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Der Sohn der Schatten

Der Sohn der Schatten

Titel: Der Sohn der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Marillier
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kam er abrupt wieder zu sich. Das Schaudern hörte auf, er regte sich nicht mehr und atmete entschlossen und langsam. Einen Augenblick später musste ihm bewusst geworden sein, dass er nicht allein war. Er musste die Berührung meiner Hand an seiner gespürt haben, das Gewicht meines Kopfs an seiner Schulter, die Wärme meines Körpers an seinem eigenen. Die Laterne stand vor uns auf dem Boden und leuchtete immer noch schwach in der Dunkelheit vor dem Morgengrauen. Wir schwiegen lange. Keiner von uns regte sich. Es war Bran, der als Erster Worte fand.
    »Ich weiß nicht, was du dir einbildest«, sagte er, »oder was du hoffst, damit zu erreichen. Ich schlage vor, dass du jetzt leise aufstehst und wieder hinein an deine Arbeit gehst und dich in Zukunft weniger wie eine billige Schlampe und mehr wie die Heilerin benimmst, die du angeblich bist.«
    Meine Zähne klapperten vor Kälte. Ich konnte mich nicht entscheiden, ob ich lachen oder weinen sollte. Es wäre sehr angenehm gewesen, ihm ins Gesicht zu schlagen, aber ich konnte nicht einmal das tun.
    »Wenn du meinen Arm loslassen würdest«, sagte ich so höflich wie ich konnte, aber meine Stimme zitterte ein wenig, »würde ich das nur zu gerne tun. Es ist ziemlich kalt hier draußen.«
    Er starrte seine Hand an, als hätte er sie nie zuvor gesehen. Dann löste er sehr langsam seine Finger, löste den schraubstockartigen Griff, in dem er mich die ganze Nacht gehalten hatte. Meine Kehle war ausgetrocknet vom Reden, meine Hand taub, und gewaltiger Schmerz breitete sich in meinem Arm aus. Erinnerte er sich denn an gar nichts? Er drehte sich um, sah mich im schwachen Licht des frühen Tagesanbruchs an, wie ich da barfuß in meinem alten Hemd saß und meine Hand bewegte, um sie zum Leben zurückzubringen. Bei Díancécht, das tat vielleicht weh! Ungelenk kam ich auf die Beine, denn ich wollte keinen Augenblick länger als notwendig in seiner Gegenwart verbringen.
    »Nein, warte«, sagte er. Und als der erste Vogel seinen Ruf durch die kühle Morgenluft sandte, stand er auf, nahm seinen Umhang ab und legte ihn mir um die Schultern. Einen Augenblick lang hob ich den Kopf und sah ihm direkt in die Augen, und was ich dann empfand, entsetzte mich mehr als jeder Dämon, den ich dort entdeckte. Ich drehte mich ohne ein Wort um und floh nach drinnen, wo gerade der Schmied erwachte. Ein neuer Tag begann; der vierte Tag.
    Ein geschäftiger Morgen. Hund half mir, den Schmied zu heben und ihn zu waschen, ihm die schweißdurchtränkten Kleider auszuziehen und sie durch frische zu ersetzen. Beide bemerkten, dass ich häufig gähnte. Ich reagierte nicht darauf. Mein Arm tat weh. Meine Gedanken waren völlig verwirrt. Ich versuchte mir vorzustellen, wie es sein würde, wenn ich schließlich nach Hause kam. Falls ich nach Hause kam. Das Mädchen, das nach Sevenwaters zurückkehrte, dachte ich, würde eine andere sein als die, die vor nicht allzu langer Zeit davongeritten war. Was würden Vater und Mutter und Sean sagen, wenn sie mich sahen? Was würde Eamonn sagen? Ich versuchte mir Eamonn vorzustellen, wie er unruhig im Garten auf und ab ging, während er versuchte, mir mitzuteilen, was er empfand. Aber ich konnte sein Gesicht nicht mehr klar vor meinem geistigen Auge entstehen lassen. Es war, als hätte ich vergessen, wie er aussah. Meine Hand zitterte; Wasser schwappte über den Rand der Schale, die ich hielt.
    »He! Ho!« Hund streckte rasch die Hand aus, um die Schale festzuhalten, und stieß dabei gegen meinen Arm. Ich keuchte schmerzerfüllt. Evan sah mich an, und dann sah mich Hund an, während er die Schale vorsichtig absetzte.
    »Was ist los, Mädchen?« Evans Stimme war leise, aber er betrachtete mich forschend.
    »Nichts. Ich habe mir etwas gezerrt oder so; es wird vergehen.«
    »Gezerrt, wie?«, meinte Hund, nahm meinen Ärmel vorsichtig in seine großen Finger und rollte ihn ein wenig hoch, um die blauen Flecken zu enthüllen, die sich auf der hellen Haut meines Arms ausbreiteten.
    »Wer hat dir das angetan, Liadan?« Es war gut, dass der Schmied zu schwach war, um aufzustehen.
    »Es ist nichts«, sagte ich abermals. »Denk nicht mehr daran.«
    Sie wechselten einen Blick, beide mit grimmiger Miene.
    »Bitte«, fügte ich hinzu. »Es war ein Unfall. Niemand hat mir wehtun wollen.«
    »Ein Mann sollte darauf achten, solche … Unfälle zu vermeiden«, knurrte Evan. »Er sollte seine Hände bei sich behalten.«
    »Wir hätten es besser wissen sollen«, stimmte Hund stirnrunzelnd

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