Der Sohn des Donnergottes
hast, wäre das auch recht. Du sitzt ja an der Quelle.«
In Ronkainens Archiv fand sich tatsächlich ein Foto, auf dem Sampsa einem Kunden irgendwelche Papiere aushändigte. Vielleicht handelte es sich um das Echtheitszertifikat für ein Möbelstück, denn außer dem Kunden war noch eine schöne Renaissancekommode auf dem Bild zu sehen. Huikka Tuukkanen bekam das Foto, damit man ihn endlich los war. Er steckte es in die Tasche und ging. Anschließend wurde das Zimmer gelüftet. Werbeleiter Keltajuuri ging auf die Toilette. Ein verstohlenes Ächzen war von dort zu vernehmen.
Mälkynen unterhielt sich mit Steuerprüferin Suvaskorpi. Er behauptete, er hätte bei der ganzen Sache nie und nimmer mitgemacht, wenn Rutja nicht den Kugelblitz in sein Büro gerufen hätte. Er erinnerte daran, wie der Blitz seine Krawatte durchgebrannt hatte, als wäre sie mit dem Messer abgeschnitten worden.
»Ich möchte fast behaupten, daß dieser Blitz eine eigene Seele hatte.«
»Ich kenne keinen einzigen Werbemenschen, der nicht entweder Durchfall oder Verstopfung hat«, stellte Werbeleiter Keltajuuri vergnügt fest, als er von der Toilette zurückkam. »Das kommt vom Streß.«
Im weiteren Verlauf der Versammlung bat Keltajuuri noch einmal um das Wort. Er sagte, auch wenn seine Idee von einer gewaltigen Werbekampagne verschmäht worden sei – zumindest vorerst –, so wolle er doch eine Kalkulation der Kosten einer solchen Kampagne vorlegen. Eine solche hatte er im Hinblick auf dieses Zusammentreffen bereits erstellt.
Sein Budget setzte voraus, daß der gesamte Lagerbestand von Rutjas Antiquitätengeschäft verkauft wurde. Für den alten Plunder könnte man – bei einem Engros-Verkauf – so um die 200.000 Finnmark bekommen. Rutja müsse ja auf jeden Fall verkaufen, da im Salon die Errichtung eines Opfersaals geplant war.
»Dann könnte man realistischerweise damit rechnen, daß eine Handelsbank das Projekt mit 300.000 bis 500.000 Finnmark sponsort.« Das würde natürlich voraussetzen, daß die fragliche Bank bei einem Gelingen der Kampagne das Recht hätte, für ihre eigene Werbung Ukko-Obergott-Aufkleber und ähnliches zu verwenden. Man könnte sich zum Beispiel von Gott Paara als eine Art Maskottchen der entsprechenden Bank vorstellen. Sollte die Mission mißlingen und die Finnen trotz Werbung nicht zum Glauben an ihre alten Götter zurückkehren wollen, müßte die Bank selbst für ihre Unkosten geradestehen. Was die Bankverbindungen anbelangte, hatte der Sohn des Donnergottes also nicht das geringste Risiko zu tragen.
Keltajuuri blätterte in seinen Aufzeichnungen. »Man darf auch das Bildungsministerium nicht vergessen. Ich schätze, daß aus dem Jugend- und Kulturetat bis zu 200.000 Mark für den Zweck zu bekommen wären. Als Projektunterstützung natürlich, über eine jährliche Zahlung können wir noch nicht reden, weil die Aktivitäten erst am Anfang stehen.«
Keltajuuri steckte seinen Notizblock ein, fuhr aber fort:
»Das sind lediglich Beispiele für die Finanzierung der Kampagne. Selbstverständlich könnte man sich auch vorstellen, daß sich zum Beispiel die Streitkräfte der Sache annehmen, indem sie die Helme der finnischen Soldaten mit kälte- und wasserbeständigen Aufklebern versehen, auf denen eine stilisierte Darstellung vom Sohn des Donnergottes samt Blitz zu sehen ist und dazu die Aufschrift: ›Hier kommen die Söhne des Donnergottes‹«.
»Was würden wohl die Militärpfarrer dazu sagen?« fragte Notar Mälkynen. »Schließlich glaubt die finnische Armee offiziell an die lutherische Lehre und nicht an Ukko Obergott.«
Keltajuuri winkte ab.
»Du kennst doch die Militärpfarrer. Eine flexiblere Bande gibt es im ganzen Land nicht. Im Winterkrieg baten sie Gott um seinen Segen für die Waffen eines kleinen Volkes, das sich verteidigen mußte. Als der Fortsetzungskrieg anfing, baten sie Gott um Hilfe beim Angriff auf den russischen Erzfeind. In der Endphase des Krieges beteten die Pfarrer um Gottes Schutz bei der Demobilisierung der finnischen Armee. Doch, die würden auch das hier schlucken.«
Keltajuuri erwähnte noch den Automobilclub, den Skiverband »Finnische Loipe«, die Pfadfinder, Sportvereine, die Frauen von Zonta International und viele andere Organisationen, die seiner Ansicht nach mit Freuden eine so schöne nationale Sache finanziell unterstützen würden.
Rutja dankte Keltajuuri, indem er noch einmal betonte, daß dessen Organisationstalent gewiß bald gebraucht würde. Dann schloß
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