Der Sohn des Apothekers (German Edition)
Standesamt von Hamburg geendet.
Roswitha Meierling, geborene Warmuth, war am 3. Mai 1959 in
Hamburg geboren und hatte im Stadtteil Harburg ihre Kindheit verbracht. Sie
hatte 1982 Johannes Meierling geheiratet. Ein Jahr später war ihre Tochter
Sarah geboren worden, und im Jahr 1986 war die Familie nach Tennweide gezogen.
So weit war nichts Auffälliges zu entdecken. Doch vom Standesamt in Hamburg
erhielt Hanna eine weitere Auskunft, und die ließ sie aufhorchen. Denn neben
der Tochter Sarah gab es ein weiteres Kind, einen unehelichen Jungen, den Rosie
im Alter von sechzehn Jahren zur Welt gebracht hatte. Er war ihr mit fünf
Jahren wegen ihres unsteten Lebenswandels weggenommen worden. Vom Jugendamt
Harburg erfuhr Hanna, dass der Junge, Peter Warmuth war sein Name, in einem
Heim aufgewachsen und vergeblich bei mehreren Pflegefamilien untergebracht
worden war, wo er immer wieder ausriss. Als Jugendlicher war er früh mit dem
Gesetz in Konflikt geraten. Ladendiebstähle, Leistungserschleichungen und Körperverletzungsdelikte
hatten sich in seinem Strafregister angesammelt. Mit sechzehn folgte die erste
Jugendstrafe wegen Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz. Vier Monate saß
er in Hahnöfersand ein, doch seiner Karriere als Kleinkrimineller tat das
keinen Abbruch.
Er war danach noch mehrfach
aufgefallen, und eine zweite, diesmal einjährige, Jugendstrafe folgte. Nach einem
Raubüberfall auf einen Lottoladen in Heimfeld knapp ein halbes Jahr nach seiner
Haftentlassung war er zu einer Haftstrafe von drei Jahren in der JVA Billwerder
verurteilt worden. Dort hatte er an einer Ausbildung zum Schreiner teilgenommen.
Über das Gefangenenhilfswerk war ihm im Stadtteil St. Georg eine Wohnung
in einer Wohngemeinschaft vermittelt worden, dennoch war er immer wieder wegen
seiner Rauschgiftsucht mit dem Gesetz in Konflikt gekommen.
Hanna schüttelte den Kopf, als sie das Strafregister aus
Hamburg zugefaxt bekam. Über vierzig Fälle waren inzwischen registriert,
zumeist Delikte im Kleinkriminellenbereich. Bei den letzten zehn Eintragungen
tauchten immer wieder zwei weitere Namen als Tatgenossen auf: Mehmet Aydin und
Stefan Scheering, zwei gleichaltrige Mitbewohner der Wohngemeinschaft, mit
denen er wegen einiger Ladendiebstähle aufgefallen war. Einer der Diebstähle
war nicht in Hamburg, sondern vor etwa einem Jahr in Wunstorf begangen worden.
Hanna forschte weiter und erfuhr, dass kein Wagen auf Peter
Warmuth registriert war. Doch als sie die beiden Personen im Warmuths Umfeld
überprüfte, stieß sie auf einen schwarzen Toyota, der auf Stefan Scheering
zugelassen war.
Erneut versuchte sie vergeblich, Trevisan zu erreichen. Sie
überlegte, was sie tun konnte. Schließlich entschloss sie sich, Engel in die
Sache einzuweihen, doch noch bevor sie den Telefonhörer in der Hand hielt,
klingelte es. Die Kollegen aus Hamburg meldeten sich.
»Moin«, grüßte der Polizist am anderen Ende. »Sie hatten die
Anfrage wegen den Personen Scheering und Aydin?«
Hanna bestätigte.
»Nun, der Scheering wohnt noch unter der eingetragenen Adresse,
aber den anderen, den Aydin, den gibt es nicht mehr. Der liegt schon zwei Meter
tiefer.«
Hanna wurde hellhörig. »Wie das?«
»Hatte Pech im Hafen«, erläuterte der Kollege. »Hat sich wohl
mit den Falschen eingelassen. Ein Messerstich in die Leber, die Täter sind zwei
Albaner und sitzen. Ging wohl um Rauschgift, aber ihr kennt das ja, da ist
nichts rauszubekommen aus denen.«
»Haben Sie neue Erkenntnisse über Peter Warmuth, läuft da noch
ein Verfahren oder was ähnliches?«
»Es liegt ein Haftbefehl gegen ihn und seinen Kumpel Scheering
vor«, antwortete der Kollege. »Hat die Fahndung auf dem Tisch, weil die Kerle
seit ein paar Wochen nicht greifbar sind. Drei Monate Strafvollstreckung wegen
Ladendiebstahls. Die sind wohl ausgerückt. Die Kollegen von der Fahndung
meinen, wenn sie bis zum Wochenende nicht auftauchen, schreiben wir sie im
Fahndungssystem aus.«
»Ich habe das Register hier vor mir liegen, aber schwere
Gewalttaten sind bis auf drei Körperverletzungsdelikte nicht erfasst. Kennen
Sie die Typen persönlich?«
»Na ja, wir hatten schon ein paarmal mit denen zu tun. Typische
Streuner, die wohl noch eine ganze Weile brauchen, bis sie endlich erwachsen
werden.«
»Die sind bereits Mitte zwanzig«, wandte Hanna ein.
»Ich sag doch, die benehmen sich noch wie Straßenkids, haben
wohl in ihrem Leben noch nicht viel dazugelernt. Jeden Tag Party bis zum
Abwinken.
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