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Der silberne Traum - Die Chroniken der Nebelkriege ; 4

Der silberne Traum - Die Chroniken der Nebelkriege ; 4

Titel: Der silberne Traum - Die Chroniken der Nebelkriege ; 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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hatten. Ja, ich denke, das kann man so sagen.« Er lachte freudlos und Fi fragte sich, was Tandarin damit meinte. Doch der Elf ließ sich nicht weiter in die Karten blicken. »Ich habe also durchaus die Hoffnung«, fuhr er unbeirrt fort, »dass ich dieses Füllhorn dazu bringen kann, seine Kraft zu entfalten. Ich bin jetzt eintausendzweihundertsechzehn Jahre alt. Ich habe leider keine andere Wahl. Schaffe ich es nicht, mein Leben noch einmal auf magische Weise zu verlängern, werde ich bald sterben.«
    »Ich zerfließe vor Mitleid.« Loreline und ihre Dienerin machten ihm Platz. »Also gut, nimm dir das Horn.«
    Tandarin lachte heiser und sah fast belustigt auf seine nasse Gauklerkleidung herab. »Lasst Euch von meinem Äußeren bitte nicht täuschen, Euer Wohlgeboren. Ich bin in Wahrheit alles andere als ein Narr. Wie sagtet Ihr vorhin so schön? Nur der rechtmäßige Besitzer vermag das Füllhorn unbeschadet von hier zu entfernen. Und noch seid Ihr das!« Er zwinkerte Loreline zu. »Wenn ich Euch also um eine kleine Handreichung bitten dürfte? Ich möchte Eure lauschige Grotte nur ungern mit Undinenblut besudeln.«
    »Dafür wirst du büßen!«, erwiderte Loreline eisig.
    »Ja, ich weiß«, antwortete Tandarin müde. »Nach meinem Tod. Und nicht nur dafür, sondern auch für viele andere schändliche Taten. Das ist ja der Grund, warum ich so an meinem armseligen Leben hänge. Und jetzt bewegt Euch, wenn Ihr Eure Dienerin retten wollt.«
    Loreline nickte den Nereiden zu. Die Wasserelementare vereinten sich zu einer hohen Welle, die die Undine aus dem Becken hob und von dort aus gurgelnd in Richtung Nische spülte. Fi und Nikk traten hastig beiseite, als sie wütend das Füllhorn von dem Ständer nahm. »Wie kann ich sicher sein, dass du meine Dienerin am Leben lässt?«, wollte Loreline wissen.
    »Gar nicht«, antwortete Tandarin. »Ihr müsst den Worten eines alten Mannes vertrauen, der kein Interesse hat, sein Gewissen weiter zu belasten. Und jetzt übergebt das Füllhorn der Elfe.«
    »Wie bitte?« Fi schüttelte den Kopf. »Ich habe nichts mit dir zu schaffen, du widerliches Scheusal!«
    Tandarin funkelte sie verärgert an und hob die Marionette. »Im Augenblick muss ich mich zwischen meiner kleinen Spielerei und dem Füllhorn entscheiden. Du solltest also besser gehorchen.«
    Loreline drückte Fi das magische Füllhorn in die Arme und sah sie beschwörend an. Doch Fi hatte nur Augen für das magische Gefäß, das ihr so unverhofft anvertraut wurde. Es war etwa so schwer wie ein gefüllter Pfeilköcher und im Innern schwappte ein silbriger Nektar, der köstlich nach Honig roch. Fi warf Nikk, der nur auf eine Gelegenheit zu warten schien, sich die mondeiserne Harpune zu schnappen, einen hilflosen Blick zu, dann stieg sie mit dem Füllhorn ins Wasser. Prustend schwamm sie hinüber zum Wasserfall, wo das Becken flacher war und sie wieder stehen konnte.
    »Na siehst du, geht doch!«, sagte Tandarin. »Und jetzt hinter den Wasserfall mit dir. Wenn uns jemand folgt, stirbt die Undine!«
    Tandarin hob warnend die Gliederpuppe und trat neben Fi durch den Wasserfall. Auch Dystariel setzte sich mit ihrer Gefangenen in Bewegung. Wasser prasselte auf Fi nieder, doch das Füllhorn blieb so schwer wie zuvor. Kein Tropfen drang ins Innere. Als Fi wieder sehen konnte, fand sie sich in einer blau gekachelten Säulenkammer wieder. Der Raum war über und über mit Einlegearbeiten aus Muscheln verziert und mit Wasser geflutet, das ihr bis zur Hüfte reichte. Zwei Baldachinbetten aus weißem Meerschaum erhoben sich zwischen Säulen, von denen halb transparente Vorhänge fielen.
    Tandarin bewegte die Fäden der Gargylenmarionette und Fi musste mit ansehen, wie Dystariel die gefangene Undine bewusstlos schlug und neben sich ins Wasser warf.
    »Bitte«, hub Fi an. »Keine weiteren …«
    »Halt den Mund!«, fauchte Tandarin. »Nur eine falsche Bewegung und ich sorge dafür, dass sich die Gargyle deiner annimmt.« Er zog abermals an den Fäden der Marionette. Dystariel stapfte mit leerem Blick zurück zum Portal hinter dem Wasserfall und schloss die schweren Flügeltüren. Der Elf hob die Linke und summte angestrengt eine Zaubermelodie, woraufhin sich die Fuge zwischen den Flügeltüren schloss.
    »So, das sollte unsere Gastgeberin eine Weile davon abhalten, uns zu verfolgen. Und jetzt Beeilung!« Er nickte in Richtung eines Treppenaufgangs mit abgerundeten Stufen, über die beständig Wasser sprudelte. »Wenn wir oben sind, will ich

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