Der Sohn des Sehers 02 - Lichtträger
ich mich mit meiner Sippe dem Klan der Schwarzen Berge angeschlossen habe und auch andere führerlose Sippen zu diesem Schritt überreden konnte. Aber noch mehr achtet er das Wort des Sehers Kluwe, und der hat ihm gesagt, dass er dem
Lichtträger helfen muss, zur Rettung seines Stammes und zu seinem eigenen Nutzen.«
»Kluwe - ist er bei euch im Sger?«, fragte Awin erstaunt.
»Aber nicht doch! Er ist im Ahnental geblieben, und ich denke, er wird es in diesem Leben nicht mehr verlassen. Ich glaube, eines von Marekets unsterblichen Rössern steht schon vor seinem Zelt und erwartet ihn«, erwiderte Blohetan und blickte sich unruhig um.
»Wir sollten die anderen Boten nicht zu lange warten lassen, Blohetan«, sagte Awin, »doch habe ich das Gefühl, dass da noch etwas ist, was du mir sagen willst.«
Der Älteste wurde verlegen. »Ich bin leider nicht der Sprecher dieser Abordnung, Yaman Awin. Uredh hat sich viel Einfluss erkämpft, seit Eri Heredhan ist, und er schätzt dessen Vertrauen sehr, vielleicht sogar zu sehr. Du weißt, dass sie auf unserem Ritt selten einer Meinung waren - nun sind sie es umso mehr, oder sollte ich sagen, Uredh ist der Meinung von Eri? Du wirst nicht viel Freundlichkeit oder Entgegenkommen von ihm erwarten können. Und ich muss dich leider warnen. Ich denke, dass wenigstens einer unserer Begleiter ein treuer Gefolgsmann Currus ist. Er sagt, er sei vom Klan des Habichts, aber mir war, als hätte ich ihn unter den Schwarzen Dolchen gesehen. Sei also auf der Hut.«
Awin biss sich auf die Lippen. Es stand Blut zwischen ihm und dem Klan der Dolche. Das konnte gefährlich werden. »Ich danke dir für die Warnung, Blohetan, und dafür, dass du hergekommen bist. Lass uns Tengwil bitten, dass sie diese Nacht gut enden lässt.«
Als Blohetan zu seinen Leuten zurückkehrte, wurde er von vielen fragenden Blicken empfangen, und Awin selbst spürte, dass ihn von den sechs Männern, die mit dem Ältesten gekommen waren, wenigstens drei mit unverhohlenem Hass
ansahen. Er versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, und begrüßte endlich die Abordnungen, die er so lange hatte warten lassen.
Die Viramatai hatten zwei Frauen und eine Handvoll Söldner gesandt. Letztere waren schwer bewaffnet und schienen weit kriegerischer als die Ussar, die Mahuk folgten. Angeführt wurde die Abordnung von Kalya, die den Rang einer Prawani, einer Hohen Fürstrichterin, bekleidete. Sie war alt, dürr und misstrauisch und entsprach sicher nicht dem Bild, das sich die Jungkrieger von den Sonnentöchtern gemacht hatten. Ihr zur Seite stand die Brami Vareda, eine Priesterin. Ein langer weißer Umhang verhüllte ihren Körper, aber wenn sie sich bewegte, konnte Awin sehen, dass die Brami wohl eher den Wunschvorstellungen der Jungkrieger entsprach. Allerdings hatte sie sich den Kopf kahl rasiert, vermutlich ein Zeichen ihrer Würde. Die Eisernen Hakul wurden durch einen Yaman namens Dheryak vertreten. Sein rechter Unterarm fehlte, aber Awin hatte keine Zweifel daran, dass dieser Mann sein Schwert auch mit der Linken zu führen verstand. Dheryak ergriff als Erster das Wort: »Wir sind gekommen, um zu beraten, aber zunächst habe ich eine Frage an dich, Yaman Awin. Sie betrifft einen toten Reiter, den meine Späher am Rande des Blendlands fanden, einen Krieger vom Klan der Steine. Du weißt nicht vielleicht etwas mehr darüber als dein Bote, der verstummte, als ich ihn danach fragte?«
»Ich weiß mehr darüber, Yaman Dheryak«, sagte Awin betont ruhig, obwohl seine schlimmsten Befürchtungen eingetroffen waren. »Der Mann gehörte zu einem Sger, der uns töten wollte, um den heiligen Lichtstein zu rauben.« Und dann setzte er, einer Eingebung folgend, hinzu: »Ich kann nicht annehmen, dass du diese Tat gutheißt, oder?«
Dheryak sah Awin offen ins Gesicht und erwiderte: »Unsere Seher sagten uns, dass der Lichtträger Blut an den Händen haben würde. Sie rieten uns aber dennoch, dich anzuhören, bevor wir Sühne verlangen. Und das werden wir tun. Du solltest aber nicht glauben, dass diese Sache damit vergessen ist.«
Awin nickte knapp. Er spürte die Sorge unter seinen Leuten, aber daran konnte er wenig ändern. Immerhin würde Dheryak zuhören. Und was später kam - nun, es war noch gar nicht gesagt, dass es überhaupt ein Später geben würde. Sie waren hier, um eine Göttin herauszufordern. Also begann Awin, sein Anliegen vorzutragen. Er erzählte noch einmal in aller Kürze, wie der Lichtstein geraubt und die Göttin
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