Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Sodomit

Der Sodomit

Titel: Der Sodomit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.B. Sasori
Vom Netzwerk:
Stimme. Er schob ihm etwas Weiches unter den Kopf. „Bewege deine Beine.“
    Josias zog sie an und streckte sie aus. Es zog im Rücken, aber es war auszuhalten. Das Einzige, was nach wie vor brannte, war eine Stelle auf seiner Schulter. Er versuchte mit dem Arm dranzukommen, aber es gelang ihm nicht.
    „So heiß.“ Hatte sich die Flamme durch seinen Traum gebrannt?
    Der Mann zeigte ihm ein Fläschchen. „Ich habe deine Wunde gereinigt. Gleich hört das Brennen hoffentlich auf, aber so genau kann ich dir das nicht sagen.“
    „Kein Feuer?“
    „Nein.“ Der Mann schüttelte den Kopf. „Es fühlt sich nur danach an, was es für dich nicht angenehmer macht.“
    Josias fielen die Augen zu, dabei hätte er dem Mann gerne länger zugehört. Überhaupt war es schön, dass er nach ihm sah.
    „Morgen früh komme ich wieder“, versprach die tiefe Stimme. „Schlaf jetzt.“
    Das   mache ich,  konnte er nur noch denken.
     
    *
     
    Gerade mal ein Mann. Unter dem Dreck waren die Haare vermutlich hellbraun. Mihály zog die Decke über den Riss, der auf der weißen Haut rot leuchtete. Das Brennen des Alkohols hatte Josias geweckt. Das Zeug kam ohne Umwege aus der Hölle. Ein Wunder, dass die Haut um die Wunde keine Blasen warf.
    Im Schlaf verzog Josias das Gesicht. Was er wohl träumte? Von Stöcken und Schmerz. Vielleicht auch von einem Mädchen, in das er sich verguckt hatte. Es würde ihn nicht erhören. Dass er auf seinem verkrampften Hals einen schönen Kopf trug, interessierte sie nicht. Sie sah nur den Buckel. Mihály beugte sich weiter über den Schlafenden. Es war ganz leicht, sich die Dreckkrusten wegzudenken und darunter ebenmäßige Züge zu erkennen. Die Lider waren geschlossen aber die Augen, die sie verdeckten, waren leuchtend und hell. Ein offener, beinahe trotziger Blick.
    „Du forderst dein Leben heraus.“ Dasselbe tat er jedes Mal, wenn er mit Silas zum Leichenraub loszog.
    Behutsam strich er mit der Fingerspitze über die Nase. Kleine Dreckbrocken rieselten hinab.
    Dieser Mann war dem Tod knapp entkommen. Der Wunsch, zu leben, hatte trotz seiner erbärmlichen Lage in seinen Augen gebrannt.
    Wollte er nicht einen Gesellen? Bei ihm war Josias sicher vor Anfeindungen. Aber konnte er ihm auch vertrauen? Ein falsches Wort lieferte ihn an den Galgen.
    Ein Hund, den man vorm Verhungern rettete, biss einen nicht.
    Die Sehnsucht, endlich wieder einem Menschen vertrauen zu können, drückte von innen gegen seinen Brustkorb. Josias musste nicht alles von ihm wissen, aber die Forschungen ließen sich kaum vor ihm verheimlichen, wenn er bei ihm leben würde. Ob er es wollte? Bei Barti konnte er offenbar nicht bleiben. Wenn er sich allein durchschlug, wurde er für jeden ein Opfer, der Lust am Quälen empfand. Auf den Straßen wimmelte es vor Wegelagerern. Ein Krüppel war ein willkommenes Spielzeug.
    Du bindest dir aus Mitleid einen Buckligen ans Bein?
    Ja. Und wenn schon. Er brauchte zwei weitere helfende Hände.
    Krug und Becher ließ er neben Josias stehen. Wenn er später noch einmal aufwachte, war er dankbar dafür.
    Mihály zog die Schuppentür hinter sich zu und wurde im selben Moment von einer kalten Nacht umfangen. Um ihn her war alles still.
    Ob er selbst zur Ruhe kommen würde? Tausend Gedanken gingen ihm während des Heimweges durch den Kopf. Wenn Josias so verständig war, wie es den Anschein hatte, und wenn er zustimmte, für ihn zu arbeiten, dann änderte sich nicht nur das Leben des jungen Mannes, sondern auch seines. Wollte er das?
    Verantwortung für einen Menschen übernehmen, ihn in das eigene Leben blicken lassen, ihn die meiste Zeit des Tages um sich haben?
    Es war müßig, darüber nachzudenken. Vorher musste er Josias fragen.
    Wie jede Nacht kam ihm auch diese sein Haus zu dunkel und zu kalt vor. Und zu einsam. Den Atem eines anderen zu hören und zu wissen, dass er nicht allein war, war ein schöner Gedanke.
     
    *
     
    Da ging er hin. Die Laterne schaukelte an seiner Hand und der Schritt des Arztes war nur halb so schnell, wie es eine finstere und kalte Nacht gebot. Er grübelte. Attila sah es ihm regelrecht an, als Szábo den Hof verließ. Dann war der Gute zur dunkelsten Stunde gekommen, um noch einmal nach seinem Patienten zu sehen. Braver Mann! In seinen Händen war Josias besser aufgehoben, als in denen seines Bruders. Wer in Leventes Badehäusern landete, wurde früher oder später von einem erigierten Geschlecht gepfählt. Welcher Vater wünschte sich dieses Schicksal für seine

Weitere Kostenlose Bücher