Der Sodomit
öffentlichen Plätzen? „Pack dich, oder ich lasse dich aufgreifen.“ Sollte er ihn nicht besser melden? Beim nächsten Mal. Jetzt gab es Wichtigeres.
Er eilte über die Straße, bis er vor Bartis Haus stand. Nanu? Eine verschlossene Tür? Mitten am Tag? Hatte der Halsabschneider und Pillendreher Kundschaft nicht mehr nötig? An der Seite gab es einen Durchgang nach hinten. Vielleicht sortierte Barti Waren ins Lager.
Der Hof war leer. Die Hintertür zur Apotheke stand einen Spalt auf. Dann war seine Vermutung mit dem Lager richtig gewesen.
Was waren das für seltsame Geräusche? Grunzen? Stöhnen? Es klang dumpf. Ging es dem alten Kerl schlecht? Warum therapierte er sich mit seinen Pülverchen nicht selbst? Ein Klatschen mischte sich zu den anderen seltsamen Geräuschen.
Gott im Himmel! Das Stöhnen klang zu sündhaft, um von einem Kranken zu stammen. Leise zog Tamás die Tür weiter auf. Im Halbdunkel des Lagerraumes hing Barti über einer Kiste. Hinter ihm kniete sein Geselle. Beide ohne Hosen. Der Junge krallte sich an Bartis Hüften und rammte ihm seinen Schwanz ins Loch. Das konnte nicht wahr sein! Blickte er in einen Höllenschlund? In Bartis Mund steckte ein Lappen, daher das dumpfe Stöhnen. Seine Miene war vor Wollust verzerrt, trotz des Lumpens troff ihm der Speichel am Kinn hinab. Er geiferte vor Lüsternheit, weil ihn ein Knabe ritt.
Sterne tanzten vor seinen Augen. Was für eine abscheuliche Sünde! Und wie wild ihn der Bengel rannahm. Auch seine Augen waren verschlossen. Die Laute aus seiner Kehle … Gott oh Gott. Wilde Gier. Animalisch, keuchend, wie der Satan selbst. Tamás konnte den Blick nicht von dem himmelschreiend sündigen Anblick abwenden. Diese ungezähmte Geilheit. Tamás schluckte. Das plötzlich einsetzende Stechen in seinem Unterleib machte ihn wahnsinnig.
Das Klatschen wurde lauter, schneller. Barti würgte an seinem Knebel, reckte den Arsch noch weiter dem jungen Schwanz entgegen. Die junge Höllenbrut fasste um knochige Hüften herum und packte den alten Schwanz, der steil abstand.
Reiben, keuchen, das Klatschen von verderbtem Fleisch aufeinander. Tamás wurden die Knie weich.
Sodomie. Vollkommene, vollzogene Sodomie. In Visegrád. Nicht mit Schweinen, sondern mit einem ehrbaren … Bürger?
Wenn er doch lachen könnte. Konnte er nicht. Vielleicht schluchzen oder sich übergeben. Doch beides durfte er nicht, sonst würden ihn die beiden vor Sünde tatsächlich triefenden Männer bemerken.
Tamás taumelte zurück. Was für ein entsetzlicher Anblick bot sich ihm? Am ganzen Körper zitternd strauchelte er zum Gasthaus. Wie sollte er schweigen? Wie sollte er diese Erbärmlichkeit Gott und der Welt gegenüber ignorieren? Er musste einen zweiten Brief verfassen, sonst strauchelte Jacquier in ein Schlangennest und hielt es bloß für eine Ansammlung von Würmern. Außerdem war es eine gute Gelegenheit, der Kirche Loyalität zu beweisen und zu zeigen, dass er auf der richtigen Seite weilte.
Bence stand mit ausgebreiteten Armen im Schankraum. Der Schneider wuselte um ihn herum und nahm Maß.
„Ein neues Wams.“ Bence nickte zu zwei Stoffballen, die auf einem der Tische lagen. „Wir brauchen für Pressburg angemessene Garderobe.“ Er nickte zu den Stoffballen. „Such dir was aus.“
„Bence, vergiss die Anprobe.“ Zwei Zeugen. Unter dem hatte keine Anklage bestand. „Ich muss dir etwas zeigen.“ Wenn sie rannten, erwischte auch Bence die beiden grässlichen Sünder noch in flagranti.
„Was scheuchst du mich durch die Gassen?“, japste Bence und versuchte, den größten Pfützen auszuweichen. Wozu? Es gab schlimmeren Schmutz als dieses bisschen Dreck. Er nagte in der Seele und erstreckte sich bis in die Lenden. Tamás schauderte. Ausgerechnet Barti. Ein Mann in Stand und Würde.
Er hielt sich den Finger auf die Lippen, als sie den Durchgang zum Hinterhof der Apotheke erreichten. Bence verstand und schwieg. Leise schlichen sie an den Ort des verwerflichsten aller moralischer Vergehen.
Die Tür lehnte immer noch an. Aus dem Spalt drang Flüstern und inniges Seufzen. Die Sodomiten waren noch mit ihrem gottlosen Tun beschäftigt. „Sieh hinein“, wisperte Tamás. Es war notwendig, dass ein zweiter die schändliche Tat bezeugen konnte.
Bence lauschte mit zusammengezogenen Brauen. Vorsichtig lugte er ins Innere. Seine Augen wurden riesig.
Was sah er? Tamás ging in die Knie und drängte sich vor Bence. Nur einen Blick musste er noch erhaschen.
Barti hing dieses Mal
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