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Der Sohn des Sehers 02 - Lichtträger

Titel: Der Sohn des Sehers 02 - Lichtträger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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brüllte jemand. Was war das für ein Lärm? Was waren das für Schatten, die auf ihn einstürmten? Eine laute Männerstimme drang an sein Ohr. Die Zauberin! Dann eine andere : Ihre Augen, seht nur ihre Augen. Der Schmerz in Awins Beinen löste sich in einem Gefühl von Taubheit. Er sackte auf die Knie. Tötet sie! Awin hustete, und Krämpfe schüttelten seinen ganzen Körper. Er blinzelte, um die Schemen in seiner Umgebung besser zu erkennen. Ein schleifendes Geräusch. Jemand zog eine Waffe aus der Scheide. Awin, dein Dolch , hauchte es leise aus der Finsternis. Plötzlich stand ihm der sterbende Hakul aus dem Zelt wieder vor Augen. Er hörte ihn noch brüllen. So tötet sie doch! Aber nein, das war eine andere Stimme. Sie kam aus der Dunkelheit. Awin kniff die Augen zusammen. Da lag der Heolin, warf schwaches Licht. Und davor Männer, schwarz gekleidet. Etwas blitzte in ihren Händen. Sie kamen auf ihn zu. Sein Kopf dröhnte, und er konnte nicht klar sehen. Seine Glieder waren abwechselnd taub und dann von brennendem Schmerz erfüllt.

    »Ihr Feiglinge, so greift doch an«, rief eine Stimme aus der Dunkelheit. Schwerter blitzten auf.
    »Dein Dolch, Hakul«, drängte eine leise Stimme neben ihm.
    Sein Dolch? Den hatte er doch eben noch in der Hand gehalten. Er blickte sich verwirrt um. Neben ihm stand Merege, ihre Augen brannten weiß, und selbst ihre helle Haut schien zu leuchten. Seine Beine waren wachsweich. Diese Männer wollten sie töten! Er tastete den Boden ab. Da, seine Waffe. Jemand kam auf ihn zugerannt. Er duckte sich und spürte ein Sausen, als eine Klinge ihn knapp verfehlte. Dann klirrten zwei Schwerter aufeinander. Noch einmal. Ein hässliches Knirschen, ein Fluch. Awin kam stolpernd auf die Beine. Neben ihm rangen zwei Schatten miteinander. Einer von beiden war schmal, zierlich, aber in ihm brannten diese unheimlichen, leuchtenden Augen - Merege. Awin drehte sich um. Die Schleier verschwanden. Im Zwielicht des Heolins sah er ein Dutzend Männer. Sie starrten zu ihm hinauf - nein, zu den beiden Gestalten, die miteinander rangen. Awin fühlte das Heft seines Dolches in der Hand. Er hatte gar nicht gemerkt, dass er ihn aufgehoben hatte. Sein Geist war plötzlich wieder klar und scharf. Er wusste, wo sie waren und was gerade geschah. »Hakul!«, rief er laut. Und noch einmal: »Hakul.«
    Neben ihm sackte eine Gestalt stöhnend zusammen. Und dann donnerten Reiter über den Hügel. Sie trugen Fackeln in den Fäusten. Die Männer in der Senke drehten sich um und rannten zu ihren Pferden, die dort warteten. Awin spürte, dass seine Beine wieder unter ihm nachgaben. Es wurde wieder schwarz um ihn.
     
    Kurze Zeit später kamen die Reiter zurück. »Ich glaube, wir haben sie alle erwischt«, rief Harmin laut. Awin stand am Hang, auf seinen Stab gestützt. Das Leben war in seine Glieder zurückgekehrt.
Wenn er sich recht erinnerte, war es bei der ersten Reise dieser Art weit schlimmer gewesen. Allerdings waren sie da nicht angegriffen worden. »Wie viele habt ihr?«, fragte er.
    »Acht oder neun«, lautete die zufriedene Antwort.
    »Dann sind euch wenigstens drei entkommen«, stellte Merege kühl fest.
    Harmin verstummte.
    »Aber wir haben keinen Mann verloren, und das ist ein Wunder«, rief Tuge.
    »Und wir haben ihre Pferde!«, rief Wela stolz. »Sie werden lange brauchen, bis sie wieder zurück ins Ahnental gestolpert sind.«
    »Es ist auch ein Wunder, dass ihr gerade rechtzeitig hier eingetroffen seid«, sagte Awin.
    »Gerade?«, rief Harmin. »Wir lagerten schon eine ganze Weile auf der anderen Seite dieses Hügels. Dann hörten wir plötzlich Lärm.«
    »Ich nehme an, sie wollten zuschlagen, wenn wir schlafen«, ergänzte Tuge, »doch Tengwil hat ihre Schicksalsfäden schon vorher durchtrennt. Wir sollten ihr ein Dankopfer bringen.«
    »Das sollten wir«, stimmte Awin zu, »doch später. Schon jetzt wird Curru weitere Männer hinter uns herschicken.«
    »Zu welchem Klan gehörten diese Krieger, Yaman Awin?«, fragte der junge Mabak.
    »Skians Klan der Dolche. Und hier liegt Skian selbst«, antwortete Awin und deutete auf den Mann, den Merege getötet hatte. Er hatte sich den Toten angesehen. Er war wirklich ziemlich jung für einen Yaman gewesen, nicht viel älter als Eri. »Seine Treue zu Curru und dem neuen Heredhan hat ihm nicht viel Glück gebracht.«
    Limdin führte Awins Braunen heran. »Sollen wir die Pferde dieser Krieger davontreiben, Yaman?«, fragte er.

    Awin schüttelte den Kopf, auch

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