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Der Sohn des Alchemisten

Der Sohn des Alchemisten

Titel: Der Sohn des Alchemisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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ungeduldig. »Wenn der Graf heute zum Jakobsfest einlädt, müssen wahrscheinlich allerhand Leute aus seinen Dörfernbei den Vorbereitungen helfen. Und
die
werden hier sicherlich sehnlichst erwartet!«
    »Fünf?«, hörten sie in diesem Augenblick eine zeternde Stimme. »Fünf? Zehn sollten kommen! Oder ein Dutzend! Los, los, Beeilung, schnippeln, hacken, rühren, drehen, raspeln, mischen, mengen, brühen, zupfen, los!«
    Eine rundliche Frau war in einem Eingang erschienen, die Arme hatte sie resolut in die Hüften gestemmt. »Wie so seid ihr nur fünf? Was ist denn in André und seine Leute gefahren? Wo um Himmels willen ist der Rest?«
    »Der, der kommt noch«, sagte Gil. »Äh, wir sind schon mal vorgelaufen.«
    »Weil es doch eilt«, fügte Marie eifrig hinzu.
    »Und ob es eilt! Hinein mit euch!« Die Frau führte sie mit raschen Schritten in die Küche. Drinnen dampfte es schon. Einige Frauen waren damit beschäftigt, Wurstfüllung in Därme zu stopfen und Würste zu drehen. Andere hatten mit Körben voller Gemüse zu tun. Auf dem Tisch grinste sie ein Schweinekopf an. In drei Kaminen brannte Feuer, ein vierter lag schwarz und leer da.
    »Gibt’s auch Blutwurst?«, fragte Gil und schnupperte.
    »Dort kannst du sie rühren!« Die dicke Frau deutete auf einen der Kessel. Als sie sah, dass die Kinder arbeitswillig waren, schlug sie einen freundlicheren Ton an. »Auf geht’s! Da sind die Schöpfer, Kellen und Löffel, dort die Messer.«
    Bald waren alle beschäftigt. Gil rührte die Blutsuppe. Marie sollte Karotten und Lauch schnippeln. Jorge undPepe schrubbten Schalen und Schüsseln sauber. Nur Jakob stand etwas unschlüssig herum. Fast schien es, als erwarte er, dass irgendwo in einer Küchenecke sein Vater sitzen würde.
    »Du da!«, rief die Frau und deutete auf ihn. »He!«
    Jakob blickte erschrocken auf. »Ich?«
    »Ja, du! Du bist der Richtige, um die Hühner zu rupfen!«
    »Hühner rupfen?« Jakob sah angewidert auf etwa ein Dutzend kopfloser Hühner, die auf dem Tisch lagen. »Igitt! Die haben ja keinen Kopf mehr!«
    Die Frau schaute ihn merkwürdig an. »Natürlich haben die keinen Kopf mehr! Die sollen ja auch gleich an den Spieß! Aber davor musst du sie noch rupfen! Was stierst du so blöde auf die Viecher? Pack an!«
    Marie sprang auf und kam Jakob zu Hilfe. Der Kerl mochte zwar lesen und schreiben können, aber ansonsten war er wirklich zu kaum was zu gebrauchen! Wenn sie nicht aufpasste, dann würde er sie verraten!
    »Lass nur, ich helfe dir!«, sagte sie hastig. »So musst du sie halten.«
    Die Frau musterte sie scharf, dann wurde sie in eine andere Ecke der Küche gerufen.
    »Meine Güte«, murmelte Jakob, »ein Ameisenhügel, ein Sumpf, ein Fluss, Stehlen und jetzt Hühnerrupfen! Aber bitte, wenn es hilft, meinen Vater zu befreien!«
    »Für den neuen Gast sollen wir noch die Wachteln braten«, hörten sie in diesem Augenblick eine alte Frau,die nahe am Feuer stand und Grillspieße mit Fleisch bestückte. »Martha, vergiss das nicht!«
    Die dicke Frau, die offensichtlich Martha hieß, nickte. »Wird gemacht. Ein eigenartiger Mensch, der Kerl da oben, findet ihr nicht? So geheimnisvoll! Und so gut aussehend!«
    Jakob und Marie warfen sich einen Blick zu.
    »Ein neuer Gast?«, flüsterte Jakob. »Ob damit mein Vater gemeint ist?!«
    »Pst!« Marie legte einen Finger auf die Lippen.
    »Der könnte gut zu den Spielleuten passen!«, rief eine andere Frau, während sie einen Eimer Wasser in einen Suppenkessel goss. »Wie der vorhin gequasselt hat, als der Graf ihm seine ganzen Gerätschaften gezeigt hat!«
    Jakob und Marie sahen, wie die Frau auf den vierten Kamin deutete, den Kamin, in dem kein Feuer brannte. Um ihn herum standen allerhand eigenartige Gerätschaften, die Marie seltsam bekannt vorkamen. Wo hatte sie so etwas schon einmal gesehen?
    »Ich glaube, der Graf gehört auch zur Zunft der Alchemisten«, flüsterte Jakob aufgeregt.
    Richtig! Diese Töpfe, Röhrchen und Pfannen sahen aus wie die Apparaturen, die in Jakobs geheimnisvollem Buch abgebildet waren!
    »Carla meint ja, der Mann sei ein Magier«, meinte die alte Frau von vorhin.
    »Mein Vater ist doch kein Magier!« Jakob wollte aufbrausen, aber Marie drückte ihn zurück auf seinen Schemel.»Spinnst du? Lass sie reden«, zischte sie ärgerlich. Zum Glück hatte sie niemand beachtet!
    »Ein Magier? Meinst du, er kann zaubern? Auf jeden Fall sieht er zauberhaft aus!«, antwortete die dicke Martha.
    Alle lachten.
    »Martha, der ist

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