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Der Sohn der Kellnerin - Heinzelmann, E: Sohn der Kellnerin

Der Sohn der Kellnerin - Heinzelmann, E: Sohn der Kellnerin

Titel: Der Sohn der Kellnerin - Heinzelmann, E: Sohn der Kellnerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Heinzelmann
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schon mal ein Anfang. Doch weiter würde ich Sie gerne einer therapeutischen Betreuung empfehlen. Mit Depressionen ist nicht zu scherzen.” Er sah Alexander an, dass er nicht gerade begeistert war. Von den Medien kannte er diesen mittlerweile zum Weltstar avancierten jungen Mann. Er hatte seine Entwicklung interessiert verfolgt und wusste von seiner landläufig genannten ‘Besessenheit’. Für ihn war dieser Mann nicht besessen, sondern er besaß ganz einfach mediale Fähigkeiten. Doch die starke Präsenz des anderen, genannt Gottlieb, nahm Alexander so sehr in Anspruch, dass Alexander manchmal vielleicht selbst nicht wusste, wer er wirklich war: War er Gottlieb? War er Alexander? Oder war er beides? Wahrscheinlich letzteres.
    “Ich schreibe Ihnen etwas auf. Es ist ein natürliches Medikament, das ausgleichend auf ihr vegetativesNervensystem wirkt.” Er legte das Rezept Alexander hin und schrieb nochmals etwas auf und reichte ihm den zweiten Zettel. Es war ein Überweisungsschein. Er erklärte: “Bei diesem Arzt erhalten Sie Hilfe. Er ist ein guter Psychiater, hat große Erfahrung mit Depressionspatienten. Ich rate Ihnen, lassen Sie sich therapieren!”
    Natürlich suchte Alexander diesen Psychiater nie auf. ‘Keine Zeit’, dachte er, ‘irgendwann vielleicht mal, aber nicht jetzt.’ Die Medikamente besorgte er sich. Vielleicht verhalfen sie ihm ja wieder zu erholsamem Schlaf.
    Alexander hatte nur eines, das ihn interessierte und das war seine Oper, sein größtes Werk. Vielleicht halfen ihm gerade seine Stimmungen dabei, ein solches Meisterwerk zustande zu bringen. Immer wurde er begleitet von Gottlieb, dem treusten seiner Freunde, denn er war immer da. Er hatte das Gefühl, manchmal vierundzwanzig Stunden. Aber nicht nur Gottlieb war anwesend. Nein, immer mehr auch Nathan. Jetzt hatte er zwei Freunde, die ihn inspirierten: Gottlieb im musikalischen und Nathan im emotionalen Bereich.
    Es brauchte noch ein ganzes Jahr, bis Alexander sich mit dem Ergebnis seiner Arbeit zufrieden geben konnte. Er hatte in seiner Musik seine ganze Gefühlswelt offengelegt, denn zuerst hörte er sie im Geist getreu seiner schwankenden Stimmungen und dann schrieb er sie nieder.Doch soll das Werk den Meister loben, auf dem Papier ist es niemandem wirklich zugänglich, braucht es eine gute Besetzung des musikalischen Ensembles.
    Im April des Jahres 2010 stand die Zusammensetzung des Ensembles fest. Alexander hatte nur die besten der Besten ausgesucht. Die Proben konnten beginnen.

20
    Ende 2010 war Alexanders größte Oper fertig gestellt, das heißt also auch, von einem gut besetzten Opernensemble eingeprobt. Alexander fieberte der Uraufführung im Februar nächsten Jahres entgegen. Dieses Jahr wurde, aufgrund des 220sten Todestages am 5. Dezember, zum Mozartjahr gekürt. Über das ganze Jahr 2011 verteilt sollten Anlässe zu Mozarts Ehren stattfinden. Da Alexander schlechthin als Mozarts Wiedergeburt gesehen wurde, war dieses Jahr vorprogrammiert
sein
Jahr.
    *
    Seine Oper ‘Höhen und Tiefen des Navigius’ war ein großer Erfolg. Die Gewalt der Musik, die von fröhlicher Beschwingtheit bis hin zu rührender Traurigkeit und dramatischer Schwermut reichte, hob das Publikum abwechselnd in beschwingte Hochstimmung, um es im nächsten Moment wieder in die Abgründe einer verlorenen Seele zu stürzen. Eine rührende Kollage von der Reinheit der Liebe und unerfüllter Hoffnung, Schicksal und Träume. Meisterhaft wirkten die Solisten und Musiker nahtlos ineinander und entführte das Publikum in eine Traumwelt, ja zog es in ihren Bann. Gleichzeitig war es auch ein Eintauchen nicht nur in Alexanders, sondern auch in Mozarts Gefühlswelt. Spätestens abdiesem Moment hatte der letzte Zweifler daran geglaubt, dass Mozart wieder auferstanden sei.
    Der tosende Beifall war sein Lohn. Minutenlang stand das Publikum und der rauschende Beifall, begleitet von Beifallsrufen, wollte nicht abbrechen. Man rief immer wieder seinen Namen, bis er endlich auf die Bühne trat und ein paar Worte an das Publikum richtete.
    “Danke, liebes Publikum, danke”, sagte er bescheiden und fuhr weiter, “zwei Jahre habe ich an diesem Werk gearbeitet. Nie war ich wirklich zufrieden. Erst als die Oper während der vielen Proben langsam eine Rohform annahm - hier ein großes Dankeschön an das Ensemble der Musiker wie Sänger - konnte ich erkennen, dass es durchaus zur Vorführung geeignet sein könnte.” Mit einem sachte angedeuteten Lächeln fügte er hinzu:

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