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Der Sohn des Kreuzfahrers

Titel: Der Sohn des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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Statt dessen blickte er hilflos zu Stephan.
    »Mein Herr und Kaiser«, begann der Graf von Blois zögernd, »ich wollte Euch gerade vorschlagen, daß man Graf Raimund gestatten sollte, einen Eid nach seinen eigenen Vorstellungen abzulegen.«
    Alexios starrte die beiden Fürsten an. Kannte ihre Unverschämtheit denn überhaupt keine Grenzen? Schließlich sagte er: »Eigentlich sollten Wir euch in Ketten binden und in den Bosporus werfen lassen; aber Wir sind neugierig zu erfahren, warum du glaubst, Raimund sollte diese besondere Gunst gewährt werden«, mit jedem Wort wurde seine Stimme lauter, »wenn alle anderen Fürsten einschließlich deiner selbst die Weisheit Unseres Ansinnens eingesehen haben. Erleuchte Uns, wenn du kannst.«
    Nervös trat Stephan von einem Fuß auf den anderen. »Der Vorschlag liegt in der herausragenden Stellung begründet, die Graf Raimund als Führer der Pilger genießt. Bitte, gestattet mir, für ihn zu sprechen. Graf Raimund hat das Gefühl, seinen Eid vor dem Papst zu verraten, sollte er jetzt dem kaiserlichen Thron die Treue schwören.«
    »Das haben Wir bereits gehört.« Alexios wischte den Einwand mit einer barschen Geste beiseite.
    »Daher«, fuhr Stephan eilig fort, »habe ich angeregt, daß der Graf von Toulouse vielleicht das gleiche Versprechen ablegen könnte, mit
    dem seine Landsleute Höhergestellten Gefolgschaft geloben.«
    Der Kaiser der gesamten Christenheit und Nachfolger der Apostel runzelte die Stirn, während er die verschiedenen Möglichkeiten abwog, die ihm nun blieben. Würde er den lästigen Grafen fortschicken, würde das nur weiteren Ärger für das Reich bedeuten -die Pilger hatten auf dem Marsch hierher bereits mehr als zweitausend Bürger getötet, bevor die Petschenegen dem Morden Einhalt geboten hatten. Andererseits würde das Problem sich vielleicht von selbst lösen, wenn man Raimund und seinem marodierenden Pilgermob gestatten würde weiterzuziehen - zumindest für kurze Zeit oder vielleicht auch für immer, wenn die Seldschuken sie schlagen würden, was sehr wahrscheinlich war.
    Sollten die Kreuzfahrer jedoch aufgrund irgendeines Wunders siegreich sein, wäre die Vernichtung der Seldschukenpest den Preis wert -auch wenn, so sinnierte Alexios düster, diese Möglichkeit angesichts der zerlumpten Haufen, die er in den vergangenen Wochen gesehen hatte, weiter entfernt war denn je. Im Augenblick schien ihm nichts anderes übrigzubleiben, als das Beste aus einem zunehmend schlechten Handel zu machen.
    Der Kaiser betrachtete den großen, hageren Edelmann vor ihm. Sein harter, entschlossener Blick verriet, daß er sich noch nie freiwillig jemandem unterworfen und daß er sicherlich nicht die Absicht hatte, jetzt damit zu beginnen. So stellte Stephans Vorschlag das Maximum dessen dar, was der Kaiser bei dem stolzen und prinzipientreuen Grafen von Toulouse und der Provence erreichen konnte. Im Tonfall erschöpfter Schicksalsergebenheit nahm Alexios das Angebot an. »Was ist das für ein Gelübde, das seine Landleute ablegen?« fragte er und wünschte sich nichts sehnlicher, als diese Pilger ein für allemal loszuwerden.
    »Wenn Ihr erlaubt, mein Herr und Kaiser«, meldete sich Raimund zu Wort und rezitierte ein wortreiches Gelübde, das darauf hinauslief, daß er versprach, den Kaiser zu ehren, sein Leben und seinen Rang zu respektieren und ihm niemals zu schaden oder ihn zu verletzen, sei es durch Worte oder durch Taten seitens des wackeren Grafen
    Raimund von Toulouse.
    »Gelobst du auch die Rechte des Kaisers in allen Fragen zu ehren, welche die Rückführung von Land, Schätzen und Reliquien betreffen, die rechtmäßig dem Reich gehören?« verlangte Alexios zu wissen, nachdem der Graf geendet hatte.
    »Das gelobe ich ebenfalls«, antwortete Raimund ernst.
    »Und gelobst du dies beim ewigen Glück deiner Seele, das du verwirken wirst, solltest du dieses Versprechen brechen?«
    Bischof Adhemar öffnete den Mund, um gegen diese Frage zu protestieren, doch Stephan hielt ihn davon ab, indem er den Arm des unangenehmen Kirchenmannes packte und kräftig zudrückte.
    »So gelobe ich nach bestem Wissen und Gewissen, mein Herr und Kaiser«, antwortete Raimund bereitwillig und ohne Hinterlist.
    »Dann akzeptieren Wir dein Gelübde als Ersatz für den Eid, den alle anderen christlichen Fürsten geschworen haben«, sagte der Kaiser, der sich den tadelnden Nebensatz nicht hatte versagen können. »Geht jetzt, und sammelt eure Männer. Wir werden den Flotten-Drungarios

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