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Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition)

Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Mordlust.«
    » Nein, sie sind Verführte«, widersprach Lirandil. » Sie folgen Ghool, weil sie unter seinen Einfluss geraten sind, und so verabscheuungswürdig ihr Treiben auch ist, so kann niemand von uns ausschließen, nicht selbst eines Tages zu einem Mordwerkzeug des Bösen zu werden.«
    » Ich kann das sehr wohl von mir behaupten«, widersprach Arvan.
    Ach, wirklich?, antwortete ihm Lirandil in Gedanken. Und wer war dieses wilde Tier, das dort drinnen in der Wurzelhöhle seinem Zorn nachgab?
    Auf einmal schien Lirandil wieder angestrengt zu lauschen.
    » Ihr seid ein Elb«, sagte Tarruu. » Dann hört Ihr wohl, dass die Orks sich sammeln und wieder auf dem Weg hierher sind.«
    » So ist es«, bestätigte Lirandil.
    » Ihr müsst ein Boot nehmen, um von hier zu entkommen«, riet der Waldriese. » Einen anderen Weg gibt es nicht mehr. Also auf zur Anlegestelle.«
    Inzwischen hörte sogar Arvan die Orks im Wald herannahen.

Luftgeister
    Arvan, Lirandil und die drei Halblinge kehrten in die Wurzelgrotte des Riesenbaums zurück. Tarruu musste dazu erst ins Wasser steigen, das ihm gerade mal bis zur Hüfte reichte, und gebückt zur Anlegestelle der Boote waten, da er über den Laufsteg nicht durch den Eingang der Wurzelhöhle gepasst hätte, auch auf allen vieren nicht.
    Eines der größeren Boote war vor dem Überfall der Orks zum Auslaufen klargemacht worden. Es waren auch ein paar Kisten und Fässer an Bord. In den Fässern befand sich nach Art der Halblinge gebrautes Bier. Tarruu stellte sich neben das Boot und warf sie einfach über Bord, ebenso die Kisten, deren Inhalt schepperte. Vermutlich enthielten sie Gefäße aus Glas, die in den Halblingwerkstätten gefertigt wurden und sich am Hof des Waldkönigs großer Beliebtheit erfreuten. Durch die manchmal recht ausufernden Erzählungen des alten Grebu wusste Arvan, dass die Kunst der Halblingglasbläser selbst in Carabor über die Maßen gefragt war.
    » Los!«, rief Tarruu. » Hinein mit euch!«
    Auch die Leiche eines erschlagenen Halblingjungen befand sich auf dem Schiff. Mit einer seiner schaufelartigen Hände konnte Tarruu den leblosen Körper fassen und emporheben. Er sah kurz in das Gesicht des Toten und sagte: » Er war ein guter Junge. Es ist ein Jammer.« Dann ließ er den Leichnam ins Wasser gleiten.
    Arvan hatte davon gehört, dass Waldriesen um ihre Toten keinerlei Aufhebens machten. Lass dem Wald, was dem Wald gehört, so lautete ihr Grundsatz. Wie die Halblinge glaubten auch sie an die Waldgötter, allerdings war es unter dem kleinen Volk seit jeher Sitte, die Toten zu bestatten und sie nicht dem Gewürm des Bodens oder anderen Aasfressern zu überlassen.
    Das Segel war um den Quermast gewickelt, der im Inneren des Transportbootes lag. Es schwankte, als Neldo und Zalea, dicht gefolgt von Borro und Arvan, an Bord gingen.
    Bevor Lirandil es ihnen gleichtat, wandte er sich an Tarruu. » Du bist zu schwer für dieses Boot.«
    » Macht Euch um mich keine Sorgen, Elb«, entgegnete Tarruu. » Steigt endlich ein.«
    Der Lärm der Orks war mittlerweile selbst in der verhältnismäßig abgeschirmten Baumgrotte zu hören und wurde immer lauter.
    Als auch Lirandil das Boot bestiegen hatte, löste der Waldriese die Vertäuung, legte sich das Tau über die Schulter und begann zu ziehen, während er durch das Wasser auf den Ausgang der Baumgrotte zuwatete.
    Seine Bewegungen waren ausholend und kraftvoll, denn es war Eile geboten. Arvan wurde beinahe über Bord geworfen, als Tarruu einmal ruckartig am Seil riss, und konnte sich gerade noch halten.
    Tarruu schleppte sie auf den See hinaus, geradewegs in den grauen Nebel hinein, der vielleicht die Rettung für sie war, denn wenn der Riese es schaffte, das Boot weit genug in die wabernden Schwaden zu ziehen, würden diese sie vor den Blicken der Orks verbergen und somit vor ihren Armbrustbolzen und Pfeilen schützen. Das Wasser war noch immer spiegelglatt, und es wehte nicht ein Lüftchen.
    » Mindestens eine Meile weit kann ich euch vom Ufer fortziehen«, sagte Tarruu. » Erst danach wird der See zu tief für mich.« Er schritt rasch voran. Das Wasser reichte ihm inzwischen bis zur Brust.
    Neldo deutete zum Ufer. » Orks!«, rief er und griff nach seiner Schleuder. » Überall am Ufer.«
    Noch waren sie nicht tief genug in den Nebel eingetaucht, und so konnten sie nicht nur die Orks sehen, von denen sich inzwischen Hunderte am Ufer eingefunden hatten, sondern die Unholde auch sie.
    Einer der Orks zielte mit einer

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