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Der Sohn des Sehers 02 - Lichtträger

Titel: Der Sohn des Sehers 02 - Lichtträger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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antwortete Uredh leise. »Kluwe kann nicht entgehen, dass der Heolin hier im Lager ist.«
    Awin war sich da nicht so sicher. Wela, deren Ankunft am Feuer Awin gar nicht bemerkt hatte, brachte es auf ihre Weise auf den Punkt: »Die Seher, die ich kenne, übersehen gerne das Naheliegende«, erklärte sie.
    »Dies ist das Feuer der Beratung, Wela, Tuwins Tochter«, funkelte Curru sie böse an.
    »Dann ist es mein Recht, hier zu sitzen, oder nicht, Curru? Ich bin die Schmiedin dieses Klans. Meine Stimme muss im Rat gehört werden.«
    Uredh lachte laut auf. »Dieses Recht hat sie, Seher, das kannst du nicht leugnen. Ihr habt ihr den Hammer des Schmiedes überlassen, nun müsst ihr sehen, wie ihr damit fertig werdet.
Was mich betrifft, ist dieser Rat unvollständig, wenn Harmin nicht hier ist. Vielleicht ist für heute auch alles gesagt, was gesagt werden sollte, und vielleicht sehen wir die Dinge klarer, wenn die Sonne morgen wieder scheint.«
    In der Nacht schlief Awin unruhig. Er spürte einen seltsamen Schmerz in der Seite, dort, wo er beim Kampf in Uos Mund verwundet worden war, nicht stark, aber doch so, dass er immer wieder aufwachte.
    »Ich spüre es auch«, murmelte Tuge neben ihm. »Alte Wunden. Das ist das Wetter. Schlägt um.« Dann drehte er sich auf die Seite und schlief weiter. Bald hörte Awin ihn wieder leise schnarchen. Er kroch aus dem niedrigen Kriegszelt, denn er fand einfach keine Ruhe. Er konnte fühlen, dass der Wind gedreht hatte, wie es Tuge gesagt hatte. Er kam jetzt von Süden und brachte feuchtkalte Luft heran. Awin fröstelte. Er sah Merege am Feuer sitzen. Offenbar konnte sie auch nicht schlafen. Er setzte sich zu ihr. Eine Weile starrten sie schweigend in die Flammen, dann sagte Merege: »Wenn der Heredhan erfährt, dass ihr den Lichtstein habt, wird er ihn für sich selbst haben wollen.«
    »Wir werden Horket den Heolin nicht freiwillig geben, und er hat kein Recht, ihn von uns zu verlangen.«
    »Glaubst du, er wird nach dem Recht fragen, Awin?«
    »Es ist ja gar nicht gesagt, dass wir ihm begegnen. Der Heredhan hat eine Stammesversammlung einberufen. Die wird ihn tagelang beschäftigen. Bis all die Yamane, Schmiede und Seher zu einem Entschluss kommen, sind wir schon weit weg, Merege.«
    »Ich glaube, dass nicht alle aus eurem Sger Horket aus dem Weg gehen wollen.«
    »Das mag sein, doch werden sie dem Lichtstein folgen«, entgegnete Awin, obwohl er sich da nicht mehr so sicher war.
Der Heolin hatte ihnen den Weg über den Fluss nicht geöffnet. Und ausgerechnet der alte Blohetan hatte noch am Ufer die Macht des Lichtsteins angezweifelt. Leise zwar, doch laut genug, dass es seine Krieger gehört hatten und weitersagten.
    »Ich spüre deine Zweifel, Awin. Und wenn du schon deinen Brüdern nicht vertraust, wie sollte ich es da tun? Ich habe dir den Stein überlassen, doch du weißt, für welche Aufgabe. Solltest du von deinem Pfad abweichen, werde ich meine Entscheidung überdenken müssen.«
    Awin runzelte die Stirn. »Xlifara Slahan, die Göttin, die wir aus der Wüste vertrieben haben, hat viele der Meinen verschleppt. Auch meine Schwester Gunwa, die letzte Blutsverwandte, die mir auf dieser Welt geblieben ist. Glaube mir, Merege, keine Macht der Welt wird mich davon abbringen, Slahan zu jagen und meine Schwester zu befreien - oder bei dem Versuch zu sterben.«
    Die Kariwa sah ihn nachdenklich an. Die Sichel Uos, die ihr über dem Jochbein schwarz eintätowiert war, schien sich im flackernden Licht zu bewegen. Awin fiel wieder auf, wie sehr sie sich mit ihrer hellen Haut und ihren nachtschwarzen Haaren von den Frauen seines Stammes unterschied. Und auch ihr Wesen war ein ganz anderes. Wie beherrscht und kühl, ja, beinahe kalt sie neben der lebhaften und leidenschaftlichen Wela wirkte. Er verstand gut, dass viele aus seinem Stamm glaubten, die Kariwa bestünde zur Hälfte aus Eis.
    »Ich zweifle nicht an deiner Aufrichtigkeit, Awin. Ich kenne dein Ziel, doch das von Eri und Curru, das kenne ich nicht.«
    »Sie werden sich nicht gegen den Heolin stellen«, behauptete Awin trotz seiner eigenen Besorgnis. Curru war verbittert und undurchschaubar. Und Eri? Er bezweifelte, dass der sprunghafte Knabe, den sie zum Yaman gemacht hatten, selbst immer wusste, was er im nächsten Augenblick tun würde. Awin
seufzte. Gerade folgten Krieger aus fünf Sippen dem Lichtstein, und das allein war schon mehr als erstaunlich. Am erstaunlichsten war jedoch, dass Eri und Curru nicht versucht hatten, ihm den

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