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Der Sohn des Azteken

Der Sohn des Azteken

Titel: Der Sohn des Azteken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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dir dein größtes Vergnügen verweigern, das in Blutvergießen und in Zerstörung besteht. Aber was sein muß, muß sein. Also geh, denn du bist versessener auf Krieg als jeder andere am Hof. Benachrichtige alle Ritter in Aztlan, daß sich das Heer im Morgengrauen bewaffnet, mit Vorräten versehen und marschbereit auf dem Großen Platz versammelt.« G’nda Ké lächelte boshaft und verließ den Raum.
    Ich sagte zu Améyatl: »Ich werde nicht darauf warten, daß die Ratsversammlung diesem Einsatz zustimmt. Du kannst sie nach Belieben einberufen und die Räte davon in Kenntnis setzen, daß sich Spanier und Azteca im Kriegszustand befinden. Die Räte können schlecht etwas widerrufen, was bereits geschehen ist.« Améyatl nickte, allerdings nicht gerade freudig. »Ich werde eine Reihe guter Männer als Palastwache zurücklassen«, fuhr ich fort. »Nicht genug, um einen Angriff auf die Stadt zurückzuschlagen, aber genug, um dich schnell in Sicherheit zu bringen, wenn Gefahr droht. Als Regentin übst du bis zu meiner Rückkehr wieder die Macht des Uey-Tecutli aus. Der Rat weiß das.«
    Sie sagte wehmütig: »Als du das letzte Mal gegangen bist, warst du jahrelang fort.«
    Ich sagte fröhlich, um sie aufzumuntern: »Ayyo, Améyatl! Ich hoffe, dir diesmal bei meiner Rückkehr, wann immer das sein mag, sagen zu können, daß unser Aztlan das neue Tenochtitlan ist, die Hauptstadt der wiedergewonnenen, wiederhergestellten, erneuerten EINEN WELT, die wir nicht mit Fremden teilen. Dann werde ich dir auch sagen, daß wir beide, Vetter und Cousine, die uneingeschränkten Herrscher der EINEN WELT sind.«
    »Vetter und Cousine …«, murmelte sie. »Es hat eine Zeit gegeben, da waren wir eher wie Bruder und Schwester.« Ich erwiderte leichthin: »Mehr als das, wenn ich dich daran erinnern darf.«
    »Du mußt mich nicht daran erinnern. Ich hatte dich sehr lieb, als du noch ein Junge warst. Jetzt bist du ein Mann und wirklich ein sehr mannhafter. Was wirst du sein, wenn du wieder zurückkommst?«
    »Ich denke, kein alter Mann. Ich hoffe, ich werde dann immer noch fähig … nun ja, deiner Liebe würdig sein.«
    »Das warst du, das bist du, und das wirst du immer sein. Als der Junge Tenamáxtli aus Aztlan weggegangen ist, habe ich ihm zum Abschied nur zugewinkt. Der Mann Tenamáxtli verdient einen mehr von Herzen kommenden und denkwürdigeren Abschied.« Sie öffnete die Arme. »Komm … mein lieber …«
    Améyatl war noch wie in ihrer Jugend die übersprudelnde Verkörperung ihres Namens: eine Quelle. So genossen wir unsere beiderseitigen Erregungen die ganze Nacht mit immer neuer Leidenschaft und fielen erst in tiefen Schlaf, als unsere Kräfte schließlich völlig erschöpft waren.
    Ich hätte das Antreten meines Heeres verschlafen, wenn G’nda Ke, die niemals den persönlichsten Bereich eines Menschen achtete und kein Benehmen hatte, nicht ungebeten in meinem Gemach aufgetaucht wäre und mich grob wach gerüttelt hätte.
    Améyatl und ich lagen immer noch eng umschlungen im Bett. Bei diesem Anblick verzog sie höhnisch die Lippen und rief: »Sieh einer an! Der wachsame, der rührige, umsichtige und kriegerische Führer seines Volkes liegt mit einer Frau faul im Bett. Kannst du deine Truppen führen? Kannst du überhaupt aufstehen? He, du größter aller Liebhaber, es ist Zeit. Du ziehst in den Krieg!«
    »Verschwinde!« knurrte ich. »Geh und mach dich über einen anderen lustig. Ich gehe ins Dampfbad, danach werde ich mich waschen, anziehen und auf den Platz hinauskommen, wenn ich fertig bin. Verschwinde …« Doch bevor die Yaki-Frau ging, mußte sie Améyatl noch eine grobe Beleidigung an den Kopf werfen.
    »Wenn Ihr Tenamáxtli seine ganze Manneskraft geraubt habt, verehrte Dame, dann ist es Eure Schuld, falls wir den Krieg verlieren.«
    Améyatl, die all die guten Manieren und den Geist besaß, der G’nda Ké fehlte, lächelte verschlafen und zufrieden. Sie erwiderte nur: »Ich kann bezeugen, daß Tenamáxtzins Manneskraft jeder Prüfung gewachsen ist.« Die Yaki-Frau knirschte mit den Zähnen und stürmte wütend aus dem Gemach. Ich wusch mich und legte meine Rüstung und den fächerförmigen Kopfschmuck aus Quetzalfedern, das Zeichen des Oberbefehlshabers, an. Dann beugte ich mich hinunter, um Améyatl, die immer noch lächelnd im Bett lag, ein letztes Mal zu küssen. »Diesmal werde ich dir zum Abschied nicht winken«, sagte sie leise. »Ich weiß, du wirst zurückkehren … als Sieger. Aber bitte, versuche um

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