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Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition)

Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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hineingehauen war, und dies auf eine Weise, dass weder Arvan noch die Halblinge auf den ersten Blick ein Gebäude darin erkannten. Whuon hingegen fiel es sofort auf, woraufhin sich Brogandas eine spöttische Bemerkung nicht verkneifen konnte. » Habt Ihr etwa Elbenaugen?«
    » Man sieht mit dem Verstand, Dunkelalb«, erwiderte Whuon, » nicht mit den Augen.«
    Bei dem Gebäude befanden sich einige Elbenkrieger. Mehrere Barken hatten am Ufer festgemacht, außerdem lag ein schwer beladenes Flussschiff vor Anker, dessen Ladung gerade von Elbenkriegern begutachtet wurde. Das Schiff hatte vor allem Töpferwaren und andere Gebrauchsgegenstände an Bord, deren Herstellung vielen Elben selbst mit magischer Unterstützung inzwischen zu mühsam war. Unter der Ladung befanden sich aber auch Dutzende von verpuppten Riesenraupen. Sie hatten eine Länge von anderthalb Schritten und lebten in allen Waldgebieten zwischen Bagorien und Pandanor. Ihr Kokon lieferte einen wichtigen Ausgangsstoff zur Herstellung von Elbenseide und war daher eine beliebte Handelsware.
    » Das ist ein Schiff aus Zyr«, stellte Lirandil fest. » Ich kenne die Familie des Händlers seit Generationen. Er ist einer der wenigen, die mit dem Elbenreich Handel treiben, und wird uns ganz gewiss bis zu Péandirs Burg mitnehmen.«
    Der Fährtensucher ging der Gruppe voran und sprach mit den wachhabenden Kriegern in der Elbensprache.
    » Sie scheinen ihn zu kennen«, sagte Arvan.
    » Natürlich«, entgegnete Borro. » Es gibt nicht so viele Elben, die ihr Reich verlassen, als dass sich die Wächter die Namen dieser wenigen nicht merken könnten.«
    Schließlich setzte Lirandil zusammen mit einem der Wachen zum Schiff über, wo die Kontrolle noch im Gang war.
    » Gründlich wie ein Elbenwächter! Jetzt weiß ich, woher diese Redensart kommt«, kommentierte Borro. » Ich fürchte, schnell verderbliche Ware ins Elbenreich zu liefern ist kein einträgliches Geschäft. Und dieser Raupenhändler darf sich wohl auch nicht darüber wundern, wenn er darüber graue Haare bekommt.«
    Was an Bord geredet wurde, war für Arvan und die Halblinge nicht verstehen, aber dann schritt einer der an Land gebliebenen Wächter auf die Gruppe zu. » Folgt mir«, sagte er. » Ihr sollt an Bord kommen.«
    Mit einer Barke gelangten sie zum Flussschiff, das den in das Holz gebrannten Zeichen nach den Namen » Seidenspinnerin« trug.
    » Danke, dass Ihr für uns bürgt, werter Lirandil«, hörte Arvan den Kapitän sagen. » Wer weiß, wie lange man uns sonst noch hier festgehalten hätte.«
    Eine halbe Stunde später wurden die Anker gelichtet, und die » Seidenspinnerin« setzte ihre Fahrt flussabwärts fort. Die Segel waren eingerollt und wurden erst für den Rückweg gebraucht. Der Wind blies nämlich stets flussaufwärts, was einem alten Zauber zugeschrieben wurde und den Elbenfluss zwischen dem Grenzgebirge und dem Elbenfjord zu einem idealen Verkehrsweg machte.
    Rhelmi, der Botschafter des Zwergenkönigs, weilte noch immer am Hof des Waldkönigs. Endlose Beratungen lagen an diesem Tag hinter ihm. Sie waren ohne Ergebnis geblieben. Dreimal hatte Candric XIII ., in dessen Gefolge Rhelmi zum Hexagonturm gereist war, damit gedroht, die Verhandlungen abzubrechen.
    Beunruhigende Nachrichten waren unterdessen aus Rasal eingetroffen. Ghools Horden hatten Burg Eas erobert und belagerten die Küstenstadt Telontea. Ein Teil seiner grauenvollen Streitmacht war in Richtung der an der Grenze des Halblingwalds gelegenen Feste Ax unterwegs, während der andere die Stadt Sia verwüstet hatte. Diese lag in der Nähe der Grenze zur Provinz Transsydien, die zu Beiderland gehörte. Bei Sia, so hatten Kundschafter Harabans Hof gemeldet, sammelte sich die Hauptstreitmacht, doch es schien, als wollte man erst warten, bis diese groß genug war, ehe man weiterzog. In welche Richtung war nicht ganz klar, was Candric von Beiderland sehr beunruhigte, denn er sah die Grenzen seines Reiches in Gefahr.
    Aufgrund von Candrics Drängen durfte der König von Bagorien endlich mit seinem Heer die Straße der Krieger passieren. Das war gut für die militärische Stärke, die Diplomatie verkomplizierte es.
    Rhelmi dachte über all diese Dinge nach und blickte dabei gedankenverloren ins prasselnde Kaminfeuer. Ich hasse vergebliche Reisen, dachte er. Jahre hatte er als Botschafter in Aladar am Hof des Königs von Beiderland verbracht, und er sehnte sich längst nach den Höhlen des versunkenen Zwergenreichs zurück, auch wenn ihn

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