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Der Sog - Thriller

Titel: Der Sog - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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dem Blick, dann tauchte sie wieder auf. » Nein.«
    Nicholas wurde plötzlich klar, was Quill getan hatte.
    » Gerissenes Luder …«, flüsterte er.
    Er stellte sich dicht an das Rohr und fuhr mit den Fingern über dessen Oberfläche. Sie fanden den sauber getarnten Spalt. Er fuhr ihn nach – er bildete ein grobes Rechteck von rund einem Meter Höhe in der Wand des Rohrs.
    » Hier ist eine Tür«, sagte er.
    » Eine Tür?«
    » Eine Luke.«
    Er drückte gegen das gewölbte Rechteck. Es gab leicht nach innen nach. Er drückte fester, und im Rohr hallte ein lautes Klacken. Als er den Druck wegnahm, öffnete sich die stählerne Luke auf geölten Angeln nach außen.
    » Wow«, sagte Hannah. » Fangen Sie mich auf.«
    Ehe Nicholas etwas entgegnen konnte, war sie an der Wand des Rohrs heruntergerutscht und landete in seinen Armen. Sie wand sich auf den Erdboden, zog die Luke weit auf und steckte den Kopf hinein.
    » Wow«, wiederholte sie, und das Wort hallte in die pechschwarze Finsternis: Wow-wow-wowwwow … Sie stieg in das Rohr. » Haben Sie eine Taschenlampe dabei-bei-bei …?«
    » Nein. Aber …« Er griff in seine Sporttasche und zog eins der Zippofeuerzeuge heraus. » Das wird genügen.«
    » Gut«, sagte Hannah. » Sie halten das Feuerzeug und geben mir das Gewehr.«
    Nicholas zog sie aus der Luke.
    » Ich nehme das Feuerzeug und die Waffe. Du folgst mir.«
    Es war nicht schwer zu entscheiden, welche Richtung sie im Innern des Rohrs einschlagen musste. Auf einer Seite lagen dichter Staub und Insektenhüllen. Die andere war beinahe fleckenlos sauber.
    Im flackernden Licht der Feuerzeugflamme liefen sie durch die Dunkelheit; sie sprachen nicht und lauschten ihren Schritten, deren Hall wie Wellen auf einem unterirdischen See hin und her tanzte. Der Lauf der Miroku stieß gelegentlich gegen das gewölbte Metall, und der scharfe Laut wurde von einem langen, einsamen Echo verjagt.
    » Woher wissen wir, wann wir rausmüssen?«, flüsterte Hannah.
    » Wir werden es wissen«, antwortete Nicholas.
    Und so war es.
    Es fühlte sich an wie Stunden, waren aber weniger als drei Minuten, als sie zwei schwache Lichtschlitze in der Dunkelheit schweben sahen. Als sie näher kamen, wurde klar, dass es der obere und untere Spalt einer weiteren Luke war. Bei ihr angekommen, sahen sie Licht auf allen vier Seiten des Rechtecks durchsickern. Auf der Innenseite war ein Griff angeschweißt. Nicholas fragte sich, welchen armen Teufel Quill dazu verführt hatte, diese Arbeit auszuführen, und welches abscheuliche Schicksal ihn danach ereilt hatte.
    Er drehte sich zu Hannah um. » Noch ist es nicht zu spät umzukehren.«
    Sie schüttelte den Kopf.
    Er nickte, machte das Feuerzeug aus, fasste sein Gewehr fester und stieß die Luke auf.
    Zu ihren Füßen lag ein breiterer, besser frei gemachter Weg durch den Wald. Nicholas erkannte ihn als den Weg, auf den er an dem Tag gestoßen war, als er diese Erdbeeren aß. Offenbar machte sich Quill auf dieser Seite des Rohrs nicht die Mühe, ihre Anwesenheit zu verbergen.
    Er drehte sich um und half Hannah aus der Luke.
    » Okay?«
    Sie nickte.
    Er sah auf die Uhr. Es war beinahe vier. Es blieben nicht einmal mehr anderthalb Stunden Tageslicht.
    » Dann gehen wir.«

34
    Ein kühler Wind wehte heftig, als die Sonne auf die Hügel im Westen sank. Der Wind saugte Feuchtigkeit auf, trocknete ihre Haut aus und ließ ihre Augen tränen.
    Katharine Closes Arme waren so müde, dass sie brannten, dennoch hackte sie auf die Erde in ihrem Gartenbeet ein, als wäre es ein Tier, das man mit Gewalt bändigen musste. Was sollte sie sonst tun? Ihre Hände warfen Blasen innerhalb der Handschuhe. Sie hatte seit Stunden gegraben, Unkraut gejätet, Stängel beschnitten und versucht, nicht nachzudenken.
    Aber sie dachte sehr wohl nach.
    Vielleicht war es Zeit wegzugehen. Vielleicht waren genug Jahre vergangen, damit sie sich Quills Sieg eingestehen konnte. Sie hatte Don ausgelacht, sie hatte ihm ins Gesicht gelacht und hinter seinem Rücken sich lustig gemacht über die verborgenen Dinge, an die er glaubte. Welchen Spielraum für Knochenlesen, Verwünschungen und Hexerei gab es für Kinder, die im Zeitalter von Raketenschiffen und globaler Erwärmung zur Welt kamen? Wie konnten Linien auf Stein oder Holz irgendeine Wirkung haben, wenn sich Stromleitungen kreuz und quer über den Himmel spannten und Computern und Flachbildfernsehern Leben einhauchten? Wer sollte sich vor einem Fluch fürchten, wenn jeden Tag Leichen mit

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