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Der Sohn der Kellnerin - Heinzelmann, E: Sohn der Kellnerin

Der Sohn der Kellnerin - Heinzelmann, E: Sohn der Kellnerin

Titel: Der Sohn der Kellnerin - Heinzelmann, E: Sohn der Kellnerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Heinzelmann
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verschwommen erkannte sie das zweite Gesicht, das sich jetzt über sie beugte. Sie öffnete den Mund, wollte etwas sagen. Doch es kam kein Ton heraus. Warum lag sie hier? Was ist geschehen? Sie versuchte sich zu erinnern. Jetzt schaute sie in das Gesicht, das sich über sie beugte: “Hannah”, sagte eine vertraute Männerstimme. Wieder strengte sie sich an zu sprechen. Ihre eigene Stimme, die sie wie im Traum vernahm schien ihr fremd, krächzend und sehr leise. “Joey?”, fragte sie. Mehr war nicht möglich.
    “Ja, Hannah, ich bin es Joey.”
    “Wo … wo bin ich?”, brachte sie nur mühsam hervor.
    “Im Universitätsklinikum München. Du bist gut aufgehoben hier”, beruhigte er sie.
    Hannah kämpfte, denn schon wieder drohte sie einzuschlafen. Doch sie wollte nicht schlafen. Sie wolltewissen, was passiert ist. Sie war froh über Joeys Anwesenheit. Sie versuchte zu lächeln. Suchend bewegte sie ihre Augen, um von der Umgebung etwas zu erfassen. Ein Ständer mit zwei Flaschen stand links von ihrem Bett. Sie lag regungslos da. Langsam versuchte sie ihre Finger zu bewegen. Jetzt hörte sie die fremde Stimme wieder. Sie bewegte ihre Augen in die Richtung, von der sie die Stimme vernahm. Eine Krankenschwester näherte sich wieder ihrem Bett und hantierte an den Schläuchen, die von den Flaschen weg zu ihr führten und sagte dabei: “Gut Frau Villamonti, dass Sie nun aufgewacht sind. Hat Sie recht viel Mühe gekostet.”
    Was war das Letzte, an das sie sich erinnerte? Sie strengte sich an und plötzlich sagte sie mit einer ihr fremden unsicheren Stimme: “Du brauchst viel Kraft mein Kind”.
    “Was hat sie gesagt?”, fragte die Schwester erstaunt.
    “Es klang so, als hätte sie so etwas gesagt wie, ‘du brauchst viel Kraft mein Kind’. Aber sicher bin ich mir nicht. Es war wirklich sehr undeutlich.”
    “Komisch”, meinte die Schwester und schüttelte nur verständnislos den Kopf. Sie verließ das Krankenzimmer. Jetzt war Hannah mit Joey alleine. Er schaute sie liebevoll an, dennoch sah er sehr bedrückt aus.
    “Wie … wie lange bin ich schon hier?”, erkundigte sie sich jetzt. Langsam schien ihr, dass ihre Stimme wieder zu ihrem gewohnten Klang fand.
    “Heute genau seit einer Woche”, beantwortete er ihre Frage.
    “Was für einen Tag haben wir heute?”
    “Montag. Letzten Dienstag in den frühen Morgenstunden kamst du hierher”.
    Weiß sie überhaupt nicht mehr, was passiert ist?’, dachte er bei sich. ‘Mein Gott, wie soll ich ihr erklären, was an dem traurigen Montag vor einer Woche geschehen ist?’
    “Hannah, du hast einen Sohn. Ein richtig süßer kleiner Kerl ist es”, sagte er, statt ihr von diesem schrecklichen Ereignis zu berichten. Er versuchte, angesichts dieser freudigen Botschaft ein fröhliches Gesicht zu machen, was ihm nur schwer gelang.
    “Ein Sohn”, überlegte sie halblaut. ‘Hat er schon einen Namen?’, schoss es ihr durch den Kopf. ‘Du brauchst viel Kraft mein Kind.’ Wir müssen ihnen leider eine traurige Mitteilung machen.’ Die Gedanken wirbelten in ihrem Kopf durcheinander. Sie fing an zu wimmern. Joey war hilflos. Er fühlte sich von dieser Situation völlig überfordert. Er schaute sie mitfühlend an und streichelte ihre Wange.
    “Er ist tot, nicht wahr?”, sagte sie mit tränenerstickter Stimme. “Alexander ist tot?”
    Auch Joey hatte jetzt Tränen in den Augen. Seine Stimme wollte ihm nicht gehorchen, er zitterte. Statt einer Antwort nickte er nur.
    *
    An jenem schwarzen Montag, nein Dienstag, der neue Tag war ja eben gerade angebrochen, hörte Joey, wie ein Krankenwagen mit Blaulicht und laut hörnend am Restaurant vorbeifuhr. Wahrscheinlich ein Unfall’, dachte er und schaute aus dem Fenster im oberen Stock, wo er mit Thomas wohnte. Als er hörte, dass der Krankenwagen bald, nachdem er um die Ecke bog, anhielt, erfüllte ihn eine schreckliche Ahnung. Schnell warf er sich seinen Anorak über, um sich gegen den Regen, der jetzt ziemlich stark prasselte, zu schützen. Er rannte. ‘Bitte lass es nicht wahr sein!’, dachte er, während er rannte.
    Der Krankenwagen stand vor dem Haus, in dem Hannah und Alexander wohnten. Das Blaulicht verwandelte die Umgebung in ein unwirkliches gespenstisches Licht. Jetzt verlangsamte er seinen Schritt und lief auf den Krankenwagen zu. Es ging nicht lange, da brachten die Sanitäter eine Bahre. Ein Arzt lief neben ihr her. Er konnte nicht genau erkennen, wer darauf lag, denn eine Maske verhüllte das halbe Gesicht.

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