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Der Sohn des Haeuptlings

Der Sohn des Haeuptlings

Titel: Der Sohn des Haeuptlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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aus.“ Er köpfte sein Frühstücksei und fragte zum zweitenmal: „Also, was machen wir?“
    „Einen Ausflug ins Grüne“, antwortete seine Frau ohne zu überlegen.
    „Ausflug ins Grüne?“ wiederholte ihr Mann etwas verständnislos. „Und wohin, wenn ich fragen darf?“
    „Nach Bad Rittershude“, erwiderte Mrs. Webster wieder ohne zu überlegen. Dabei blickte sie jetzt allerdings kurz über den Tisch und an der Kaffeekanne vorbei zu Tesu hinüber.
    „Eine Verschwörung?“ vermutete ihr Mann nach einer Weile.
    „Wir würden es nie wagen, uns gegen dich zu verschwören, Mike“, entgegnete seine Frau. Sie ließ ein Stück Zucker in ihre Kaffeetasse plumpsen und lächelte sehr verführerisch. „Andererseits —“
    „Ich höre“, meinte Mister Webster und lehnte sich zurück.
    „Die Geschichte fängt eigentlich mit dem jungen Mann namens Eberhard Langhans an, den du uns in Chicago als Deutschlehrer besorgt hast. Du erinnerst dich, der freundliche Junge mit den semmelblonden Haaren und den Sommersprossen um die Nase —“
    Mister Webster erinnerte sich. Er nickte nur.
    „Also dieser Eberhard Langhans hat einen Bruder namens Emil, und der wohnt in Bad Rittershude“, fuhr Mrs. Webster fort. „Herr Langhans, also der mit den Sommersprossen in Chicago, hat nun beim Abflug Tesu die Adresse und die Telefonnummer seines Bruders mitgegeben, also des anderen Herrn Langhans —“
    „- mit Vornamen Emil in Bad Rittershude“, warf Mister Webster geduldig ein. „Und sicherlich habt ihr ihn schon angerufen.“
    „Du bist ein Hellseher“, rief Mrs. Webster verwundert.
    „Keinesfalls“, meinte der Amerikaner. „Ich habe mir nur angewöhnt, logisch zu denken und entsprechende Schlußfolgerungen zu ziehen.“
    „Es war gar nicht so einfach, diesen Herrn Langhans in Bad Rittershude zu erreichen“, mischte sie jetzt Herr Brosius ein. „Zuerst war die Vorwahl immer besetzt, dann war der junge Mann schwer zu erreichen, und schließlich sagte mir das Hotel, daß über Ostern keine Badewanne mehr frei sei.“
    „Aha, Sie gehören also auch zu dem Komplott“, meinte Mister Webster in die Richtung des jungen Butlers. „Und Hotelzimmer wollten Sie auch schon bestellen?“
    „Wir haben sie bereits bestellt“, verkündete Mrs. Webster triumphierend. „Als wir selbst kein Glück hatten, bat ich Colonel Harrison, die Sache für mich zu erledigen. Und er ist ja so tüchtig und hilfsbereit. Ich glaube, er hat diesen Leuten im Hotel gesagt, daß du in Amerika so etwas wie der zweite oder dritte Mann nach dem Präsidenten bist, und es hat geklappt.“
    „Die Fürstenzimmer, Mister Webster“, sagte der kraushaarige Butler mit Nachdruck. „Sie sind schon ab morgen reserviert.“
    Jetzt mischte sich Tesu zum erstenmal in das Gespräch ein. „Es wird vielleicht wirklich für uns alle sehr interessant.“ Er lächelte, und seine Augen blitzten vergnügt.
    „In diesem Bad Rittershude gibt es nämlich ein Freilichttheater mit Osterfestspielen“, erklärte Mrs. Webster. „Und in diesem Jahr steht ein Indianerdrama auf dem Programm.“
    „Dazu kommt, daß dieser Emil Langhans sechs Freunde hat“, erlaubte sich der Butler Alfred Brosius zu bemerken. „Sie nennen sich die Glorreichen Sieben, schleichen bei diesen Festspielen als Apachen durch die Gegend und haben Tesu sozusagen als Ehrengast eingeladen. Übrigens soll er nicht vergessen, seinen Kopfputz und Tomahawk mitzubringen.“
    „Dann allerdings nichts wie hin“, lachte Mister Webster.

Ein Kommissar kommt per Fahrrad

    „Keine Bange, ich werde Sie perfekt vertreten“, versicherte Chefredakteur Kubatz der Bad Rittershuder Nachrichten.
    Frau Erika Bandel hatte ihm in ihrer Milchbar gezeigt, wo im Kühlschrank die Milchflaschen und die diversen Obstsäfte standen. Anschließend hatte sie ihm noch erklärt, wie man den Mixer bediente.
    „Die Preise stehen ja deutlich genug in der Getränkekarte“, meinte Herr Kubatz noch. „Und wenn ich einmal nicht ganz sicher sein sollte, verlange ich sicherheitshalber lieber mehr als weniger.“
    „In einer guten halben Stunde bin ich ja wieder da“, rief Frau Bandel aus einem Nebenraum, wo sie sich gerade einen leichten Mantel überzog.
    „Vergessen Sie bitte das Foto nicht“, sagte Kriminalkommissar Roland noch, als Frau Bandel wieder zum Vorschein kam und hinter der Theke vorbeiging.
    „Wird erledigt“, flötete sie. Als sie bereits die Türklinke in der Hand hatte, blieb sie noch einmal stehen und fragte:

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