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Der silberne Traum - Die Chroniken der Nebelkriege ; 4

Der silberne Traum - Die Chroniken der Nebelkriege ; 4

Titel: Der silberne Traum - Die Chroniken der Nebelkriege ; 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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packte eine Ranke. Sie stieß sich ab und sauste in weitem Bogen durch die Luft. Der Unbekannte hatte kurz vor ihr eine Hängebrücke erreicht, auf der sie nun ebenfalls landete. Die Brücke schwankte heftig unter dem Aufprall der beiden und das Reißen von Pflanzenfasern war zu hören. Fi rang noch mit ihrem Gleichgewicht, während der Flüchtende leichtfüßig auf eine hölzerne Plattform sprang. Plötzlich ertönte ein hässliches Geräusch und die Hängebrücke sackte jäh unter ihr weg. Kreischend griff Fi noch nach einem der Rankenstränge, die das Geländer der Brücke bildeten, dann prallte ihr Körper auch schon gegen den Stamm unterhalb der Plattform. Sterne tanzten vor ihren Augen, doch Fi hatte nur einen Gedanken: Nicht loslassen! Ächzend spähte sie nach unten. Sie baumelte fast zehn Meter über dem Waldboden und abgesehen von den Farnen weit unter ihr gab es nichts, was einen Sturz hätte abbremsen können.
    »Und jetzt?«, zischte es von oben. »Was, wenn ich dich fallen lasse?«
    Fi hob den Kopf. Keine vier Schritte über ihr stand der Fremde im Blättergewand. Er stemmte sich mit einem Bein gegen die Brüstung der Plattform und hielt den Rankenstrang, an dem sie baumelte, fest mit beiden Händen umschlossen. Der eigenartig verdrehte Stab lehnte am Geländer der Plattform. War der Kerl ein Zauberer? Als wollte er seinen Worten Nachdruck verleihen, ließ er die Ranke ein kleines Stück durch die Finger gleiten.
    »Nicht!«, keuchte Fi erschrocken.
    »Hörst du auf, mir nachzustellen, wenn ich dein armseliges Leben rette?«
    Der Dialekt des Fremden klang irgendwie vertraut.
    »Ja, ich höre auf«, stöhnte Fi.
    »Siehst du den Ast da hinten?« Er deutete mit dem Kinn zum Ast eines Nachbarbaums schräg unter ihr, der leider unerreichbar für sie war. »Ich helfe dir dorthin. Von da aus solltest du leicht nach unten klettern können.«
    Fi musterte kurz den rettenden Ast und nickte. Ihr wahres Interesse galt jedoch dem Gesicht des Unbekannten, das kurz unter der Blätterkapuze hervorlugte. Sie sah Falten und Altersgrübchen auf heller Haut und Augen mit katzenhaften Zügen. Aber das konnte nicht möglich sein!
    »Ich warne dich«, kam es angestrengt von oben. »Noch einmal werde ich nicht so freundlich sein.« Er begann damit, die Ranke hin- und herpendeln zu lassen. Fi unterstützte sein Bemühen, indem sie sich mit den Füßen vom Baumstamm abstieß. Sie wartete, bis sie genug Schwung hatte, ließ los und stürzte auf den rettenden Ast. Sie klammerte sich an der Rinde fest und zog sich rasch nach oben. Als sie zu dem eigentümlichen Fremden aufsah, rückte er seine Kapuze zurecht, beäugte sie ein letztes Mal und verschwand mit dem Stab in der Dunkelheit.
    Fi konnte immer noch nicht glauben, was sie gesehen hatte.
    »Fi, wo bist du?«, hörte sie Nikk rufen, gefolgt vom Geräusch knackender Zweige.
    »Hier oben!« Fi begann mit dem Abstieg. Als sie endlich den Boden erreichte, brach Nikk durch das Unterholz. Er hielt einen der Leuchtkürbisse in den Händen und hatte sogar den noch unfertigen Bogen bei sich. Bestürzt starrte er erst die Reste der Hängebrücke und dann Fis mit Schrammen übersätes Gesicht an. »Bei der Macht der Gezeiten, was ist passiert?«
    Fi sah wieder zu der Plattform auf. »Ich hatte eben eine ziemlich eigenartige Begegnung.«
    Der Meermann sah Fi irritiert an. »Aber hier ist niemand außer uns.«
    »Bist du dir sicher?«, erwiderte Fi. »Nikk, ich bin gerade einem Elf begegnet. Und ich glaube, er war sehr alt.«

Berchtis’ Spiegel
    D er geheimnisvolle Kurs, der vom Meer aus nach Jada’Maar führt, ist nur den Klabautern bekannt«, erklärte Magister Eulertin mit Nachdruck. »Und wir hätten es erfahren, wenn eines der Schiffe noch einen Angehörigen deines Volkes mitgebracht hätte.« Der Däumling flog auf einem Eichenblatt voraus und führte Fi und Nikk mit seinem winzigen Zauberstab am Ufer eines der alten Kanäle entlang durch die Nacht, geradewegs auf eine mannshohe Hecke aus verschlungenen Zweigen zu, die zwischen den Elfenbäumen aufragte.
    »Und wenn in Jada’Maar doch noch Elfen leben?« Fi stellte die Frage nicht ohne Hoffnung.
    »Das wäre mehr als erstaunlich«, erwiderte Eulertin zweifelnd. »In diesem Fall hätten sie sich all die Jahre sowohl vor den Klabautern als auch vor den Nixen verborgen gehalten. Warum hätten sie das tun sollen?«
    »Dieser Elf erschien mir recht alt«, meinte Fi.
    »Willst du andeuten, dass er vielleicht einer deiner Ahnen ist, die

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