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Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition)

Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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keinen Ork vor sich hatte.
    » Ich bin es, Tarruu! Arvan, für den du vor vielen Jahren Grimassen geschnitten hast! Ich war noch sehr klein.«
    Einen Moment lang schien Tarruu zu überlegen, mit wem er es zu tun hatte. Er zog die moosfarbenen Augenbrauen zusammen, dann kam ihm die Erkenntnis.
    » Der Menschling!«, stieß er hervor, und er senkte den Baumstamm, stützte sich darauf und drehte sich halb in Richtung des dichten Waldes um, denn er erwartete offenbar, dass seine Verfolger jeden Moment aus dem Unterholz brachen.
    Da erst sah Arvan die furchtbare Verletzung am Rücken des Riesen. Eine Wurfaxt der Orks steckte ihm zwischen den Schulterblättern, an einer Stelle, an die der Waldriese nicht herankam, sodass er die Waffe nicht herausziehen konnte.
    » Weg!«, rief der Riese. » Verschwinde!« Das erste Wort sagte er auf Relinga, das zweite in der Halblingssprache, so als wollte er sichergehen, dass Arvan ihn auf jeden Fall verstand. Dann fuhr er in der Sprache der Halblinge fort: » Sie kommen her! Es sind viele! So viele Scheusale!«
    Im Unterholz knackte und krachte es. Selbst für jemanden, der über kein feines Elbengehör verfügte, war das Herannahen der Orks deutlich zu vernehmen– ihre Stimmen, ihre stampfenden Schritte, das Brechen von Zweigen und Ästen, das Klirren ihrer Waffen… Dann brachen die ersten aus dem Unterholz hervor.
    Ein Schrei tönte aus einem Orkmaul mit angespitzten Zähnen. Ein Speer wurde geschleudert. Der Waldriese hob abwehrend den Baumstamm– doch noch im selben Moment peitschte eine Ranke aus dem hohen Geäst der Bäume herab, wickelte sich um den Speer und riss ihn aus seiner Bahn. Er wurde davongeschleudert, als die Ranke ihren Griff wieder löste.
    Es geht also auch hier, dachte Arvan erleichtert.
    Der erste Ork stürmte auf den Waldriesen zu, doch dieser fegte ihn mit dem Baumstamm zur Seite. Schreiend wirbelte das Scheusal durch die Luft und prallte so heftig gegen einen der Riesenbäume, dass sich ein spitzes Astende von hinten durch seinen Körper bohrte und vorn auf der Brust den Harnisch ein Stück anhob. Der gurgelnde Laut– der letzte, den der Ork ausstieß– verriet eher Erstaunen als Schmerz.
    Ein Dutzend Orks stürmte auf den Riesen zu. Ein orkischer Wurfdolch pfiff durch die Luft und blieb in Tarruus Oberschenkel stecken, was ihn aufbrüllen ließ. Voller Wut schlug er mit dem Baumstamm um sich und tötete mehrere Orks.
    Arvan wollte sich auf die Ranken konzentrieren, sie unter seinen Willen zwingen, doch obwohl es ihm kurz zuvor noch geglückt war, erwiesen sich diese Ranken als eigenwillig und so störrisch wie Baumschafe, die einfach nicht hören wollten.
    Ein Ork stürmte an dem um sich schlagenden Waldriesen vorbei und stürzte mit einem gewaltigen, beidhändig geführten Schwert auf Arvan zu. Mit Mühe parierte dieser den ersten Schlag, stolperte jedoch mehrere Schritte nach hinten und konnte dann gerade noch den nächsten Hieb seines Gegners abwehren. Funken sprühten, als der Stahl des Orkschwerts gegen die Klinge von Beschützer prallte.
    Der nächste Hieb des Orks war so heftig, dass Arvan seine Waffe nicht mehr halten konnte; sie wurde ihm aus der Hand geprellt. Arvan taumelte weiter zurück. Seine rechte Hand und sein ganzer Arm schmerzten noch von dem Schlag des Orks und waren wie betäubt. Mit der Linken tastete er nach seinem Langmesser, als die blitzende Klinge seines Gegners bereits mit einem von oben geführten Schlag auf ihn niedersauste.
    Helft mir!
    Der verzweifelte Gedankenbefehl an die Ranken kam viel zu spät und war auch zu schwach. Arvan ahnte es bereits in dem Augenblick, als der Gedanke in seinem Kopf entstand.
    Eine Ranke langte zwar von einem der Hauptäste des Riesenbaums herab, peitschte auf den angreifenden Ork zu, verfehlte ihn jedoch um mindestens eine Mannslänge. Immerhin lenkte das den Ork für einen Moment ab, und Arvan konnte seinem Hieb ausweichen.
    Er riss das Langmesser heraus, stolperte über eine Unebenheit und saß im nächsten Augenblick auf dem Hosenboden, während sein Gegner zum nächsten– diesmal wohl letzten– Schlag ausholte.
    Da fuhr dem Ork ein Pfeil ins Auge, ließ ihn zwei Schritte zurücktaumeln. Arvans Gegner brüllte auf, mehr vor Wut als aus Schmerz. Mit der freien Hand ergriff er den Pfeil, um ihn sich aus dem Kopf zu ziehen, als sich ein zweiter durch seinen Hals bohrte. Der Ork fiel auf die Knie, während er mit seinem eigenen Blut gurgelte.
    Arvan blickte zur Seite. » Borro!«, stieß er

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