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Der Sohn des Donnergottes

Der Sohn des Donnergottes

Titel: Der Sohn des Donnergottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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bißchen mehr trainieren müssen. Es ist beschämend, wenn der Sohn des Donnergottes von einem Bauerntrampel besiegt wird.«
    Sampsa bezweifelte, daß sich mit Muskelkraft ein neuer Glaube begründen ließ.
    »Aber wenn du meinst, meine Körperkraft reicht dir nicht, was hindert sich daran, dich, also mich, zu mästen? Nimm dir noch einen Teller Suppe, schlaf eine Weile und mach am Nachmittag zum Beispiel einen Waldlauf. Du kannst Gewichte stemmen, Gymnastik und Klimmzüge machen. Von mir aus kannst du sogar in einen Karatekurs gehen«, schnaubte er beleidigt.
    Rutja fand, Sampsa habe keinen Grund, böse zu sein. Außerdem hätte Sampsa schließlich den größten Nutzen davon, wenn Rutja seine körperliche Fitneß steigerte. Würde man am Ende die Gestalten wieder tauschen, bekäme Sampsa von Rutja einen kräftigeren Körper zurück, gewissermaßen als Mietzins.
    Rutja löffelte noch drei Teller Suppe, rülpste gesättigt und stieg zum Mittagsschlaf ins Schlafzimmer hinauf. Als er wieder wach war, zog er sich Turnschuhe an und verschwand zum Joggen in den Wald. Anelma, Sirkka und deren »Bruder« sahen verdutzt dem Mann nach, der da über den Hof lief. Nie zuvor hatten sie Sampsa Ronkainen beim Joggen gesehen.
    »Großer Gott, jetzt ist er endgültig durchgedreht«, jammerte Anelma.

9
    Vom Waldlauf zurückgekehrt, wusch sich Rutja und aß, und bat dann Sampsa um irgendein Buch, in dem von Jesus erzählt wurde. Sampsa reichte dem Sohn des Donnergottes eine Bibel. Rutja las ein paar Abschnitte aus dem Alten Testament, die er für ausgesprochen gewalttätig und unversöhnlich hielt. Er mochte das Neue Testament lieber, wobei ihn das Wirken der Apostel und die Briefe des Paulus an die Galater besonders interessierten sowie allgemein die Schilderungen von Jesu Wirken auf Erden.
    »Vielleicht wäre es vernünftig, wenn ich mir auch ein paar begabte Jünger besorgte«, überlegte Rutja. »Außerdem sollte am Rollentauschfelsen eine Kultstätte angelegt werden. Möglicherweise wäre auch dein Antiquitätenladen in Helsinki die passende Räumlichkeit für ein kleines Opferfest zu Ehren des Donnergottes.« Sampsa machte ihn darauf aufmerksam, daß eine gewisse alleinerziehende Frau Moisander in seinen Diensten stand, eine strenge Frau, die im Laden das Regiment führte. Sampsa hielt es für äußerst schwierig, diese Person zum Glauben an die alten Götter zu bekehren. Allein der Gedanke an die Opferzeremonie im Antiquitätengeschäft kam Sampsa geradezu tollkühn vor. Mit so etwas wäre die Moisander kaum einverstanden. Und dann war da noch ein Problem: Der Steuerprüfer war hinter Sampsa her. Ehrlich gesagt war die Buchführung derart durcheinander und verworren, daß sie kein Mensch auseinanderklamüsern konnte, ohne noch größeren Schaden anzurichten. Sampsa hatte so seine Zweifel, ob Rutja mit dem Steuerprüfer und der Moisander zu Rande kommen würde. Auch wenn er ein Gott war.
    »Nach Helsinki fahre ich auf jeden Fall. Man kann nicht von so einem kleinen Dorf aus ein ganzes Volk zu einem neuen Glauben bekehren«, entschied Rutja.
    Am nächsten Tag rüstete er sich für die Reise. Er nahm die notwendigen Schriftstücke mit, die Schlüssel, die Aktenmappe, Geld sowie die Bibel, in der er bei Bedarf göttliche Vorgehensweisen nachschlagen konnte.
    »So ein Buch sollte man auch den finnischen Göttern im Himmel zu lesen geben«, dachte Rutja, als er die Bibel in der Aktenmappe verstaute und sich von Sampsa verabschiedete. »Dieses Opus ist fast genauso spannend wie das Kalevala, das uns Ilmarinen im Himmel manchmal vorträgt.«
    Vor dem Haus schnauzte er Anelma an, die mit säuerlicher Miene im Morgenrock auf der Veranda saß.
    »Hüte dich, hier großartige Feiern abzuhalten, während ich in Helsinki bin! Auf Ronkaila weht jetzt ein anderer Wind!«
    Rutja begab sich auf die Straße nach Helsinki. Es war ein schöner Sommertag. Seit Johannis hatte es nicht mehr geregnet, und Rutja fragte sich, ob er seinen Vater um ein bißchen Regen bitten solle, damit die Böden nicht zu trocken würden. Aber aus eigenem Interesse ließ er es bleiben, denn so brauchte er bei der Erledigung seiner Glaubensangelegenheiten nicht im Regenmantel herumzulaufen.
    Als er die Westautobahn erreicht hatte, trat Rutja das Gaspedal bis zum Boden durch. Der Lieferwagen klapperte und schepperte, als er die Höchstgeschwindigkeit erreichte. Rutja überholte ein paar PKWs, hupte und winkte zufrieden, wenn er ein langsameres Auto hinter sich ließ. In

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