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Der Sohn des Apothekers (German Edition)

Der Sohn des Apothekers (German Edition)

Titel: Der Sohn des Apothekers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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stehen, weil
die Dogge bedrohlich knurrte. »Frau Stolz, ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie den
Hund wegbringen würden.«
    Die Frau führte das riesige Tier wieder ins Haus und schloss
hinter ihm die Tür. »Aber Sie haben wohl nichts dagegen, wenn ich bleibe?«
    »Ganz und gar nicht«, antwortete Hanna und wandte sich wieder
dem jungen Mann zu, der scheinbar unberührt und gleichgültig auf der Treppe
saß. »Was wissen Sie noch von dem Tag, als die Mädchen im Wald hinter dem Ort
verschwunden sind?«
    Mirko Stolz spuckte in das nahe Gebüsch. »Das ist drei Jahre
her, was soll ich da noch wissen. Ich habe doch schon damals alles gesagt.«
    »Ich würde es aber noch mal gerne von Ihnen hören, damit wir
auch nichts vergessen.«
    »Wir waren gar nicht hier, wir waren im Kino.«
    »Wer ist ›wir‹?«
    »Das wissen Sie doch.«
    »Sie meinen: mit Ihren Freunden?«
    »Ich meine Kevin, Carsten, Sebbi und Frida. Wir sind ins Kino
gegangen, die Vorstellung um sechs, und danach haben wir noch was getrunken, in
einer Disco, Music-Club heißt die.«
    Hanna hatte sich die Aussagen aus der damaligen Ermittlungsakte
durchgelesen. Einhellig hatten die vier genannten aus der Clique ausgesagt,
dass sie einen Kinoabend miteinander verbracht hatten und anschließend noch im Music-Club in Neustadt gewesen waren. Erst gegen ein Uhr wären sie nach Tennweide
zurückgekehrt. Mirko, der damals bereits einen Führerschein gehabt hatte, war
mit dem Mercedes seines Vaters gefahren.
    »Ich habe Ihre Aussage in der Akte gelesen«, antwortete Hanna.
»Kennen Sie die Feuerstelle unweit des Bannsees?«
    Mirko schaute kurz zu seiner Stiefmutter auf. »Ja, weshalb?«
    »Waren Sie an diesem Tag am Bannsee oder an dieser
Feuerstelle?«
    Mirko Stolz schüttelte vehement den Kopf. »Ich sagte doch
schon, wir waren im Kino. Dad hat mir seinen Wagen gegeben und wir sind am
Mittag einfach nur rumgefahren. Später hat Kevin gesagt, dass der neue Film mit
Antonio Banderas im Kino läuft und wir sind nach Neustadt gefahren. Um fünf
ging es mit dem Vorprogramm los. Wir waren gar nicht hier, als die Mädchen
verschwunden sind. Sie können mir ruhig glauben, wir haben nichts damit zu
tun.«
    »Dann können Sie auch beruhigt zum Speicheltest gehen«, sagte
Hanna. »Denn der dient nicht nur zur Belastung, sondern auch zur Entlastung,
falls man nichts zu befürchten hat. Andernfalls wird er eben zwangsweise nachgeholt
und Sie verzögern nur die Ermittlungen, verstehen Sie?«
    Mirko Stolz schaute betreten zu Boden. »Sonst noch was?«
    »Das wäre es vorerst, aber halten Sie sich noch zur Verfügung,
falls wir Sie noch einmal brauchen.«
    Hanna wandte sich zum Gehen, doch ehe sie das Gartentor
erreichte, blieb sie stehen und wandte sich um. »Eine Frage noch – gab es
andere Jungs aus dem Ort, die an dieser Feuerstelle feierten?«
    Der Junge zuckte mit der Schulter. »Kann schon sein. Weshalb
fragen Sie?«
    »Weil wir wissen, dass dort am Tag, als es passierte, mittags
gegen vier ein Feuer brannte«, antwortete sie, ehe sie die Gartentür öffnete
und zum Wagen zurückging.
    *
    Margot Martinson traf pünktlich mit dem Zug aus Hamburg am
Hauptbahnhof in Hannover ein. Als sie aus dem Zug stieg und über den Bahnsteig
schlenderte, musste Trevisan genau hinschauen, um sie zu erkennen. Seit beinahe
einem Jahr hatte er sie nicht mehr gesehen und aus dem ehemaligen unscheinbaren
Nachtfalter war ein schillernder bunter Schmetterling geworden. Sie trug ein
weinrotes Kostüm und hatte schwarze, toupierte Haare, dazu betonte eine
elegante Brille ihr hübsches, dezent geschminktes Gesicht. Trevisan war
fasziniert.
    »Hallo, Martin! Schön, dich zu sehen.«
    »Mein Gott, ich hätte dich beinahe nicht mehr wiedererkannt«,
antwortete er.
    Margot lachte. »Ich bin jetzt selbstständig, hast du das
vergessen? Da gehört ein perfektes Outfit zum Geschäft. Niemand geht gerne zu
einer Psychologin, die aussieht wie ihr eigener Patient.«
    Trevisan umarmte sie und hauchte ihr einen Kuss auf die Wange.
    »Na, das bin ich ja überhaupt nicht von dir gewohnt«, scherzte
sie. »Lass uns was essen gehen. Ich habe Hunger und die Speisewagen der Bahn
lassen ganz schön zu wünschen übrig. Teuer und schlecht, das ist nichts für
mich.«
    »Okay.« Trevisan schaute auf die Uhr. »Es ist kurz nach zwei,
da bleibt nur ein Italiener oder Fast Food, die anderen haben ihre Küche schon
geschlossen.«
    »Soll mir recht sein.«
    »Da gäbe es das Pizza-Hut oder um die Ecke Enrico Leone ,
mit

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