Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Sohn des Alchemisten

Der Sohn des Alchemisten

Titel: Der Sohn des Alchemisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
Vom Netzwerk:
Erlenschlag waren nie welche vorbeigekommen.
    »Wenn dieses Feld zu Ende geharkt ist, mache ich mich mit meinem Mann auch auf den Weg«, sagte die Bäuerin und bückte sich nach einigen Steinen.
    »Na«, rief Gil, »wir gehen lieber schon mal vor! Jongleure! Spielleute! Musik!«
    Die Kinder liefen den ausgetretenen Weg am Bach entlang, der sich zwischen alten Bäumen hindurchschlängelte. Jakob versuchte ein paar Mal, auf Jackel zu reiten, aber das Maultier war störrisch und blieb immer wieder stehen, sobald Jakob auf ihm saß.
    »So ein eigensinniger Kerl«, murrte Jakob und zog ihn widerwillig am Strick hinter sich her. »Jetzt hab ich endlich wieder ein Reittier und muss doch zu Fuß laufen. Pah!«
    Nach einer Weile machte der Bach einen weiten Bogen und auf der anderen Seite, an einem Felsvorsprung, erhob sich grau und majestätisch die Burg. Eine Brücke führte über das Wasser hinüber zum Tor.
    Pepe zog die Luft ein. »Nicht schlecht, dieser Kasten! Schaut nur, der hohe Turm!«
    Gil schnupperte. »Herrlich, ich rieche schon Braten!«
    »Wie kannst du jetzt ans Essen denken«, knurrte Jakob empört, »wir suchen keinen Braten, wir suchen meinen Vater!«
    »Entschuldigung«, verteidigte sich Gil, »ich dachte nur, vielleicht können wir das eine mit dem anderen verbinden.«
    Vom Burgturm und von den Zinnen flatterten rote Fahnen mit dem Jakobskreuz darauf. Neben dem Tor waren etliche Zelte aufgebaut. Als die Kinder näher kamen, sahen sie, dass einige Pilger gerade dabei waren, ihre Mäntel abzubürsten und sich im Bach ihre Hemden zu waschen.
    »Meint ihr, die Wachen lassen uns so, wie wir sind, in die Burg?«, fragte Marie besorgt und deutete auf die zwei Wachposten, die am Tor lehnten und sich unterhielten. »Oder sollen wir uns auch erst mal herrichten?«
    »Pah! Soll ich mich jetzt auch noch für den Grafenwaschen?« Jorge schüttelte sich. »Wir riskieren es so! Los, kommt! Jakob, das Maultier lassen wir besser hier! Fünf Kinder mit Maultier, das ist zu auffällig!«
    »Wenn du meinst!« Widerwillig band Jakob Jackel etwas abseits an einen Baum. »Wir kommen wieder«, murmelte er ihm ins Ohr. Das Maultier schnaubte leise zur Antwort und begann zu grasen.
    Die Kinder überquerten zögerlich die Brücke. Die Wachen schauten auf.
    »Na endlich!«, rief der eine Wachposten und winkte sie näher. »Es wurde aber auch Zeit!«
    »Was wurde Zeit?«, fragte Jakob verwirrt und suchte Maries Blick.
    »Nur nicht frech werden«, meinte der andere Wachposten. »Die in der Küche warten schon.«
    »Auf uns?« Jakob blickte ganz betroffen drein.
    Pepe schob ihn geistesgegenwärtig zur Seite. »Entschul digt uns«, sagte er und machte ein schuldbewusstes Gesicht, »wir mussten – äh – noch ein verirrtes Schaf einfangen.«
    »Ein Schaf? Na gut, das will ich gelten lassen«, knurrte der erste Wachposten. »Vielleicht haben wir später alle was davon, von eurem schönen Schaf. Gespickt und gebraten, versteht sich. Hat der Graf nicht befohlen, ihm noch ein paar Leckereien zu bringen?«
    »Wir bringen nur uns!«, rief Pepe. »Alle Schafe, Ziegen, Hasen, Enten und Gänse kommen später!«
    »Hör auf«, meinte der zweite Wachposten und hielt sichden Bauch. »Schafe! Hasen! Enten! Am Ende noch gespickt! Ich halte es kaum noch aus bis zum Nachmittag! Martha hat gesagt, es gibt auch Blutwurst!«
    »Vorwärts mit euch«, fiel ihm der erste ins Wort, »an die Arbeit. Uns hängt der Magen in den Knien!«
    Pepe wandte sich triumphierend zu den anderen um und winkte. »Los, Leute!«
    »An welche Arbeit sollen wir denn?«, murmelte Jakob verwirrt, aber Marie bedeutete ihm zu schweigen. Die Kinder liefen eilig durchs Tor.
    »Zwick mich, ich glaub, ich träume!«, entfuhr es Gil. Sogar Jorge grunzte überrascht.
    Im Hof standen dicht an dicht bunte Zelte. Einige Spielleute bauten gerade eine kleine Bühne auf und befestigten Tücher und Vorhänge. Über einem großen Feuer wurde ein Ochse gebraten. Unzählige Leute liefen hin und her, schleppten Bänke und Tische durch den Hof, rollten Fässer oder banden Girlanden aus Blumen und Stoffen.
    »Ich glaube«, sagte Jorge, »wir kommen wirklich genau richtig, um uns einmal hemmungslos den Bauch vollschlagen zu können. Ich gebe zu, dieses Abenteuer ist doch nicht so unangenehm, wie ich gedacht habe!«
    »Aber warum haben uns die Wachen schon erwartet?«, meinte Jakob und kratzte sich am Kopf. »Ob das eine Falle des Grafen ist?«
    Sie haben natürlich nicht
uns
erwartet«, erklärte Pepe

Weitere Kostenlose Bücher