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Der silberne Traum - Die Chroniken der Nebelkriege ; 4

Der silberne Traum - Die Chroniken der Nebelkriege ; 4

Titel: Der silberne Traum - Die Chroniken der Nebelkriege ; 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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Lichtung geflogen war und dort im Geäst eines Baumes mit hellroter Rinde auf sie wartete. »Ist das eine dieser Golderlen?«
    Fi folgte seinem Fingerzeig. »Ja!«, rief sie begeistert. Rasch kletterte sie über verschlungene Ranken, kämpfte sich durch die vielen Farne am Boden und näherte sich dem Zauberbaum. Im Wald dahinter entdeckte sie zahlreiche weitere Golderlen. Die kleine Fee hatte sie zu einem regelrechten Hain dieser Zauberbäume geführt.
    »Danke!« Fi sah zu dem winzigen Geschöpf auf, das jetzt über ihr schwirrte, etwas Unverständliches zirpte und dann in die Nacht davonjagte.
    Kurz darauf erschien Nikk an Fis Seite. »Und was hast du nun vor? Kann ich dir irgendwie helfen?«
    »Nein, warte hier.« Fi lief unter dem ausladenden Geäst des Laubbaums hindurch auf die anderen Golderlen zu. Prüfend sah sie zu den Zweigen auf. Sie schloss die Augen, atmete tief ein und stimmte eines der wenigen Zauberlieder an, die sie beherrschte. Glockenhell erfüllte ihre Stimme die Nacht, während sie versuchte mit der Natur eins zu werden. Ein sanftes Prickeln auf ihrer Haut verriet ihr, dass der leise Gesang die Äste, Zweige und Blätter rings um sie herum in Schwingungen versetzte. Zu ihrer Freude antworteten die Zauberbäume auf ihren Ruf mit einem melodiösen Rauschen, das sich harmonisch in ihren Gesang einfügte und sie mit traumwandlerischer Sicherheit zu einer besonders stattlichen Golderle führte. Ganz so, als wollte der Baum sie begrüßen, senkte er einen seiner Äste zu ihr herab. Ohne die zauberkräftige Melodie verstummen zu lassen, nahm sie ihr Schnitzmesser zur Hand und schnitt den Ast ab. Dabei fühlte sie einen stechenden Schmerz, als hätte sie sich in die Hand geschnitten. Doch Fi wusste, dass sie in Wahrheit nur das Leid des Mutterbaums spürte, mit dem sie durch das Lied verbunden war. Der Schmerz verging und Fi schabte vorsichtig die Rinde des Astes ab. Noch immer leise summend steckte sie das Messer weg, hielt den Ast ins Mondlicht und konnte sehen, wie die Säfte aus ihm rannen. Jetzt musste sie rasch handeln. Mit den Händen bog sie das Holz, bis es sich zu seiner endgültigen Form verfestigte.
    Fi wollte gerade zwei Kerben für die Sehne in die Enden des Elfenbogens ritzen, als sie von einem splitternden Laut aufgeschreckt wurde. Sofort verstummte sie und prüfte den fast fertigen Bogen. Hatte sie etwas falsch gemacht? War das Holz irgendwo eingerissen? Abermals vernahm sie ein gedämpftes Krachen. Es kam aus dem Wald und klang wie der Einschlag einer Axt! Erdreistete sich etwa einer der Matrosen, in diesem Hain einen Zauberbaum zu fällen?
    Empört ließ Fi den Bogen sinken und versuchte im Zwielicht zu erkennen, wer oder was das Geräusch verursacht hatte. Da, schon wieder! Ein gedämpfter Hacklaut. Aufgebracht eilte Fi tiefer in den Hain hinein und folgte den Geräuschen, die ganz plötzlich verstummten. Argwöhnisch schlich sie weiter und gelangte auf eine kleine Lichtung, auf der sie im Mondlicht die Reste einer besonders jungen Erle entdeckte. Der Waldboden war übersät mit Rindenstücken und abgeschlagenen Zweigen.
    »Wer war das?«, rief sie wütend.
    Sie erhielt keine Antwort. Nur der Wind rauschte in den Baumkronen und doch fühlte sie sich beobachtet. Irgendetwas stimmte hier nicht. Einer seltsamen Eingebung folgend wirbelte sie herum und bemerkte schräg über sich, auf einer Astgabel, eine hockende männliche Gestalt mit Tragekorb. Der Fremde war in ein tarnendes Blättergewand gehüllt und hielt einen merkwürdig verdrehten Stab mit Bändern am Ende in der Hand. Unter der Kapuze lugten weiße Haare hervor. Offenbar hatte er nicht damit gerechnet, entdeckt zu werden, denn er fuhr erschrocken hoch und flüchtete in die Dunkelheit.
    Fi ließ den noch nutzlosen Bogen fallen, schwang sich an einem tief hängenden Zweig kopfüber in die Baumkrone und kletterte dem Unbekannten hinterher. Bei allen Schatten, der Kerl konnte ungewöhnlich gut das Gleichgewicht halten. Geschickt tänzelte er den dicken Ast entlang und hechtete von dort hinüber zu einem der Nachbarbäume. Fi setzte ihm mit katzenhafter Gewandtheit nach und landete hart auf einem knorrigen Ast.
    »Bleib stehen!«, rief sie. Doch der Fremde ließ sich nicht beirren. Längst hangelte er sich am Stamm empor, griff nach einer Ranke und schwang sich zum nächsten Baum. Fi konnte nicht fassen, wie schnell der Unbekannte war. Doch was er konnte, konnte sie auch. Mit einem wütenden Schrei rannte sie den Ast entlang und

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