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Der silberne Traum - Die Chroniken der Nebelkriege ; 4

Der silberne Traum - Die Chroniken der Nebelkriege ; 4

Titel: Der silberne Traum - Die Chroniken der Nebelkriege ; 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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Schmetterlingen, Libellen und Blüten gefüllt waren. Dazwischen lagen goldene Ringe, Ketten aus Schneckengehäusen und verspielte Muschelkränze. Fi hob eine der Perlenketten an und betrachtete sie fasziniert. Mit schlechtem Gewissen legte sie sie wieder zurück in die Schmuckschale und verzichtete darauf, die vielen Kämme und Bürsten, weichen Schwämme und Salbentöpfe näher in Augenschein zu nehmen.
    Nikk beugte sich derweil über eine Truhe, die über und über mit rund geschliffenen Flusskieseln gefüllt war. Seine Aufmerksamkeit galt jedoch einer Harpune mit mondeiserner Spitze, die quer darüberlag. Schließlich lief er an einigen Marmorplatten entlang, die beiden schräg gegen die Höhlenwand lehnten. Sie zeigten Wassermänner mit Flossenohren und verführerische Undinen im Wellenspiel. Fi wollte sich gerade einem mit Wasser gefüllten Kristallgefäß zuwenden, in dem orangefarbene Goldwelse gründelten, als Nikk vor einer geräumigen Nische in der Grottenwand stehen blieb und ihr hektisch zuwinkte. Sie eilte zu ihm und atmete scharf ein. Sie hatten das magische Füllhorn der Träume gefunden!
    Das trichterförmige Gefäß ruhte in einem eigens dafür gefertigten Ständer aus Silber und war eines der faszinierendsten Objekte, die Fi je zu Gesicht bekommen hatte. Von der verdrehten Spitze am unteren Ende bis hin zu der mit goldenen Schmuckbändern umfassten Öffnung maß das Füllhorn etwa drei Ellen. Es bestand aus einem bläulichen Material, das Fi unwillkürlich an schimmernden Mondstein erinnerte. Je nachdem, wie man den Kopf neigte, zeichneten sich auf der Oberfläche des Füllhorns wolkenartige Licht- und Schattenspiele ab. Fi spürte mit jeder Faser ihres Körpers den Zauber, der von dem Füllhorn ausging. Als Nikk nach dem Behältnis greifen wollte, hielt Fi ihn zurück. »Nein, das dürfen wir nicht. Es ist falsch, das fühle ich!«
    »Was?«, rief Nikk fassungslos. »Muss ich dir noch einmal erklären, wie viel von diesem Füllhorn abhängt?«
    »Trotzdem, es ist falsch.« Fi sah Nikk gequält an. »Die Feenkönigin hat uns auch geraten, auf unsere Herzen zu hören. Und genau das tue ich jetzt. Dass wir auf eine Gargyle gehört haben, war schon schlimm genug. Und das Eindringen in die Grotte …« Sie schüttelte den Kopf. »Es kommt mir wie ein Verrat an Loreline und Egbert vor. Wir sind ihre Gäste!«
    »Und was, wenn uns der Feind zuvorkommt, nur weil du so zögerlich bist?«, herrschte Nikk sie an. »Wir müssen das Füllhorn mitnehmen.« Nikk schüttelte Fis Hand ab. »Du hast deine Entscheidung getroffen, Fi. Ich treffe meine.«
    Er wollte abermals nach dem Füllhorn greifen, als inmitten des Rauschens, das die Grotte erfüllte, ein Plätschern zu hören war. Die beiden fuhren herum und Fi wurde blass. Im Wasserbecken hinter ihnen waren Loreline und ihre Dienerinnen aufgetaucht. Die nassen Haarsträhnen der Undinen begannen ein seltsames Eigenleben zu entwickeln und reckten sich wie zum Biss bereite Schlangen aus dem Wasser.
    »Rührt das Füllhorn nicht an, Prinz Nikkoleus!«, rief Loreline mit scharfer Stimme. »Ihr bringt damit nur Unglück über uns!«
    »Euer Wohlgeboren, ich …« Nikks Blick wanderte zwischen den Undinen und Fi hin und her. »Wir sind hier, weil …«, er schluckte, als wäre er gerade erst zur Besinnung gekommen, »weil wir ein solches Unglück abwenden wollen.«
    »Nein, Ihr beschwört es geradezu herauf!« Kalte Wut sprühte aus Lorelines grünen Augen.
    Fi wagte kaum, die drei Nixen anzusehen, so sehr schämte sie sich.
    »Loreline, bitte.« Nikk sah die Undine flehend an. »Hier in Rüstringen sind finstere Kräfte am Werk, die den Wettbewerb, den ihr ausgerufen habt, hintertreiben. Dunkle Zauberer versuchen sich des Füllhorns zu bemächtigen.« Er beschrieb den Undinen mit verzweifelten Worten, was sie herausgefunden hatten. Doch weder Loreline noch ihre Begleiterinnen wirkten beeindruckt.
    »Königliche Hoheit!« Lorelines Worte klangen, als habe sie ein unflätiges Wort in den Mund genommen. »Ihr seid nicht besser als jene, die den Wettbewerb auf unsaubere Weise zu gewinnen hoffen, denn Ihr seid unerlaubt in die Grotte eingedrungen.« Sie schwamm näher an den Beckenrand heran und die beiden Dienerinnen folgten ihr mit bösen Blicken. »Glaubt Ihr wirklich, mir wäre entgangen, dass bei dem Wettbewerb mit unlauteren Mitteln gespielt wird? Doch auf diese Weise lässt sich das Füllhorn nicht gewinnen. Es geht nicht nur darum, als Sieger aus dem Wettbewerb

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