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Der Sodomit

Der Sodomit

Titel: Der Sodomit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.B. Sasori
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fest und drückte sich damit vor der Antwort. „Ich danke dir für deine Diskretion und werde es dir bei nächster Gelegenheit vergelten.“ Sein Lächeln wirkte aufgesetzt, als er fluchtartig das Haus verließ.
    Endlich konnte er zu Josias. Mihály verkorkte das Fläschchen, band sich die Operationsschürze ab.
    Ob sich Josias über einen Becher heißen Pfefferminztee freute? Das Wasser siedete im Topf für die Kräuterpackung, die er einem der Zahnpatienten zum Auflegen mitgegeben haben wollte. Doch der Mann war ähnlich schnell aus der Praxis geflohen, wie Tamás. Nicht nach dem Zahnziehen, sondern nach der Behandlung mit dem Destillat.
    Die getrockneten Kräuter tanzten im heißen Wasserschwall, als er den Krug füllte. Der frisch-herbe Duft erfüllte das Zimmer und verscheuchte den Gestank der Angst, den seine Patienten hinterlassen hatten.
    Zwei Löffel Honig unterrühren und hoffen, dass Josias Blick strahlen würde, wenn er ihn kommen sah.
    Eitler Geck!
    Nicht eitel. Sehnsüchtig. Geliebt zu werden, war beinahe so schön, wie zu lieben. Dieses Gefühl hatte er zu lange vermisst. Und auch wenn es gefährlich war, er brauchte es jetzt.
    *
    Der Mann mit dem schwarzen Bart hatte ihn gesehen. Oder nicht? Noch bevor er die Bodenklappe leise zuziehen konnte, war der fremde Blick an ihm kleben geblieben. Aber danach war nichts geschehen. Niemand hatte ihn gesucht und laut geworden war es auch nicht. Das wäre doch geschehen, wenn er entdeckt worden wäre. Außer, der Fremde hielt ihn für einen Diener von Mihály und dachte sich nichts weiter dabei.
    So musste es sein. Unbedingt. Josias durfte dem Wundarzt keinen Ärger bereiten. Ihn nicht in Gefahr bringen. Ihn nicht und sich nicht. Wie dumm, um Himmels willen, war er gewesen? Wie hatte er sich über Mihálys Anweisung hinwegsetzen können?
    Oben blieb es ruhig. Bis auf die Schritte des Arztes. Wenn er kam, musste Josias sauber sein. Er wollte unbedingt, dass er zu ihm kam. Im Gewölbe war es einsam. Nun spukte ihm auch die Angst im Herz herum. Endlich meinte es jemand gut mit ihm und was tat er? Ihn enttäuschen.
    Josias zog sich das Hemd über den Kopf und wischte die Brouche von der Hüfte. Wenn er sich beeilte, war er fertig, bis Mihály kam. Wenn er kam.
    Er musste.
    Musste freundlich sein, ihn aufs Gestell binden. Musste ihm währenddessen nah sein. Musste ihn küssen.
    Das wunde und dennoch weitende und befreiende Gefühl in seinem Herz wuchs bei diesem Gedanken.
    Warum weckte ein Mann solche Gefühle in ihm?
    Der Anblick jedes anderen Mannes ließ ihn kalt. Der Anblick eines schönen Mädchens nicht unbedingt.
    Früher.
    Jetzt verdrängte die Erinnerung an Mihály, wie er vor ihm gekniet, ihm den Bauch geküsst hatte, jeden Wunsch nach einem anderen Menschen. Nur er. Es musste einen Weg geben, bei ihm bleiben zu können. Männer wie er brauchten Diener. War er gerade, würde er ihn um diese Arbeit bitten. Inständig bitten.
    Er ließ den Keller hinter sich und drückte das Gattertor auf. Er war an Kälte gewöhnt, dennoch riss er sich nicht um das Bad in der Donau, als ihn die nasse Kälte in den Fuß biss.
    Josias tauchte ins Wasser und spülte die Nacht von sich ab. Ein Rest Angst blieb. Der Mann mit dem schwarzen Bart durfte ihn nicht gesehen haben.
     
    *
     
    Ein junger Kerl mit geschorenem Kopf. Einbildung? So alt waren seine Augen noch nicht. Wen versteckte Szábo und warum? Oder war es nur ein harmloser Diener, der die Weinvorräte im Keller kontrollieren wollte?
    Szábo besaß keinen Diener. Auch keinen Gehilfen, sonst hätte er ihn früher schon gesehen. Wobei, was interessierten ihn die Alltäglichkeiten eines Feldschers?
    Viel, wenn sie ihm halfen, den eigenen Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Informationen konnten nicht schaden. Woher bekam er sie? Von Herrn Barti. Der Krämer, der sich prahlerisch Apotheker nannte, war mit dem Arzt vertraut genug, um irgendetwas über ihn zu wissen. Außerdem brauchte Tamás etwas gegen seinen sauren Magen. Die Sache mit den Schweinen hatte ihm nicht nur moralisch zugesetzt.
    „Eine milde Gabe!“ Braungraue Fingerstümpfe reckten sich aus einem dreckigen Fetzen Stoff. „Nur der Tod hungert nicht“, krächzte der Aussätzige. „Sein Tisch ist allezeit reichlich gedeckt.“
    Die Geräusche hinter den schmutzigen Gesichtsbinden konnten Lachen oder Würgen sein. Tamás schüttelte es.
    Warum, um Gottes ewigen willen, steckte der Kerl nicht in einem Siechenhaus und behelligte stattdessen ehrbare Bürger auf

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