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Der Sohn des Kreuzfahrers

Titel: Der Sohn des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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am Werke waren: Möbel, Kleidung und Wertgegenstände der Ermordeten wurden aus den oberen Fenstern auf die Straße geworfen, wo man sie leichter einsammeln und davonkarren konnte. Der Tempelberg war in eine gigantische Schatzkammer verwandelt worden, wo man die Beute hortete, bis man sie zu gleichen Teilen an die Pilger verteilen konnte.
    Das Straßenpflaster war noch immer von dunklen Flecken verunstaltet, und der Gestank war überwältigend. Überall schwirrten riesige Fliegenschwärme durch die Straßen und in die Häuser; doch zu Murdos Erleichterung lagen weit weniger Leichen in den Gassen und Höfen herum, als er befürchtet hatte. Alles in allem sahen sie nur fünf mit Toten gefüllte Wagen, die sich langsam in Richtung der Scheiterhaufen vor den Toren bewegten; man hatte die Ermordeten bemerkenswert rasch beseitigt.
    Einmal trafen Murdo und seine Gefährten auf eine größere Gruppe Mönche, die damit beschäftigt waren, einige der kleineren Kapellen der Stadt neu einzuweihen, welche unter der muslimischen Herrschaft zu anderen Zwecken mißbraucht worden waren. Als sie den die Mönche begleitenden Bischof nach dem Weg fragten, erfuhren sie, daß Bohemund den Palast von Ifthikars Gardekommandeur übernommen und sich dort einquartiert hatte. »Wo Bo-hemund ist«, erklärte Ronan, »da ist unser König nicht weit.«
    Kurze Zeit später erreichten sie den Palast: ein schönes, imposantes Gebäude, das die anderen Pilgerfürsten jedoch aufgrund seiner Vorgeschichte als Haus eines Ungläubigen für sich als ungeeignet betrachteten. Bohemund kannte keine derartige Skrupel; bei seinem kurzen Aufenthalt in Antiochia hatte er Geschmack an arabischem
    Luxus gefunden. Murdo und die Mönche entdeckten die Nordmänner in den Gemächern, die noch vor kurzem vom Leibarzt und den Beratern des ägyptischen Gouverneurs bewohnt worden waren.
    Erschöpft von den Aktivitäten der vergangenen Nacht suchte sich Murdo eine ruhige Ecke und schlief sofort ein. Einige Zeit später wurde er geweckt, als König Magnus, der bei ihrer Ankunft abwesend gewesen war, in Bohemunds Palast zurückkehrte. Während der König mit seinem Lehnsherrn und Wohltäter zu Abend speiste, saßen seine Männer in der eilig umgestalteten Halle des einstigen Beraterflügels beisammen und besprachen die Ereignisse des Tages.
    »Erinnert euch meiner Worte: Es wird zum Kampf kommen. Das Schwert wird entscheiden, wer sich die Krone aufs Haupt setzen darf.« Herr Orin trank einen kräftigen Schluck Wein.
    »Ja, ja«, stimmte ihm Jon Reißzahn zu. »Aber es ist nicht Bohe-munds Schuld, daß er nicht rechtzeitig hier war. Es ist ein langer Weg von Antiochia nach Jerusalem. Hätte die Belagerung länger gedauert, hätte er vermutlich als erster das Tor durchschritten.«
    Ein zustimmendes Raunen ging durch die Zuhörer. Mehr als einer hob seinen Becher und trank auf die einzigartige Tapferkeit des Fürsten.
    »Es ist nicht sein Mut, den ich in Frage stelle«, erklärte Magnus' Steuermann, ein Mann mit Namen Sven Pferdezügel. »Es ist sein Recht, einen Anteil von einer Beute zu verlangen, die er nicht selbst errungen hat. Läge die Entscheidung bei mir, glaube ich nicht, daß ich so ohne weiteres mit ihm teilen würde.«
    Die Nordmänner protestierten mit lautem Grunzen gegen diese Bemerkung; doch nicht weil Sven Pferdezügel die Unwahrheit gesagt hatte, sondern weil sie um ihren eigenen Anteil fürchteten, sollten die anderen Fürsten sich weiterhin Bohemunds Forderungen widersetzen. Indem er sich auf Bohemunds Seite geschlagen hatte, war König Magnus nun auf Gedeih und Verderb an das Schicksal des Fürsten gebunden. Die Nordmänner hatten aus der Eroberung von Jerusalem nur wenig für sich selbst herausschlagen können, und sie gierten nach mehr. An Bohemunds Seite glaubten sie am ehesten einen Anteil an dem gewaltigen Schatz bekommen zu können, den die Frankenfürsten bald unter sich aufteilen würden.
    »Die Kämpfe haben nur einen Tag lang gedauert«, bemerkte Tolf Krummnase. »Die meisten von Bohemunds Männern sind noch nicht einmal dazu gekommen, das Schwert zu ziehen. Trotzdem verlangen sie ihren vollen Anteil. Außerdem haben wir bereits soviel Beute eingeheimst wie alle anderen auch...«
    »Und so viele Leichen!« knurrte Sven und rümpfte die Nase, denn der unerträgliche Gestank war ihm noch allzugut in Erinnerung. Jeder im Raum teilte diese Gefühle.
    Den Diskussionen des folgenden Tages folgten der König und seine Reisigen mit großer Aufmerksamkeit.

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