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Der Sohn des Azteken

Der Sohn des Azteken

Titel: Der Sohn des Azteken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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schnaubten, weil sie der Blutgeruch und der Pulverdampf in Panik versetzte.
    Als auch der letzte spanische Offizier, Soldat und angebliche Sklave tot oder sterbend im Gras lag, ritten meine drei bewaffneten Begleiter mit den schreienden und brüllenden Aztéca-Kriegern im Gefolge durch die Straßen der Stadt.
    Ich blieb noch kurze Zeit am Schauplatz des ersten Kampfes, weil ich unter anderem unsere Gefallenen zählen wollte. Verglichen mit den Verlusten der Spanier waren es wenige. Und die Sklaven unseres Heeres, die als Wickler und Garausmacher eingeteilt waren, würden bald eintreffen, um die Wunden der Krieger zu verbinden, die gerettet werden konnten, und allen, die nicht mehr auf die Hilfe eines Ticiltin hoffen konnten, mit dem Messer einen leichten Tod zu geben. Doch ich blieb hauptsächlich zurück, weil keiner der Yaki mit den anderen Kriegern in die Stadt gelaufen war. Sie schnitten alle wild an den Köpfen der spanischen Leichen herum und benutzten dabei meistens die Dolche, welche die Soldaten am Gürtel trugen. Nachdem sie die Kopfhaut der Gefallenen quer über den Augenbrauen und Ohren bis hinunter zum Nacken und Hals eingeschnitten hatten, bedurfte es nur eines heftigen Rucks, und die Haare lösten sich mit der Haut von Kopf und Stirn. Zurück blieb die Leiche mit dem gehäuteten Kopf. Dann suchte sich der Yaki das nächste Opfer.
    Einige der gefallenen Spanier waren allerdings noch nicht ganz tot. Sie konnten schreien und stöhnen oder sich winden, wenn ihnen die Haut abgezogen wurde. Das taten sie auch, aber es half ihnen wenig. Die Yaki waren dem Rausch des Skalpierens verfallen. Ich fluchte wütend und ritt mit meinem Pferd zu ihnen, um das Blutbad zu beenden. Ich schlug den Yaki mit der Breitseite meiner Schwertklinge auf den Rücken, wies stadteinwärts und brüllte Befehle. Sie wichen zurück, murrten in ihrer unschönen Sprache und gestikulierten heftig. Ich schloß aus ihren Gesten, daß sie gewohnt waren, die Skalps zu nehmen, solange die Leichen noch frisch waren und sich die Haut leicht vom Schädel löste. Ich tat mein Bestes, um ihnen mit Gesten begreiflich zu machen, daß es sehr viel mehr Skalps geben würde, mehr als genug, um die Hüfte jedes Yaki zu schmücken, und drängte sie mit heftigen Gesten und Flüchen, mir zu folgen. Sie gehorchten meinen Befehlen anfangs widerwillig und immer noch murrend, doch dann fingen sie an zu laufen, als sei ihnen plötzlich der Gedanke gekommen, unsere Truppen könnten bereits die besten Skalps der Stadtbewohner nehmen.
    Es war nicht schwierig, meinen Männern zu folgen, denn sie schienen überall unübersehbare Verwüstungen angerichtet zu haben. Ganz gleich, durch welche Straße ich ritt, in welche Gasse ich einbog, überall lagen Leichen – halb bekleidet, blutend, durchbohrt, aufgeschlitzt oder zermalmt – auf dem Pflaster oder auf den Schwellen der Häuser. Den Bewohnern war in den meisten Fällen keine Zeit zur Flucht geblieben. Ich konnte erkennen, daß Leichen in den Räumen lagen, denn das Blut war durch die offenen Türen ins Freie geflossen.
    Nur einmal traf ich in den verwüsteten Straßen auf einen lebenden Weißen, einen Mann, der nur seine Unterkleidung trug und aus einer Halswunde blutete, die ihn nicht getötet hatte. Er rannte laut schreiend auf mich zu. In den Händen hielt er drei abgetrennte Köpfe an den Haaren – einen Frauenkopf und zwei kleinere. Er konnte nicht wissen, daß ich Spanisch sprach, doch er schrie immer und immer wieder: »Das waren einmal meine Frau und meine Söhne!«
    Ich gab keine Antwort, sondern schickte ihn gnädig mit meinem Schwert in die christliche Totenwelt, in der sich seine Familie bereits befand. Schließlich erreichte ich meine Krieger. Ich sah, wie die Azteca und Yaki gleichermaßen in den Häusern verschwanden, eilig daraus hervorkamen und Flüchtende durch die Straßen und Gassen verfolgten. Es freute mich festzustellen, daß sie sich an meine Befehle hielten oder zumindest so gut, wie ich es erwarten konnte. Die Bewohner Tonalás unserer oder dunklerer Hautfarbe blieben unbelästigt. Die Yaki verschwendeten ihre Zeit nicht mehr mit Skalpieren, sondern ließen die Leichen liegen und stürzten sich sofort auf neue Opfer. Nur in einem Punkt, der mir allerdings nicht sehr wichtig war, wurden meine Anweisungen nicht beachtet. Ich hatte befohlen, die weißen Frauen eine Weile am Leben zu lassen, doch die Krieger trieben nur die hübscheren Frauen und Mädchen vor sich her. Meine Männer waren

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