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Der Sohn der Kellnerin - Heinzelmann, E: Sohn der Kellnerin

Der Sohn der Kellnerin - Heinzelmann, E: Sohn der Kellnerin

Titel: Der Sohn der Kellnerin - Heinzelmann, E: Sohn der Kellnerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Heinzelmann
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etwas aus dem Herz gerissen worden.”
    “Aber lass uns über etwas anderes reden. Es ist besser, nicht in alten Wunden zu stochern. Was hast du aneinem so wundervollen Tag wie heute gemacht? Du bist doch hoffentlich nicht in deinem Zimmer gesessen und hast wieder gearbeitet, oder?”
    Alexander lachte: “Nein. Heute nicht. Ich komme eben von München. Saß einfach in einem Café, genoss die wärmenden Sonnenstrahlen und … ich traf jemanden.”
    “Soso, jemanden … vielleicht weiblich?”
    “Sehr hellhörig, mein Pate”, lachte Alexander. “Ja sie ist weiblich, und du kennst sie. Wir spielten als Kinder oft hier unten im Restaurant.”
    “Ah, Tatjana, dieses hübsche süße Mädchen von damals.”
    “Genau.”
    “Die muss ja mittlerweile eine schöne junge Frau geworden sein. Das konnte man sich ja damals schon ausmalen”, mutmaßte Joey.
    “Ja, das ist sie, bezaubernd schön. Ich mag sie sehr.”
    Joey schaute ihn väterlich gerührt an. Konnte es sein, dass sein Patensohn sich verliebt hatte? Er hatte es zwar nur vorsichtig mit ‘ich mag sie sehr’ ausgedrückt, doch, wenn man Alexander kannte, wusste man, dass er nie ein Freund vieler Worte war. Alexander ließ einen spüren, was er fühlte. Er zeigte Zuneigung und Liebe nicht mit aufgeplusterten Floskeln, sondern mit seiner Art, mit der er einem begegnete und zwar unmissverständlich. Meist bediente er sich zusätzlich auch derMusiksprache. Man konnte davon ausgehen, dass diese Gefühle echt und tief waren.
    Thomy kam aus der Küche hinzu. Auch er umarmte Alexander herzlich. “War mir doch, dass ich eine bekannte Stimme hörte”, stellte er fest und fügte lachend hinzu: “dass es schön ist, dich hier zu sehen, brauche ich wohl nicht zu sagen. Das hat sicher Joey schon überschwänglich getan. Das ist halt mein Los. Ich, der immer in der Küche beschäftigt bin, komme immer zu spät. Komm lass uns etwas trinken und von früheren Zeiten plaudern”, schlug er vor und sie verloren sich förmlich in ihrer Vergangenheitsbearbeitung.
    Erst gegen zehn Uhr kam Alexander nach Hause. Hannah und Armin saßen im Wohnzimmer und lasen beide. Hannah schaute auf, als Alexander hereinkam: “Du kommst spät?”
    “Ich war noch in Joey’s Treff. Es war wieder mal an der Zeit, dass ich die beiden besuchte.”
    “Ja, das ist gut”, sagte Hannah, “du solltest sie wirklich nicht vernachlässigen.” Hannah war glücklich, Alexander in dieser guten Stimmung zu erleben.
    *
    Alexanders Miene änderte sich mit dem apriltypischen wechselnden Wetter. Es war regnerisch und kalt. Er fühlte sich nicht wohl, konnte aber nicht erklären warum. Er hatte keine Schmerzen, fühlte sich auch sonstnicht krank. Wenn ihn jemand gebeten hätte, seine Stimmung zu beschreiben, hätte er wohl gesagt: ‘ich bin betrübt; um mich herum ist es schwarz; Ich möchte mich am liebsten verkriechen.’
    Doch keiner wagte wirklich, Alexander anzusprechen, ihn zu fragen, wenn er so abwesend wirkte, denn niemand wollte ihm zu nahe treten. Sie hatten wohl Angst, dass sie wie unerwünschte Eindringlinge seine eigene Intimsphäre stören würden.
    Mittlerweile war es so kalt, dass Hannah den Kamin wieder einheizte. Alexander saß am Flügel, um für das nächste Konzert zu üben, denn Anfang Mai würde er wieder in Berlin sein. Er wollte diesmal neben seinem ständigen Begleiter mit drei weiteren Musikern reisen und, wenn er schon in Berlin war, Carsten und Sonja, seine Musikkollegin und Freundin, besuchen. Bis Juni hatte er einen vollen Terminkalender. Er freute sich auf die Zeit nach den Konzerten, wenn er sich wieder seinen Kompositionen widmen durfte. Es drängte ihn etwas zu erschaffen.
    Seinen sechzehnten Geburtstag wollte er nicht feiern. Er rief Tatjana an, ob sie ihn zu einem Konzert in München, wo er ausnahmsweise einmal Zuhörer war, begleiten würde. Tatjana freute sich über die Einladung und sagte spontan zu. Sie sah Alexander so selten, dabei war sie so gerne mit ihm zusammen. Für diesen Anlass und nicht zuletzt speziell für Alexander hatte sie sichchic herausgemacht. Als Tatjana in ihrem klassischen schwarzen Hosenanzug und in neuer Frisur die Tür öffnete, verschlug es Alexander für einen Moment die Sprache. Sie hatte ihr blondes bisher schulterlanges Haar auf Streichholzlänge gekürzt, war ganz dezent, Augen betonend geschminkt und sah in ihrer schlanken Gestalt einfach bezaubernd aus.
    “Als ich klingelte, erwartete ich Tatjana die Pennälerin anzutreffen und nun

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