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Der Sohn der Schatten

Der Sohn der Schatten

Titel: Der Sohn der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Marillier
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allein den Wagen abzuladen. Hat ein Eisengewicht abbekommen, das ihm den Arm zerquetscht hat. Er wäre hinüber gewesen, hätte Hund ihn nicht rechtzeitig rausgezogen.«
    »Nicht schnell genug«, meinte Hund und kratzte sich die kahle Seite seines Kopfs.
    Ich war damit fertig, das fleckige, stinkige Leinen abzurollen, und der Verletzte biss sich auf die Lippe und richtete den fiebrigen Blick auf mein Gesicht. Er war bei Bewusstsein, obwohl ich nicht annahm, dass er wirklich begriff, was hier geschah, oder die Worte verstand, die gesprochen wurden. Ich wandte mich von dem jämmerlichen, zerschmetterten Überrest seines Arms ab.
    »Dieser Mann hat nur wenig Chancen«, sagte ich leise. »Die üblen Körpersäfte verbreiten sich bereits von der Wunde aus durch den ganzen Körper. Der Arm kann nicht gerettet werden. Er hat Tage schrecklicher Schmerzen vor sich. Dagegen kann ich ihm helfen. Aber es ist unwahrscheinlich, dass ich sein Leben retten kann. Es wäre vielleicht besser gewesen, wenn er gleich gestorben wäre. Ich sehe, dass ihr euer Bestes getan habt. Aber dies geht sehr wahrscheinlich über die Fähigkeiten eines Heilers hinaus.«
    Alle schwiegen. Draußen wurde es dunkler.
    »Ich kann zumindest dafür sorgen, dass er es bequemer hat«, sagte ich schließlich. »Ich hoffe, ihr wart vernünftig genug, meine Sachen mitzubringen.« Ich wollte gar nicht an die Aussicht denken, ohne Werkzeug, ohne Vorrat an starken Kräutermixturen mit einer solchen Verletzung zurechtkommen zu müssen.
    »Hier«, sagte Hund, und da war meine kleine Tasche, ordentlich gepackt und verschlossen. Er warf sie mir vor die Füße.
    »Was ist aus meinen Wachen geworden?«, fragte ich und bückte mich, um die Tasche zu öffnen und zu suchen, was ich brauchte.
    »Das brauchst du nicht zu wissen«, sagte Schlange von dort aus, wo er immer noch Wache hielt. »Je weniger du weißt, desto besser. Wenn du wieder nach Hause zurückkehren willst.«
    Ich stand wieder auf. Alle drei beobachteten mich forschend. Es wäre Furcht einflößend gewesen, hätte ich mich nicht so auf meine Aufgabe konzentriert.
    »Wir hatten gehofft, dass du mehr tun könntest«, meinte Möwe. »Sein Leben retten, wenn schon nicht den Arm. Er ist ein guter Mann. Stark. Zuverlässig.«
    »Ich kann keine Wunder wirken. Ich habe euch gesagt, was ich davon halte. Ich kann nicht mehr versprechen, als ihm seine letzten Tage zu erleichtern. Kann mir jetzt jemand heißes Wasser holen, und gibt es irgendwo sauberes Leinen? Schafft das hier weg und verbrennt es, es hat keinen Sinn mehr, das Zeug zu waschen. Und dann brauche ich eine Art Krug, wenn ihr so etwas habt, und einen Eimer oder eine Schüssel.«
    »Jetzt nicht«, sagte Schlange scharf. »Der Hauptmann kommt.«
    »Verflucht.« Hund und Schlange waren sofort verschwunden. Möwe blieb im Eingang stehen.
    »Ich nehme an, dass dieser Hauptmann mich nicht freundlich willkommen heißen wird?«, fragte ich, versuchte aber, meine Angst nicht zu zeigen. »Ihr habt eine Regel gebrochen, indem ihr mich hergebracht habt?«
    »Mehr als nur eine«, erwiderte Möwe. »Meine Schuld. Du solltest am besten den Mund halten. Der Hauptmann kann Frauen nicht ausstehen. Überlass mir das Reden.« Dann war auch er verschwunden. Ich hörte weiter entfernt Stimmen. Mein Patient atmete aus, atmete dann plötzlich wieder ein und begann, am ganzen Körper zu zittern.
    »Schon gut. Es ist alles in Ordnung«, sagte ich und verfluchte lautlos den Mangel an vorbereitetem Material und zuverlässiger Hilfe. Verflucht sollten sie sein. Von mir zu erwarten, dass ich hier etwas erreichen konnte war, als … als erwarteten sie, dass jemand ein Feld mit bloßen Händen pflügte. Wie konnten sie mir das antun. Wie konnten sie es einem von ihnen antun?
    »… Hilfe … hilf mir …« Der Verwundete sah mich jetzt direkt an, und in seinen zu glänzenden Augen stand eine Art von Erkennen. Er war so bleich, dass es schwierig war zu sehen, welche Art von Mann er einmal gewesen war, wie alt und von welcher Abstammung. Er war groß und kräftig gebaut, wie es sich für sein Handwerk gehörte. Der linke Arm war muskulös, die Brust, die sich schwer hob und senkte, so kräftig wie ein Fass. Das ließ das jämmerliche Bündel von Haut und Knochen auf seiner rechten Seite nur noch schlimmer erscheinen. Es würde lange dauern, bis er starb.
    »… Herrin … hilf …«
    Die Stimmen draußen kamen näher, und nun konnte ich die Worte verstehen.
    »Ich bin nicht sicher, ob

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