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Der Sodomit

Der Sodomit

Titel: Der Sodomit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.B. Sasori
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nicht über einer Kiste, er stütze sich darauf ab, doch seinen nackten sündigen Hintern streckte er nach wie vor in die Luft. Unfassbar!
    Der Geselle stand mit einer Schüssel hinter ihm und wusch die Zeichen der Sünde ab. Barti stöhnte dabei zum Gotterbarmen. Nach Lüsternheit klang es nicht, eher nach Schmerz. Der Geselle ging sehr vorsichtig ans Werk, trocknete das Gesäß des anderen mit einem Tuch tupfend ab und schraubte einen Salbentiegel auf.
    „Nimm reichlich“, jammerte der Apotheker. „Mir brennt der Arsch ganz fürchterlich.“
    „Sodomie?“, wisperte Bence fassungslos. „Oder Hämorrhoiden?“
    Am liebsten hätte Tamás ihm vor den Kopf geschlagen. Die Frage stellte sich nicht. Der Alte war wundgestoßen. Von wegen Hämorrhoiden!
    Die Finger des Gesellen verschwanden in der Spalte des Alten. Der seufzte erleichtert.
    „Vorhin haben sie es wie die Tiere getrieben“, flüsterte er Bence zu. „Ich war Zeuge. Mein Magen hätte sich beinahe herumgedreht, vor dieser Abscheulichkeit.“ Das Übel hatte sich von Dömös ausgebreitet. Schweine, Apotheker, wo war der Unterschied für einen Teufel?
    „Ich habe genug gesehen.“ Bence schlich zurück. „Lass uns verschwinden, bevor wir erwischt werden.“
    „Warum sollten wir uns schämen?“ Sie deckten ein himmelschreiendes Verbrechen auf. Dafür gebührte ihnen Lob und kein Tadel. Bence schüttelte verärgert den Kopf und zog ihn mit sich.
    „Hast du die Hintertür verriegelt?“, erklang Bartis erschrockene Stimme aus dem Lagerraum. „Mir ist, als hätte ich eben etwas gehört.“
    „Lauf“, befahl Bence leise und huschte vor ihm entlang zurück auf die Gasse. Was war mit ihm los? Sicher kämpfte er mit dem erschütternden Eindruck. Schweigend eilten sie zurück zum Gasthaus. Bence nahm ihn am Ärmel und dirigierte ihn die Treppe nach oben in sein Zimmer. Mit unglücklicher Miene verriegelte er die Tür und lehnte sich dagegen. „Ich war mal dabei, als sie in Krakau einen Sodomit verhört haben. Als medizinischer Begutachter, weil der Junge aus dem Hintern blutete und der Bader diesen Vorfall angezeigt hat.“
    Schön, dass ihm solcherlei Dinge bisher erspart geblieben waren. Bence schien sich für nichts zu schade zu sein.
    „Der Junge hat seinen Peiniger angezeigt und war damit frei. Sogar eine Belohnung hat er bekommen. Dem Mann erging es nicht so gut.“
    „Das wäre ja auch noch schöner!“ Auf Sodomiten wartete die Hölle.
    „Nein“, sagte Bence leise und wurde blass um die Nase. „Schön war es ganz und gar nicht. Er wusste, was ihm blühte, und hat alles abgestritten. Als der Inquisitor endlich anreiste, um die Untersuchung zu leiten, blieb dem Angeklagten weder die Streckbank noch die Birne erspart.“
    „Was hat Obst mit der Sache zu tun?“
    „Kein Obst.“ Bence legte die Handflächen aneinander. So, dass zwischen ihnen ein Hohlraum war. „Das Instrument ist etwas kleiner. Einem Gotteslästerer wird es in den Mund eingeführt, einem Sodomiten in den …“ Er räusperte sich und lächelte gequält. „… in den Anus.“
    Vor den Bildern, die in Tamás Kopf entstanden, hätte er gerne die Augen verschlossen.
    „An dem Instrument ist eine Stellschraube. Wird sie gedreht, klappt es am vorderen Ende langsam auseinander.“ Seine Finger, deren Kuppen sich eben noch berührt hatten, trennten sich voneinander, bis sie sich weit nach oben abspreizten. „Stell dir das mal vor, Tamás. In deinem Arsch sitzt ein Gerät, dass dich so lange dehnt, bis du …“
    „Still!“ Auf keinen Fall würde er sich so etwas bei sich selbst vorstellen. Wozu auch? Nicht er war der Sodomit.
    Die Inquisition war ein gerechtes Verfahren, das sogar Fürsprecher zuließ. Nun ja, nicht in jedem Fall. Aber immerhin. Davon abgesehen war der Scheiterhaufen nicht die einzige Strafe. Lag es nicht am Schweregrad des Verbrechens? Eventuell kam Barti mit einer Leibesstrafe davon. Besser ein Kastrat als tot.
    „Willst du den Apotheker wirklich anzeigen?“
    „Das fragst du noch?“ Letztendlich rettete er Bartis unsterbliche Seele mit diesem Gnadenakt vor dem Fegefeuer. Davon abgesehen verlief die Anzeige anonym.
    Bence nickte unglücklich. „Ist ja auch ein nettes Bürschchen, der Kleine. Mich wundert nur, dass Barti die Stute und nicht den Hengst gegeben hat.“
    „Bence, du vergisst dich!“ Solche Dinge durfte sich sein Kollege nicht vorstellen. Von wegen nettes Bürschchen. War das ein Grund für derlei Sauereien? Sicher war der Geselle nicht

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