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Der Sohn der Schatten

Der Sohn der Schatten

Titel: Der Sohn der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Marillier
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missverstehen konnte, »ich in dieser Sache zugestimmt habe. Das Kind wurde in Liebe empfangen. Ich weiß, dies wird dich mehr verletzen als der Gedanke daran, dass man mir Gewalt angetan hat. Aber es ist wahr.« Ich konnte mich immer noch nicht dazu zwingen, ihm in die Augen zu sehen.
    Er ging auf und ab, auf und ab. Zumindest hatte ich ihm jetzt die Wahrheit gesagt, und bei seinem intensiven Gefühl für Anstand würde er keine andere Wahl haben, als mich in Ruhe zu lassen. Er würde sich entschuldigen und nach Tara reiten, um seine Wunden zu lecken, und sich dann nach einer anderen Frau umschauen.
    »Ich glaube dir nicht.« Er blieb vor mir stehen, griff nach meinen Händen und zog mich hoch. Diesmal musste ich ihn ansehen, und ich entdeckte in seinem Blick, dass er es wirklich ernst meinte. »Ich kenne dich zu gut. Du bist nicht dazu fähig, so etwas zu tun. Du bist die klügste und anständigste Frau, die ich kenne! Ich weigere mich zu glauben, dass du dich auf diese Weise hingibst, unverheiratet und einem anderen versprochen. Das kann nicht wahr sein.«
    Er hätte es mir kaum schwerer machen können, wenn er sich bewusst dazu entschlossen hätte. »Es ist wahr, Eamonn«, sagte ich leise. »Ich liebe diesen Mann. Ich trage sein Kind. Ich kann es nicht deutlicher sagen. Außerdem habe ich dir nichts versprochen.«
    »Hat er angeboten, dich zu heiraten? Deinem Kind einen Namen zu geben?«
    Ich schüttelte den Kopf. Ich wünschte mir so sehr, er würde schließlich aufhören und gehen. Jedes Wort machte den Schmerz größer.
    »Dieses Schwein hat deine Unschuld ausgenutzt, und nun schützt du ihn wegen eines missverstandenen Gefühls der Treue. Ich werde ihn jagen, und ich werde ihn mit bloßen Händen erwürgen. Es wird mich ungemein befriedigen, ihn sterben zu sehen.«
    Einen Augenblick lang tauchte das Bild wieder auf, die Hände, die fest um Brans Hals geschlungen waren, das Messer, das Blut. Dann verschwamm es wieder, und ich schwankte.
    »Liadan … was ist los? Setz dich hin. Lass mich dir helfen. Es geht dir nicht gut.«
    »Ich will, dass du jetzt gehst. Bitte geh.« Ich schlug die Hände vors Gesicht, damit ich ihm nicht in die Augen sehen musste.
    »Du brauchst Hilfe …«
    »Es wird mir bald besser gehen. Ich muss allein sein, bitte geh weg, Eamonn.« Meine Schwäche machte mich grausam.
    »Wenn es das ist, was du willst.« Er hatte sich wieder gefasst. Er drehte sich um, um zu gehen.
    »Warte.«
    Ich hörte, wie er den Atem anhielt, aber ich sagte nicht, was er hören wollte.
    »Ich muss dich um einen Gefallen bitten. Ich habe noch niemandem sonst davon erzählt. Bitte lass mir die Zeit, mit meinem Vater und Sean und meinem Onkel darüber zu sprechen, bevor du es erwähnst. Und … Eamonn … es tut mir Leid, dass ich dir wehgetan habe.«
    Er antwortete nicht.
    »Eamonn?«
    »Du hättest Ja gesagt, oder?« Er sprach abrupt, als stürzten die Worte gegen seinen Willen aus ihm heraus. »An Beltaine. Du hättest mich akzeptiert, wenn das nicht geschehen wäre?«
    »Oh Eamonn. Was nützt es jetzt, wenn ich diese Frage beantworte? Es hat sich alles verändert. Alles ist anders. Und jetzt geh bitte. Es hat keinen Sinn, weiterzureden. Es ist passiert; kein Blutvergießen kann das ändern.«
    »Ich brauche Zeit.« Auch das überraschte mich. »Zeit, um damit zurechtzukommen.«
    »Andere ebenfalls«, meinte ich trocken. »Es gibt viele, denen ich es noch sagen muss. Ich bitte dich noch einmal, nicht davon zu sprechen, bis …«
    »Selbstverständlich werde ich das nicht tun. Ich habe dich immer zutiefst geachtet, und ich achte dich immer noch.« Er verbeugte sich steif, dann drehte er sich um und ging endlich.
    Es war ein seltsames Abendessen voller Seitenblicke, Gesten und unausgesprochener Worte. Niamh trug ein bescheidenes, hochgeschlossenes, langärmliges Kleid aus einem weichen goldbraunen Stoff, und sie saß schweigend neben ihrem Mann, während er mit Liam über Strategien sprach. Sie aß wenig, meine Mutter war nicht da, mein Vater abgelenkt. Von Zeit zu Zeit sah ich, wie er Niamh beobachtete und dann Fionn, und seine Miene spiegelte meine eigenen Sorgen wider. Ausnahmsweise war ich nicht hungrig. Ich hatte erst die erste Brücke überquert. Was Eamonn anging – er war gezwungen gewesen, an diesem Abendessen teilzunehmen, ebenso wie mein Vater, denn seine Abwesenheit hätte beleidigend gewirkt. Er trank seinen Wein, man goss ihm nach, er trank weiter. Man setzte ihm Essen vor, und er rührte es

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