Der Skandal (German Edition)
of Police werden wollen.«
Muller öffnet die Autotür und setzt sich hinters Steuer.
»Wenn Sie so gut informiert sind, Andersson, dann können Sie mir doch sicher sagen, wer Brewer deckt.«
Obwohl Christina ahnt, dass Muller auch das längst weiß, sagt sie: »Milosz? Der Bürgermeister? Oder noch höhere Stellen.«
Muller atmet tief durch. »Sehen Sie, genau das meine ich. Irgendetwas ist im Gange, und ich soll offenbar nichts davon merken.«
»Vielleicht haben Sie Einblicke in gewisse …«
»Natürlich habe ich Einblicke!«, unterbricht Muller sie ungehalten. »Glauben Sie, Milosz hat seinen Aufstieg aus eigener Kraft geschafft?« Ihre Lippen werden schmal. »Übrigens, Sie sollten auch keinem Ihrer Kollegen vertrauen. Oft sind die, die uns am nächsten stehen, die Verräter.«
Christina ist sprachlos.
»Ach …«, fügt Muller noch hinzu, »das mit der Mine und Adam, das behalten Sie für sich, ja?«
»Aber es ist kein Geheimnis.«
»Nein, aber man muss die Leute nicht mit der Nase draufstoßen.«
Christina beobachtet, wie der schwarze Mercedes losfährt und im fließenden Verkehr immer kleiner wird. Sie hat geglaubt, sie wird von Muller unterstützt, aber allmählich kommen ihr Zweifel.
»Ich kann nicht dauernd den Kopf hinhalten, Carl!« Milosz steht aufgebracht mitten in Ochs’ Büro.
»Komm, setz dich erst mal«, sagt er und schenkt dem Chief of Police einen Scotch ein. »Also, Stan, worum geht’s?«
Milosz wirkt nicht sonderlich entspannt, als er sich ächzend in einen der Ledersessel sinken lässt und seine Polizeimütze auf den Glastisch vor sich legt.
»Brewer«, sagt Milosz, nachdem er einen Schluck getrunken hat, »hat eine interne Untersuchung am Hals.«
»Wieso?« Ochs setzt sich ihm gegenüber. Heute lässt er den Scotch ausnahmsweise aus.
»Wieso?« Milosz ist geladen. »Weil er ein verfluchter Hurensohn ist!«
»Nun mal langsam, Stan, seine Tochter ist immerhin mein Patenkind.«
Milosz macht eine wegwerfende Handbewegung. »Ja, ja … Es ist der Fall Andersson, über den er stolpert.«
Ochs tut einen Moment so, als müsse er nachdenken. »Das ist doch diese Polizistin, deren Bruder …«
»Ja, genau.« Milosz nickt. Die Polizeimütze hat auf seinen grauen Haaren einen kranzförmigen Abdruck hinterlassen. »Brewer hat irgendeinen verdammten Junkie als Täter angeschleppt und ihn dann dermaßen fertiggemacht, dass der sich in der Zelle erhängt hat.« Milosz trinkt noch einen Schluck und sagt dann: »Weißt du, Carl, Ehrgeiz kann ja eine nützliche Tugend sein, aber zu viel davon ist gefährlich.«
»Hm. Und wer hängt ihm die Untersuchung an?«
»Die Mutter des Junkies.«
Ochs steht auf und schenkt sich jetzt doch ein Glas ein. »Und, gibt es keine Mittel und Wege, die Sache im Sand verlaufen zu lassen? Es kann doch nicht sein, dass die Karriere eines vielversprechenden Mannes wie Brewer durch so eine dumme Geschichte ruiniert wird!«
Wieder ballt sich diese Wut in ihm zusammen. »Weißt du, wir können die Schalthebel doch nicht diesen blutleeren Bürokraten überlassen! Nur weil die guten Leute mal Fehler machen, oder? Es geht um Persönlichkeiten, Stan! Unser Land braucht wieder Persönlichkeiten!« Er setzt sich wieder, trinkt den Scotch in einem Schluck aus.
»Mag schon sein«, sagt Milosz ungehalten, »aber ich hab dir schon mal gesagt, dass ich meine schützende Hand nicht ewig über deinen Wunschkandidaten halten kann.«
»Stan«, sagt Ochs, der sich jetzt wieder einigermaßen ruhig fühlt, »wir beide halten ihn doch für sehr fähig. Er soll dein Nachfolger werden. Darüber waren wir uns doch einig.«
»Dazu muss er erst mal Captain werden, und wenn er so weiter macht …«, wendet Milosz ein.
»Dazu muss der Posten des Captains erst mal frei werden, Stan«, berichtigt Ochs.
»Ich weiß, Carl«, räumt Milosz ein, »wir beide mögen Captain Muller nicht besonders, aber sie hat sich nichts zuschulden kommen lassen.«
»Jeder hat ’ne Leiche im Keller, das müsstest du doch wissen. Aber darum geht es jetzt nicht«, sagt Ochs großmütig. »Wir beide lieben doch Football, nicht wahr. Ich persönlich fand die Defense schon immer den wesentlich spannenderen Part.« Er setzt sein bekanntes Lächeln auf, beugt sich vor und sagt: »Als Erstes muss Brewer diese Untersuchung loswerden. Das dürfte doch nicht so schwer sein.«
Milosz seufzt.
Ochs springt auf. »Komm her!«
Mühsam und widerwillig gehorcht Milosz und folgt Ochs zur Wand neben dem
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