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Der Sohn des Sehers 02 - Lichtträger

Titel: Der Sohn des Sehers 02 - Lichtträger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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Mabak redete nicht mehr, und sogar wenn sie lagerten, blieben sie wortkarg. Sie wurden noch einsilbiger, als sie das Gebiet der Eisernen Hakul erreicht hatten. Keiner von ihnen wusste über die Klans dieses Stammes mehr, als dass sie die Schwarzen Hakul hassten und dass sich die Stämme dort, wo sich ihre Weidegründe überschnitten, seit Menschengedenken bekämpften. Und auch hier sorgte ihre Feindin für Sicherheit, denn viele Tage waren sie sogar bis weit in die Nacht hinein geritten und hatten von den Eisernen Hakul doch nicht mehr gesehen als zerstörte Lager und hier und da ein herrenloses Stück Vieh. Aber nur wenn ihre Vorräte zusammengeschmolzen waren, ließ Awin zu, dass sie ein Schaf oder eine Ziege töteten. Die Hakul hatten feine Regeln dafür, was ein Sger in Not von anderen ohne zu fragen nehmen durfte und was nicht. Awin hegte insgeheim die Hoffnung, dass
sie vielleicht irgendwie die Unterstützung der Eisernen Hakul gewinnen könnten. Plünderern würden sie jedoch kaum beistehen.
    »Verbündete wären gut, Yaman, doch dazu müssten wir eine lebende Seele treffen, oder nicht? Und das wird schwierig, wenn wir gleichzeitig versuchen, ihnen aus dem Weg zu gehen«, hatte Tuge trocken gemeint, als Awin ihm seine Gedanken eines Abends auseinandersetzte. Und auch jetzt lag also wieder nur ein zerstörtes Lager vor ihnen. Seit einigen Tagen wussten sie, dass dies Gefahr bedeutete. Für die Eisernen Hakul waren sie Fremde, allein das war schon gefährlich, und sie ritten in Slahans Spur, das machte sie doppelt verdächtig. Aber inzwischen waren sie nicht mehr die einzigen Menschen im verwüsteten Land. Slahan war ihnen jeden Tag weiter voraus. Ihr Schrecken verblasste schon, und die zerstörten Lager und das herrenlose Vieh zogen dunkle Gestalten an: Plünderer, Männer aus den Oasenstädten an der Eisenstraße, aber auch Hakul, mit deren Ehre es nicht so weit her war. Zweimal schon hatten sie solche Männer aus einem zerstörten Klanlager aufgescheucht. Einmal waren sie den Plünderern unerwartet so nahe gekommen, dass ein Schusswechsel stattgefunden hatte. Der Wind war aber mit den Pfeilen ihrer Feinde gewesen, und Orwe wurde an der Schulter verwundet. Awin hatte die Verfolgung, sehr zu Harmins Missfallen, unterbunden, denn sie hatten nichts dabei zu gewinnen, aber viel zu verlieren. Orwes Wunde erwies sich als nicht tief, aber schmerzhaft, und Wela hatte viel Zeit gebraucht, um den Pfeil herauszuschneiden. Der Krieger hatte angeboten, zurückzubleiben und das von Tengwil verhängte Schicksal nach Art der Hakul zu ertragen. Awin erlaubte ihm jedoch nicht, dass er sich zum Sterben zurückzog, und Wela meinte nur, dass er an so einem Kratzer schon nicht sterben würde, nicht, solange sie als seine Heilerin in der Nähe war. Orwe würde überleben,
aber der große Blutverlust schwächte ihn, und ein paar Tage lang hatten sie länger und öfter gerastet als sonst. Von da an schickte Awin stets zwei oder drei Späher voraus. Meist waren es Limdin und Dare, so wie jetzt. Sie hatten etwas aus dem zerstörten Lager mitgebracht. Es war eine kleine Scheibe aus Eisenblech. Einige rot aufgemalte Striche deuteten so etwas wie ein Blatt an. »Sehr dünn, minderwertig und schlecht gearbeitet«, brummte Harmin, als er das Sgertan in der Hand hielt und von allen Seiten betrachtete.
    »Ich bin sicher, wir finden mehr Eisen dort, Großvater«, rief Dare.
    Harmin schüttelte den Kopf. »Wir sind Hakul, wir rauben kein Lager aus, das wir nicht selbst überfallen haben. Selbst wenn sie dort Berge aus Eisen haben.«
    »Von Ausrauben war nicht die Rede, Schmied«, sagte Tuge, »aber vielleicht finden wir dort etwas, was wir gebrauchen können. Das Dörrfleisch geht zur Neige, und ich habe gesehen, dass bei dem einen oder anderen das Zaumzeug geflickt werden sollte, bevor es noch reißt. Und es wäre Zeit für eine längere Rast. Die Pferde sind erschöpft.«
    »Aber nicht in diesem Lager, Tuge«, entgegnete Awin, der sah, dass nicht nur ihre Reittiere müde waren.
    »Sollen wir nicht wenigstens nachsehen, Awin?«, fragte Wela. »Vielleicht findet sich ein herrenloses Schaf oder wenigstens eine Ziege. Das Dörrfleisch mag zur Neige gehen, doch bedaure ich das kaum. Ich kann es nämlich nicht mehr sehen.«
    Wela nannte ihn immer noch bei seinem Vornamen, als Einzige - außer Merege. Alle anderen beharrten darauf, dass er Yaman Awin vom Klan der Schwarzen Dornen war. Und immerhin zählte sein Klan mit der Schmiedin, Tuge und Mabak

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