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Der Sohn des Azteken

Der Sohn des Azteken

Titel: Der Sohn des Azteken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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spanischen Soldaten hier sammeln, weil sie glauben, nur von einem kleinen Stamm halbnackter Wilder mit Stöcken überfallen zu werden, die sie leicht zurückschlagen können. Wenn die Soldaten auftauchen, treten unsere Yaki scheinbar aus Angst und Verwirrung den Rückzug an. Inzwischen hast du alle unsere Krieger, die im Besitz eines Donnerstockes sind – ebenfalls auf dieser Seite der Stadt –, gut versteckt in einer lockeren Reihe in Stellung gebracht. Sobald die Yaki an ihnen vorbeigerannt sind und unsere Leute freien Blick auf die Spanier haben, springen sie auf, legen an und feuern ihre Waffen ab. Das müßte so viele Spanier töten, daß die Yaki wiederum kehrtmachen können, um die Überlebenden zu erledigen. Wenn die Purémpe-Frauen das Donnern der Waffen hören, stürmen sie von der anderen Seite in die Stadt und werfen ihre Granaten in jedes Haus und jedes Gebäude. Unsere Azteca folgen unter deiner und meiner Führung den Yaki zur endgültigen Eroberung von Tonalá nach. Wir werden die weißen Männer töten, wo wir sie finden. Was hältst du von diesem Plan, Ritter Nochéztli?«
    »Er ist sehr klug, Herr. Wir können ihn ohne Schwierigkeiten durchführen. Das ist sehr erfreulich.«
    »Ich möchte nur wissen, ob ihr, das heißt, du und deine Unteroffiziere, die Anweisungen so geben könnt, daß jeder begreift, was er zu tun hat, selbst die Yaki, mit denen man sich nicht verständigen kann.«
    »Ich glaube schon, Tenamáxtzin. Der Plan ist nicht übermäßig kompliziert. Aber für die notwendigen Gesten und das Zeichnen der Figuren im Staub werden wir vielleicht eine Weile brauchen.«
    »Es besteht keine Eile. Die Stadt scheint sich zufrieden und überheblich in Sicherheit zu wiegen. Damit du Zeit hast, die unterschiedlichen Befehle zu geben, werden wir erst übermorgen bei Tagesanbruch angreifen.« Er wollte gerade gehen, aber da rief ich ihn noch einmal zurück.
    »Zwei weitere Befehle, Nochéztli, oder vielmehr Einschränkungen. Natürlich wird es unvermeidlich sein, daß unnötig viele Leute abgeschlachtet werden. Aber ich will, daß unsere Krieger möglichst nur weiße Männer töten. Die weißen Frauen und alle Sklaven, Männer und Frauen jeder anderen Hautfarbe sind zu schonen.« Nochéztli wirkte leicht überrascht. »Diesmal wollt Ihr also lebende Zeugen auf dem Schlachtfeld zurücklassen, Herr?«
    »Die weißen Frauen bleiben nur am Leben, damit sie sich unserer Krieger annehmen können. Das ist die übliche Belohnung für die Sieger. Alle, die dann noch nicht tot sind, werden wir aus Mitleid erschlagen. Was die Sklaven angeht, so steht es ihnen frei, sich uns anzuschließen. Die Zurückbleibenden können meinetwegen die Ruinen von Tonalá übernehmen.«
    »Aber Tenamáxtzin, sobald wir wieder abgezogen sind, könnten die Sklaven, die ihren Herren immer noch treu ergeben sind, durch das ganze Land laufen und alle anderen Spanier warnen.«
    »Laß sie! Sie können nichts Genaues über unsere Zahl und unsere Stärke berichten. Ich mußte diese Kuanáhuata-Fischer töten, weil sie durch die Nachlässigkeit der Kundschafter unsere ganze Streitmacht gesehen hatten. Hier in Tonalá wird niemand mehr als ein paar von uns zu Gesicht bekommen.«
    »Das stimmt. Habt Ihr sonst noch Befehle, Herr?«
    »Ja, noch etwas. Sag den Purémpe-Frauen, sie sollen ihre Granaten nicht an die beiden Steingebäude der Stadt, an die Kirche und den Palast, verschwenden. Dort würden Granaten keinen großen Schaden anrichten. Außerdem habe ich einen Grund, die beiden Gebäude selbst einzunehmen. Nun geh und beginne mit den Vorbereitungen.«
    Der eigentliche Angriff auf Tonalá verlief wie geplant, bis auf eine kleine Überraschung, die ich hätte voraussehen und verhindern können. Ich und Nochéztli, Uno und Dos befanden uns mit unseren Pferden auf einer kleinen Erhebung, die einen guten Blick über die Stadt bot. Wir beobachteten, wie die Yaki bei Tagesanbruch im Sklavenviertel der Vorstadt ausschwärmten, wildes Kampfgeschrei ausstießen und ihre Keulen und Dreizackspeere schwangen.
    Wie ich befohlen hatte, war der Lärm größer als der Schaden, den sie anrichteten. Sie töteten, wie ich später erfuhr, nur ein paar Sklaven, die aus dem Schlaf aufschreckten, tapfer, aber unklug versuchten, ihre Familien zu schützen, und sich den Yaki in den Weg stellten. Wie erwartet rannten die spanischen Soldaten, durch den Überfall alarmiert, aus ihren Unterkünften im Palast und von ihren Posten herbei – ein paar kamen im

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