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Der Sohn des Azteken

Der Sohn des Azteken

Titel: Der Sohn des Azteken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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beschreibst, ist nicht der liebevolle Vorgang, der es sein sollte. Wenn es mit Liebe geschieht, und du hast selbst von liebenden Herzen gesprochen, dann kann es der höchste Genuß sein.«
    »Wenn was mit Liebe geschieht?« fragte sie nicht uninteressiert.
    »Hör zu, du weißt, daß du ein liebendes Herz hast, aber vielleicht weißt du nicht, daß du auch eine Kinú besitzt. Sie eignet sich weit besser dazu, geliebt zu werden, als die der gefühlvollsten Auster. Sie ist da.« Ich wies auf die Stelle an ihrem Körper, und Grille schien augenblicklich das Interesse zu verlieren. »Ach das«, sagte sie noch einmal wegwerfend. Sie band das Schamtuch ab und bewegte sich, damit ein Mondstrahl auf ihren Unterleib schien. Dann schob sie mit den Fingern die Lippen ihres Tipíli auseinander, warf einen gleichgültigen Blick auf das perlenartige Xacapili und sagte: »Kinderspielzeug …«
    »Was?«
    »Ein Mädchen lernt sehr früh, daß dieses kleine Ding sehr empfindsam und erregbar ist, und sie benutzt es oft. Ja, so wie du es jetzt mit den Fingerspitzen machst, Tenamáxtli. Aber wenn das Mädchen reifer wird, langweilt sie diese kindliche Spielerei, und sie findet das unfraulich. Außerdem hat Kuku uns darauf aufmerksam gemacht, daß so etwas die Kräfte und die Ausdauer schwächt.« Sie seufzte leise. »O ja, eine erwachsene Frau macht es hin und wieder. Ich auch … genau wie du gerade bei mir.« Sie lächelte versonnen. »Aber ich mache es nur, um Erleichterung zu finden, wenn ich unter Spannung stehe oder schlecht gelaunt bin. Es ist so, als kratzt man sich an einer Stelle, die juckt.« Sie lachte.
    Ich seufzte. »Was für schreckliche Worte du benutzt, um ein Gefühl zu beschreiben, welches das höchste aller Gefühle sein kann. Eure Kuku hat unrecht. Das Lieben kann belebend wirken, so daß du bei allem anderen, was du tust, sehr viel mehr Kraft und Befriedigung hast. Aber lassen wir das. Sag mir nur eins. Wenn ich dich hier berühre, ist es dann so, als wenn du dich kratzt, weil es juckt?«
    »N … nein«, hauchte sie. »Ich spüre … was ich auch spüre … es ist ganz anders …«
    Ich versuchte, meine eigene Erregung zu unterdrücken, damit ich so nüchtern klang wie ein Ticitl bei einer Untersuchung, und fragte: »Aber ist es ein schönes Gefühl?« Sie erwiderte kaum hörbar: »Ja …« Ich küßte sie dort, wo sich meine Hand befand, und zog dann die Hand weg. Sie zuckte zusammen und keuchte: »Nein! Du kannst nicht … so wird es nicht …o doch, so! Doch, du kannst. Und ich … ich kann!« Es dauerte eine Weile, bis Grille sich wieder gefangen hatte. Sie atmete so schwer, als sei sie gerade vom Meeresgrund aufgetaucht, als sie stöhnte: »Uiikíiki! Nie … wenn ich selbst … ist es nie so gewesen!«
    »Dann laß uns das lange Versäumte jetzt richtig und in aller Ruhe nachholen«, schlug ich vor, und ich tat Dinge, die sie noch zweimal in diese Tiefen stürzten oder Höhen katapultierten, bevor ich sie spüren ließ, daß auch ich, falls es gewünscht wurde, bereit wäre. Und als es erwünscht war, wurde ich von einem Geschöpf umarmt, umschlossen und verschlungen, das so geschmeidig und wendig, so beweglich und gelenkig war wie ein Seelöwe, der in seinem Element ist. Als es vorüber war, kam sie mit ihrer unerschöpflichen Lunge natürlich vor mir wieder zu Atem. Ich lag immer noch kraftlos da, als Ixinatsi in ihren Unterschlupf kroch, wieder daraus hervorkam und mir etwas in die Hand drückte. Es schimmerte im silbernen Mondlicht wie ein Stück Mond.
    »Eine Kinú bedeutet ein liebendes Herz«, flüsterte sie mir ins Ohr und küßte mich.
    »Mit dieser Perle«, erwiderte ich schwach, »könntest du dir vieles kaufen … zum Beispiel ein richtiges Haus. Ich meine, ein sehr gutes und stabiles, das nicht vom Sturm davongeweht wird.«
    »Ich wüßte nicht, was ich mit einem Haus anfangen sollte. Aber ich weiß jetzt, wie ich Akuáreni genießen kann. Die Kinú ist mein Dank dafür, daß du es mir gezeigt hast.«
    Bevor ich Luft holen konnte, um etwas zu erwidern, war sie aufgesprungen und rief über den Baumstamm hinweg: »Maruuani!«
    Das war die junge Frau in dem Unterschlupf auf der anderen Seite. Ich dachte, Grille wolle sich wegen der zweifellos unvertrauten Geräusche entschuldigen, die wir von uns gegeben hatten.
    Statt dessen rief sie: »Komm herüber! Ich habe etwas ganz Wunderbares entdeckt!«
    Maruuani kam um die Baumwurzeln herum und kämmte sich scheinbar gelangweilt die Haare. Sie tat, als

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