Der Sohn der Schatten
Wir haben schon Pläne.«
Ein dünnes Grinsen erhellte die hageren Züge des Schmieds, und dann sah er mich an. »Guter Mann, der Hauptmann«, murmelte er.
»Ich weiß«, sagte ich.
Bran trug den Schmied ohne große Anstrengung nach draußen, obwohl Evan viel größer und schwerer war. Ich holte Decken, Wasser, Kleidung. Nach einem endlosen Tag war schließlich der Abend hereingebrochen. Wir legten Evan hin, halb sitzend gegen die Steine, so warm eingewickelt wie möglich. Wir hatten eine Stelle ausgewählt, wo er gut geschützt war, aber dennoch die Bewegung der Nachtluft spüren würde. Es roch ein wenig nach Regen; ich hoffte, dass es nicht vor morgen regnen würde. Bran machte ein kleines Feuer, umgrenzt von flachen Steinen aus dem Bach, und dann verschwand er. Evan schwieg nun. Der Transport hatte ihm den größten Teil der noch verbliebenen Kraft genommen.
Ich fragte mich, was für eine Geschichte die richtige für den letzten Abend eines sterbenden Mannes sein würde. Eine lange, hatte er gesagt. Lange genug. Ich schlang die Arme um die Knie und starrte in die Flammen des kleinen Feuers. Eine Geschichte voller Hoffnung. Eine Geschichte, die ich erzählen konnte, ohne weinen zu müssen. Bran kam so lautlos zurück, wie er uns verlassen hatte, und hielt etwas vorn im Hemd. Er kippte es auf den Boden. Tannenzapfen. Ich nahm einen oder zwei und warf sie mit einer lautlosen Bitte an die Göttin ins Feuer. Es war ein Geruch, in dem das Versprechen hoher Berge lag, von Schnee und großen Vögeln, die an einem hellen Himmel kreisten.
»Hauptmann.« Die Stimme war dünn.
»Ich bin hier.« Bran setzte sich auf die andere Seite des Schmieds. Das brachte ihn ein wenig näher zu mir als die drei oder vier Schritte Abstand, die seine eigenen Regeln verlangten.
»Das Mädchen. Versprich es mir. Du schickst sie sicher nach Hause, wenn das hier erledigt ist. Versprich es, Hauptmann.«
Bran antwortete nicht. Er starrte ins Feuer.
»Ich meine es ernst, Junge.« So schwach er war, der Schmied forderte eine Antwort.
»Ich weiß nicht, welchen Wert das Versprechen eines Mannes haben kann, wie ich es bin. Aber ich gebe dir mein Wort, Schmied.«
»Gut. Und jetzt erzähle, Mädchen.«
Während er also still dasaß, begann ich. Ich wob so viel Wunder und Magie und Zauber in die Geschichte, wie ich konnte. Aber ich vergaß auch nicht die gewöhnlichen Dinge; die Dinge, die manchmal für sich genommen Wunder sind, ohne auf irgendeine Weise ungewöhnlich zu sein. Der Held dieser Geschichte verliebte sich und heiratete und hielt seinen erstgeborenen Sohn in den Armen. Er erlebte die Freundschaft und Treue seiner Waffenbrüder. Er reiste in weit abgelegene Länder, befuhr geheimnisvolle Meere und erlebte die Freude, wieder nach Hause zurückzukehren. Überwiegend schaute ich in die Flammen, während ich sprach, aber manchmal sah ich auch Evans breites, ehrliches Gesicht und seine weit offenen Augen an, mit denen er zu den Sternen hinaufblickte. Ein- oder zweimal holte Bran die Silberflasche heraus, goss ein wenig von ihrem Inhalt auf seine Fingerspitzen und berührte damit die Lippen des Schmieds. Aber nach einer Weile verschloss er die Flasche und steckte sie wieder in die Tasche und saß einfach nur da und hörte zu. Die Geschichte ging weiter. Ein paar Abenteuer borgte ich irgendwo, andere erfand ich einfach. Der zunehmende Mond ging auf und breitete schwaches Licht über uns, und immer noch redete ich weiter. Der Wind wurde stärker, und es roch ein wenig nach dem Meer. Die Nacht wurde kühl. Bran stand auf und holte seinen Umhang.
»Hier«, sagte er und legte ihn mir um die Schultern. Ein anderes Mal brachte er mir einen Becher Wasser. Es war eine lange, lange Geschichte. Es wäre gut gewesen, wenn Sean oder Niamh oder Conor mir hätten helfen können, aber es gab niemanden. Vorsichtig; ich durfte nicht wieder weinen. Die Sterne waren wie schimmernde Edelsteine auf einem Umhang aus dunklem Samt. Aber nie hätte ich einen so wunderbaren Umhang nähen können.
»Dann kam der Tag«, sagte ich schließlich, »an dem die Göttin Eoghan zu sich rief. Denn es war an der Zeit für ihn, weiterzuziehen, Zeit, dass sein Geist sich von diesem Leben befreite und weiter zum nächsten ging. Wenn die Göttin dich ruft, kannst du dich nicht weigern. Dennoch, Eoghan dachte an seine Frau und an seinen Sohn, der noch nicht ganz erwachsen war, und als er den Ruf hörte, setzte er sich zu den gemeißelten Steinen und stellte Fragen. Wie konnte
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