln ummauerten Durchlass. Rechter Hand blätterte Putz von der Schachtwand, als wäre dort vor langer Zeit eine Tür zugemauert worden. War das hier nur ein Teil des Kellers?
    Fi ignorierte die zugemauerte Tür und trat mit den anderen durch die Öffnung. Ihnen bot sich ein beängstigender Anblick. Sie standen in einem von zwei miteinander verbundenen Tonnengewölben. Die Luft war unerträglich warm und es roch streng nach Schlacke und Feuer. Kupferne Abluftröhren, aus denen ein schwaches Brausen drang, stachen aus den Kellerwänden und weiter hinten führten weitere Stufen hinab zu einem dritten Raum. Ohne Zweifel hatte hier der Hexenmeister gearbeitet, denn links und rechts von ihnen befanden sich die Werktische, neben denen Scheite aus Golderlenholz aufgeschichtet waren. Viel erschreckender war jedoch die Vielzahl an Marionetten, die an eisernen Haken von der Decke baumelten. Sie waren aus dem rötlich schimmernden Holz der Golderle gefertigt und mit fratzenhaften Gesichtern bemalt. Fi kam es vor, als würden die Puppen sie anstarren. Voller Abscheu musterte sie die schwarze Kleidung, mit der Finsterkrähe die Marionetten angezogen hatte. Sie ähnelten der Tracht der Ratsleute Hammaburgs.
    »Meine Güte«, stöhnte Magister Eulertin. »Endlich begreife ich, warum es Schinnerkroog so leichtfiel, selbst diejenigen im Stadtrat für sich einzunehmen, die sonst erbitterte Gegner seiner Politik waren.«
    »Dann arbeiten er und der Hexenmeister doch zusammen?«, fragte Fi. Sie spähte an den Marionetten vorbei in das benachbarte Gewölbe. Dort schälte sich ein großes, blinkendes Objekt aus dem Halbdunkel, das wie ein Schmelzofen aussah.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete der Däumling, der vorsichtig an die Marionetten heranschwebte. »Schinnerkroog ist auch ohne den Einfluss Finsterkrähes verblendet genug. Oder er hängt längst selbst an den Fäden des Hexenmeisters.«
    »Besser, Ihr berührt die Puppen nicht«, ermahnte Tandarin den Däumling. »Damit stimmt irgendetwas nicht.« Der Puppenmacher trat an eine der Werkbänke heran, auf der ähnliche mondeiserne Werkzeuge lagen, wie er sie vor Kurzem noch selbst besessen hatte: Schnitzmesser, Feilen, Bohrer. Davon abgesehen war der Tisch mit Holzwolle übersät. Besorgt hob Tandarin eine blaue Stoffbahn an, aus der nach einem Schnittmuster Stoff herausgelöst worden war. »Wie ich es befürchtet habe«, ächzte er.
    »Was habt ihr befürchtet?«, wollte Eulertin wissen.
    »Kommt euch die Farbe des Stoffes nicht bekannt vor?« Tandarin deutete auf den puppenhaften Gehrock des Däumlings. »Ich wette, Morbus hat inzwischen auch eine Marionette von Euch angefertigt.«
    »Das ist nicht Euer Ernst?« Der Däumling sah den Stoff bestürzt an.
    »Spätestens als ihr gestern hier wart, hatte Morbus genug Zeit, Euch zu studieren.« Tandarin schnaubte. »Ich hätte es an seiner Stelle ebenso getan. Ihr seid viel zu bedeutend. Euch würde er nicht einfach so umbringen. Im Gegenteil, er weiß genau, dass Ihr Geheimnisse hütet, an die heranzukommen mehr als Mondeisen wert ist. Jetzt dürft Ihr ihm nicht mehr zu nahe kommen, denn dann wird er Euch genauso benutzen wie ich in

Weitere Kostenlose Bücher