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Der Sohn des Donnergottes

Der Sohn des Donnergottes

Titel: Der Sohn des Donnergottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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Stelle und willigte ein.
    »Ich werde mit Notar Mälkynen über die Angelegenheit reden«, versprach sie und vertiefte sich wieder in ihre Arbeit, die noch nicht besonders weit fortgeschritten war. Ein paar Kalkulationen hatte die Steuerprüferin bereits gemacht, aber es sah nicht gerade günstig aus, betrachtete man die Angelegenheit aus der Sicht von Ronkainens Antiquitätengeschäft. Trotzdem stand die Arbeit erst am Anfang und würde sie noch viele Tage kosten. »Es sieht nicht gut aus«, meinte sie, und ihre Stimme klang schon nicht mehr ganz so offiziell wie am Morgen. Man konnte darin sogar einen Hauch von Anteilnahme und Mitgefühl erkennen.
    Am Abend, kurz bevor er den Laden schloß, brachte Rutja die Sprache auf das Schlafen und die Rituale, die sich seiner Erfahrung nach damit verbanden. Die Frau war verblüfft angesichts der Worte des Antiquitätenhändlers. Rutja teilte der Steuerprüferin mit, er sei bereit, des Abends auf ihr zu liegen, sofern sie dies für wünschenswert hielt. Die Frau errötete zwangsläufig erneut, nun allerdings vor Zorn. Beleidigt fuhr sie ihn an:
    »Hören Sie mal, Ronkainen! Ich führe hier eine amtliche Steuerprüfung durch. Versuchen Sie, das nicht zu vergessen!«
    Dann packte sie die Papiere und Mappen in ihre riesige Tasche und verließ den Laden. Sie war völlig außer sich, weswegen die Tür hinter ihr heftiger als gewöhnlich ins Schloß fiel.
    Rutja wunderte sich über ihr Benehmen. Er war der Ansicht, einen guten Vorschlag gemacht zu haben, und begriff nicht so recht, weshalb dieser so unwirsch aufgenommen worden war. Frau Moisander hatte sich am Abend zuvor völlig anders verhalten. Frauen sind merkwürdig, dachte Rutja. Er beschloß, in Pentele anzurufen und Sampsa von seinen Problemen bezüglich des Abendrituals zu berichten.
    »Hier ist Rutja, grüß dich. Hör mal, ich habe hier ein paar Schwierigkeiten mit den Frauen.«
    Rutja erzählte, daß Frau Moisander den Laden endgültig verlassen hatte. Er berichtete auch von der Steuerprüferin und fragte dann, wie man als Mann bezüglich des Abendrituals vorgehen müsse. Sampsa erkundigte sich nach den Einzelheiten, und Rutja schilderte, was vorgefallen war.
    »Ach du lieber Gott… du hattest Sex mit der Moisander!« Sampsa geriet in Panik. Ohne zu wissen, was er tat, hatte der Sohn des Donnergottes mit der alleinerziehenden Moisander geschlafen. Wenn sie nun schwanger wurde und ein Kind zur Welt brachte, dem Sohn des Donnergottes also einen Nachkommen schenkte… verdammt! Das würde alles wieder auf ihn zurückfallen, auf wen auch sonst!
    Einen Moment fühlte sich Sampsa in einer ähnlichen Lage wie seinerzeit der heilige Josef. Aber in Finnland würde kein Mensch glauben, daß Rutja am Werk gewesen war. Statt dessen würde man ihn, Sampsa, beschuldigen, der Vater des unehelichen Kindes zu sein. Sampsa wurde durch diesen Gedanken in Angst und Schrecken versetzt, möglicherweise mußte er bis zu seinem Lebensende Alimente für das Kind vom Sohn des Donnergottes zahlen. Unglaublich, was einem Menschen alles widerfahren kann, dachte er.
    Schließlich erklärte er Rutja, was der körperliche Unterschied zwischen Männern und Frauen in der Praxis bedeutet. Er sprach von Vagina und Penis und allem anderen, was zum Geschlechtsverkehr dazugehörte. Er erzählte, daß Frauen schwanger wurden, Kinder zur Welt brachten usw. und daß Rutja deswegen gut daran täte, bei seinem Ritual etwas vorsichtiger zu sein. Sampsa fand es kein bißchen erstaunlich, daß die Steuerprüferin Suvaskorpi beleidigt war. Vornehme Männer sprechen nicht derart geradlinig über geschlechtliche Angelegenheiten.
    Rutja hörte erstaunt zu. Er gab zu, unvorsichtig gewesen zu sein, und versprach, die Abendrituale vorerst zu vermeiden. Nach dem Telefongespräch überlegte er sich allerdings, daß er bei der Steuerprüferin Suvaskorpi eventuell eine Ausnahme machen würde.
    Jene Steuerprüferin Suvaskorpi trank in einem nahegelegenen Café einen Kakao. Sie war in einem ziemlich aufgeregten Zustand. Den ganzen Tag über war sie wegen dieses Antiquitätenhändlers rot geworden, und das ärgerte sie. Dann hatte der Kerl auch noch die Frechheit besessen, ihr gegenüber, einer Amtsperson, Unflätigkeiten zu äußern. Und doch, wenn man an den Blick dieses Mannes zurückdachte, konnte einem ganz anders werden.

12
    Am nächsten Morgen kam Steuerprüferin Suvaskorpi, um ihre Arbeit fortzusetzen. Vom Einschlafritual war nicht mehr die Rede. Statt dessen zeigte die

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