Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Sohn des Sehers 03 - Renegat

Titel: Der Sohn des Sehers 03 - Renegat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
Vom Netzwerk:
sich das große Heer vor dem kleineren verstecken?«
    Awin fragte sich das auch, aber plötzlich kannte er die Antwort: »Die Wächter! Die Xaima wissen, wie ihr eure Zauberkraft gewinnt, Merege. Sie wissen, dass ihr, um Blitz und Donner zu wirken, einem Feind das Leben nehmen müsst. Aber könnt ihr das, wenn ihr diesen Feind gar nicht seht?«
    »So kämpfen sie dort unten schon?«, fragte der Alte besorgt.
    Awin beschattete die Augen. »Ich kann das Heer der Kariwa
nicht sehen, Freund. Vielleicht ist es einfach zu weit, vielleicht haben sie doch noch unseren Rat angenommen und sich in die Wälder zurückgezogen. Ich fürchte nur, es wird ihnen nichts nützen.«
    »Du meinst - sie werden verlieren?«, fragte der Alte erschrocken. Es war derselbe, der sich darüber beschwert hatte, dass er nicht an der Schlacht teilnehmen durfte.
    »Das stand eigentlich schon fest, als Ragin seine Befehle erteilt hatte«, sagte Awin.
    »Aber die Männer aus Marsa? Die Verstärkung aus Kalve und Burnis?« fragte der Mann erschrocken.
    »Siehst du sie irgendwo? Sie kommen zu spät, wenn sie denn überhaupt je erscheinen«, rief Awin ungehalten. Merege gab ihm ein warnendes Zeichen und sagte: »Nun, wir können sie nicht sehen, weil diese Hügel und Berge sie unserer Sicht entziehen. Sie werden auftauchen. Vielleicht zu spät, um dort am See einzugreifen, aber sollte der Feind versuchen, über die Riesenstraße hier heraufzukommen, werden sie ihm in die Flanke fallen.«
    »Wirklich?«, fragte der Alte zweifelnd.
    »Darauf kannst du dich verlassen« sagte Merege mit fester Stimme. »Aber sage den anderen, dass sie vielleicht doch kämpfen müssen. Sie sollen sich bereit machen. Auf ihre Bögen kann es ankommen. Und besorgt Steine, falls die Pfeile nicht reichen sollten.«
    »Wie du befiehlst, Wächterin«, sagte der Alte. Und dann ging er zu den anderen und gab Mereges Anweisungen weiter.
    »Komm, Awin, wir müssen dort unten die Verteidigung vorbereiten.«
    Noch einmal blickte Awin in den finsteren Stollen mit seinen fahl leuchtenden Wänden hinab. Ihm schien, als sei die drohende Wolke, die das Ende dieses Schlundes verbarg, näher
gerückt. Schaudernd wandte er sich ab und folgte Merege hinab zu seinen Gefährten.
     
    Einige Findlinge ragten unweit der Mauer aus dem Boden. Dorthin hatte Tuge die Gefährten und die Anwärter geführt. »Diese Steine bieten Schutz vor den Pfeilen unserer Stammesbrüder. Außerdem liegen sie etwas versetzt zum Tor, so dass uns nicht die volle Wucht des Angriffs gelten wird. Das Siegel befindet sich dennoch innerhalb der Reichweite unserer Bögen, und jeder, der versucht, Hand daran zu legen, wird unsere Pfeile zu schmecken bekommen«, erklärte der Bogner stolz.
    »Ein guter Platz«, lobte Awin anerkennend. Er bemerkte, dass ihn eine der jüngeren Anwärterinnen, ein halbes Kind, unverwandt anstarrte. »Hast du eine Frage?«, sprach er sie freundlich an.
    »Stimmt es, dass du eine Seeschlange besiegt hast?«, fragte die Anwärterin schüchtern.
    Tuge grinste, aber Awin erwiderte: »Das ist leicht übertrieben, allerdings kann ich dir versichern, dass ich schon gefährlichere Tage als diesen überstanden habe, junge Wächterin.«
    Das Mädchen errötete und verbeugte sich ungelenk. Dann wurde es von Merege gerufen, die ihm Anweisungen für den kommenden Kampf gab. Mabak war dort, er unterhielt die Anwärter offenbar mit seinen Geschichten.
    »Bald werden sie wissen, dass du der Geliebte einer Alfholde bist, Yaman«, meinte Tuge aufgekratzt. Es sah fast so aus, als würde er sich auf den kommenden Kampf freuen.
    »Ich wollte, ich wäre es, Tuge, denn dann könnte ich Isparra vielleicht dazu bringen, uns zu helfen, bevor es zu spät ist.«
    »Du solltest nicht so schwarzsehen, Awin. Es ist genau, wie du sagtest: Wir haben schon gefährlichere Tage als diesen überlebt.«

    »Aber nicht oft, und nicht gut, Tuge.« Dann senkte Awin die Stimme. »Ich habe es gesehen, Tuge, in meinen Träumen, auf meinen Reisen des Geistes - Eri wird das Siegel zerstören. Das Tor wird geöffnet, und die Daimonen werden befreit.«
    Der Bogner starrte ihn entsetzt an. »Du hast das gesehen ?«, rief er.
    »Nicht so laut«, bat Awin. »Es hat seinen Grund, warum ich es den anderen nicht sagte.«
    »Aber dann ist das Ende unausweichlich, dann hat Tengwil unsere Fäden hierhergelenkt, um sie zu durchtrennen. Dann ist Karak umsonst gestorben«, flüsterte Tuge tonlos.
    »Wir dürfen nicht verzweifeln, Tuge, denn ich weiß von Senis

Weitere Kostenlose Bücher