Der Sodomit
taten ihm jetzt schon leid.
„Pflichterfüllung.“ Tamás entdeckte das Fläschchen mit Bartis Destillat. „Pressburg wartet auf mich.“ Seine Brauen schossen in die Höhe, als er an dem Alkohol schnupperte. „Was ist das?“
„Ich verwende es, um Wunden auszuspülen. Stelle es wieder hin.“ Pressburg war weit genug weg.
„Zum Wunden ausspülen?“ Mit verkniffenem Mund goss sich Tamás eine Pfütze des Destillats auf die Hand. „Warum tust du so etwas?“
Richtig. Von solchen Dingen hielt sich Tamás fern.
*
Er kam nicht.
Er lief hin und her, aber öffnete nicht die Luke. Josias kauerte sich mit dem Rücken an die Stiege. Staub rieselte von oben, wenn Mihály darüber ging. Manchmal knarrten die Bretter, sonst war es endlich still. Josias kreuzte die Arme vor der Brust und steckte die Hände unter die Achseln. Ihm war kalt, weil er nur ein Hemd und die Brouche übergezogen hatte.
Das Wasser der Donau war eisig und bisher drückte er sich vor dem Bad, das er gleich nach dem Aufwachen hinter sich bringen wollte. Nicht nur die Kälte, auch die schrecklichen Geräusche über ihm hatten ihn davon abgehalten.
Stöhnen und Schreien, Weinen und Klagen. Es hatte schauerlich geklungen. Mihály fügte nicht nur ihm Schmerz zu. Auch anderen. Heilte er sie dabei? Zwischendurch wäre er beinahe aus der Luke geklettert, um einem Mann zu helfen. Josias hielt sich die Ohren zu, als er sich gegen seinen Willen an die Schreie erinnerte.
Mihály war klug. Er wusste, was er tat und was gut für die Menschen war.
Josias streckte sich an den Sprossen, bis es in seinem Rücken zog.
Gerade sein. Mihály half ihm dabei. Er musste ihm vertrauen. Warum kam er dann nicht? Gestern noch hatte er seinen Bauch geküsst. Das Gefühl war ihm die ganze Nacht treu geblieben. Er wollte es wieder spüren. Bevor er aufs Kreuz geschnallt wurde.
Josias kletterte die Stiege hinauf und drückte gegen die Lukenbretter. Sie ließen sich aufstemmen. Wenigstens hatte ihn Mihály nicht eingesperrt. Wo war er? Nichts zu hören, nichts zu sehen. Er sollte nicht hier oben sein. Mihály hatte es ihm verboten. Aber wenn er ihn hungern ließ? Er stemmte die Luke auf, kletterte leise hinaus. Wenigstens etwas zu essen musste er sich holen. Außerdem war er neugierig auf den Ort, an den Mihály immer ohne ihn verschwand. Wie in ein anderes Leben, das Josias nicht betreten sollte.
Doch, da war jemand. Die eine Stimme gehörte zu Mihály, die des anderen Mannes war ihm fremd. Gut, dass der Fußboden gepflastert war, dann konnten ihn knarrende Holzbohlen nicht verraten. Leise schlich er zurück zur Luke. Besser er verschwand, bevor ihn der andere bemerkte.
*
Tamás schritt auf und ab. Konnte der Kerl nicht wieder seiner Wege gehen? Josias wartete längst auf ihn.
„Ich bin aus einem bestimmten Grund hier, Mihály.“ Tamás zerknirschter Gesichtsausdruck verriet, wohin das Gespräch laufen würde. Zu dem kleinen Stelldichein mit den Dirnen. Fürchtete er eine Denunziation dem Inquisitor gegenüber? Nicht im Traum würde es Mihály einfallen. Selbst nicht bei seinem ärgsten Feind.
„Was du im Hinterzimmer des Gasthofes gesehen hast, entspricht nicht meiner wahren Natur.“
Nicht? Dafür waren die Stöße in den wunden Schoß motiviert erschienen.
„Bence und ich wurden von Leske in die Irre geführt.“ Tamás Fingerkuppen legten sich aneinander. „Moralisch und physisch.“
„Das macht euch zu dem, was ihr seid. Menschen.“ Der Biss auf die Lippen kam zu spät.
Statt empört nach Luft zu schnappen, nickte Tamás reuevoll. „Du hast recht. Wir sind schwache Geschöpfe, die auf die Hilfe des Herren angewiesen sind. Bence und ich werden in angemessener Form Buße tun, doch ich bitte dich inständig, dem König gegenüber Stillschweigen zu bewahren.“
„Sorge dich nicht, Tamás. Der Vorfall ist zwar nicht vergessen, doch wer bin ich, dass ich den ersten Stein werfen könnte?“ Der Kaufmann war zwar ein Hurenbock, aber er war weise.
„Ja, wer bist …“ Tamás stutze. Sein Blick suchte den Flur hinter Mihály ab. „… du, als ein Mann wie wir und ebenso angefüllt mit denselben Schwächen und …“ Er zog die Brauen zusammen.
Was zum Henker sah er? Mihály drehte sich herum, doch da war nichts.
„… Abscheulichkeiten.“ Tamás Blick wurde starr.
„Sprichst du von Bence oder von mir?“ Die Abscheulichkeiten des maßgeblichen Abends waren nicht auf seinem Mist gewachsen.
„Ich muss gehen“, stellte Tamás
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