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Der Sohn des Sehers 03 - Renegat

Titel: Der Sohn des Sehers 03 - Renegat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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zurück, junger Seher. Denn ich will das alles endlich hinter mir lassen. Du hast keine Vorstellung, wie lange …«
    Awin fiel ihr ins Wort: »Aber die Xaima, sie wollen das Skroltor öffnen!«
    Senis starrte ihn einen Augenblick ungläubig an. »Unmöglich«, sagte sie mit gepresster Stimme.
    »Hast du es denn nicht bemerkt, ehrwürdige Senis?«, rief Awin. »Merege hat Slahan besiegt, aber ihre Diener haben die Hakul verführt. Eri wird das Torsiegel zerschlagen. Ich habe es gesehen.«
    Senis rührte sich nicht. Sie schien wie erstarrt.
    »Wir brauchen deine Hilfe!«, drängte Awin.
    »Die Xaima … meine Hilfe«, murmelte die Alte. »Aber ich habe geschworen, mich nicht einzumischen, damit …« Sie brachte den Satz nicht zu Ende, sondern starrte in das kleine Feuer, das vor ihr brannte. Plötzlich erhob sie sich und sagte: »Ich habe mich selbst betrogen. Wie viele Monde suche ich nun schon nach diesem verfluchten Kraut? Wie weit hat es mich in den Süden geführt? Zu weit, viel zu weit. Nein, es gibt keinen Tod für mich. Und nun das! Die Xaima, dieses Heer, wo sind sie jetzt?«
    »Sie haben Karno hinter sich gelassen, ehrwürdige Senis.«
    »Schon im Marschland?« Jetzt wirkte sie tief erschrocken.
»Und warum kommst du erst jetzt, Hakul?«, fuhr sie Awin an, aber als er sich erklären wollte, hob sie plötzlich die Hand. »Hörst du das?«, fragte sie.
    Awin lauschte. In der Luft war ein Rauschen. Wie von Rabenfedern. Aus dem Augenwinkel heraus sah er etwas Dunkles herannahen. Er fuhr herum. Eine unübersehbare Zahl von Lagerfeuern leuchtete in der Nacht, und an jedem davon saßen Hakul. Awin stöhnte. Ein Schwindelgefühl überkam ihn. Sein Geist war hierhergesprungen. Dabei hatte er doch noch so viel mit Senis zu besprechen. Er schloss die Augen, dachte an Senis, um zurückzukehren, aber es gelang ihm nicht. Als er die Augen öffnete, war er immer noch im großen Lager der Hakul, das sich über eine weite Ebene erstreckte. Es war nicht kalt, und sie hatten darauf verzichtet, ihre Zelte aufzuschlagen, nur in einiger Entfernung ragte ein einzelnes großes Zelt aus der Ebene.
    Awin verspürte immer noch ein Schwindelgefühl. Es war schwierig, diese plötzlichen Ortswechsel zu verkraften. Er atmete durch. Das Lager der Hakul. Hierhin hatte ihn seine Reise also geführt. Die Xaima! Natürlich, sie würden in dem Zelt sein. Awin überlegte, wie er sie belauschen könnte. Dann stand er plötzlich schon vor dem Eingang des Zeltes. Er zuckte zurück, denn damit hatte er nicht gerechnet. Die beiden Wachen beachteten ihn nicht, und er schritt zwischen ihnen hindurch. Er wusste nicht, ob es klug war, den Xaima einfach so entgegenzutreten - nein, er wusste, dass es sogar sehr gefährlich war, denn er war auch auf dieser Ebene keineswegs unverwundbar. Er sah Eri, den Tiudhan, der auf einem Sattel saß und düster ins Nichts schaute. Etliche Hakul waren bei ihm. Sie schienen ihm zuzutrinken. Ihre Gesichter und ihre Arme waren mit roter Farbe bemalt. Neben Eri ragte eine Stange aus dem Boden. Ihre Spitze war mit einem schweren Tuch verhüllt,
dennoch drang ein Leuchten durch den Stoff. Der Heolin! Eri hatte den Lichtstein an seiner Seite, aber er hatte ihn verhüllt. Dann bemerkte Awin, dass die Hakul mitten in der Bewegung erstarrt schienen. Er trat näher heran. Sie bewegten sich nicht, nur der Heolin flackerte unter seiner Hülle. Das war seltsam, so etwas war ihm auf noch keiner Reise widerfahren. Aber er war nicht hier, um den Heolin zu sehen. Das große Zelt hatte zwei weitere Kammern. Awin hatte es längst wieder erkannt: Es war das Zelt von Heredhan Horket, dem Awin im Ahnental gegenübergetreten war. Die Erinnerung daran beunruhigte ihn, und für einen Augenblick glaubte er, schemenhaft den Heredhan dort stehen zu sehen. Er blinzelte, und die Erscheinung war fort. Awin trat in die zweite Kammer. Die Xaima waren dort. Sie saßen auf großen Kissen, und als er eintrat, blickten sie auf. Er fuhr erschrocken zurück.
    »Er ist hier«, sagte eine helle, boshafte Stimme.
    Sie gehörte Skefer. Ja, es war Skefer, aber das war nicht mehr der schwarzhaarige Knabe, den Awin an der Löwenquelle gesehen hatte, es war eine zum Skelett abgemagerte Gestalt.
    »Wir sollten ihn töten«, rief Nyet und sprang auf. Er sah noch weit schlimmer aus als Skefer. Ausgemergelt und hohlwangig starrte der Windskrol Awin an.
    »Spare deine Kräfte«, krächzte Dauwe. Seine Augen glühten noch, aber sie glühten aus dem Antlitz eines

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